Schüler mit Zwangsstörungen
Hinweis: Diese Merkmalsliste soll lediglich das Erkennen einer Zwangsstörung erleichtern, eine Diagnose kann nur der fachkundige Arzt bzw. Jugendpsychiater stellen.
Erkennungsmerkmale von Zwangsstörungen
Ein Schüler mit Zwangsstörungen…
- bittet ständig um Bestätigung oder Kontrolle seiner Leistungen
- fragt exzessiv nach, bevor er seine Aufgaben bearbeitet
- zählt Gegenstände oder richtet sie aus
- vermeidet es, Türklinken anzufassen (verwendet dazu Tücher)
- sammelt nutzlose Dinge (u. U. auch im Abfall)
- reinigt sich ungewöhnlich oft oder überprüft seinen Körper (bei Waschzwang: raue, aufgesprungene Hände)
- vermeidet den Kontakt mit klebrigen Substanzen
- wiederholt häufig Routinehandlungen
- fürchtet sich davor, seine Impulse nicht kontrollieren zu können (und dadurch sich oder anderen zu schaden)
- bittet häufig darum, aufs Klo gehen zu dürfen
- führt (magische) Rituale aus, damit eine schlimme Erwartung nicht wahr wird
- kontrolliert ständig Türen, Fenstern, Lichtschaltern, Schulmaterialien
- füllt Kästchen oder Vorzeichnungen penibel aus
- radiert oder überschreibt mehrfach (bis zur Beschädigung des Papiers)
- berührt häufig ohne Anlass bestimmte Personen oder Gegenstände
- verspätet sich häufig
- hat unabweisbare Gedanken, die ihm selbst unangenehm sind
- braucht Rituale, bevor er zu arbeiten beginnt
- kontrolliert seine Aufgaben mehrfach
- meidet bestimmte Zahlen, Farben oder Buchstaben
Handlungsmöglichkeiten
Lehrkräfte sollten…
- ein ausführliches Gespräch mit den Eltern des Schülers führen – für Absprachen zum Umgang mit dem Schüler und zur Information der Klasse sowie der unterrichtenden Lehrer!
- den Schülers diskret ansprechen– beim Gespräch mit dem Schüler Zwangsphänomene offen ansprechen!
- Verständnis und Rücksichtnahme gegenüber betroffenen Schülern zeigen!
- Zwangsstörungen im Unterricht thematisieren!
- den Schülers ermutigen, seine Eigeninitiative stärken, z, B. bei Gruppenarbeit!
- mehr Zeit geben - bei Klassenarbeiten und für die Hausaufgaben!
- bei stärkeren Schreibzwängen: Auf Multiple Choice ausweichen!
- feste Abgabefristen vereinbaren (in Absprache mit den Eltern und dem Therapeuten)!
- den Einsatz einer Schreibhilfe (PC, Tablet) erlauben!
- schriftliche durch mündliche Prüfung ersetzen!
- Hausaufgaben auf einen Tonträger aufnehmen lassen!
- keine Bewertung der äußeren Form eines Schriftstücks vornehmen!
- Kinder- und Jugendpsychiater konsultieren – weitere Informationen bei der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. (DGZ)!
- Klassenlehrer und Schulleitung informieren!
- eine möglichst stressfreie Umgebung schaffen!
Literatur
- Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009 (Menzel, S. 378 f.)
- Rausch, Adly: Problembelastete Schülerinnen und Schüler. Begriffe – Umfeld – Handlungsmäglichkeiten. Bad Heilbrunn; Klinkhardt, 2006, S. 117 ff.
Links
- Klinikschule Freiburg: Zwangsstörung. Konsequenzen und Tipps für Pädagogen. Unter: http://www.klinikschule-freiburg.de/files/chronischkrank/projekt%20robert-bosch-stiftung/krankheiten/psychische%20erkrankungen/zwangsstoerung/konsequenzentips/konsequenzen_tipps.htm (erstellt: o. J. / Zugriff: 22.08.2015)