Winnenden im Ersten Weltkrieg

1914

1.3.: August Knörzer wird Landjäger in Winnenden (bis 29.3.1927). --- Die Heilanstalt erhält ein Gesellschaftshaus (Festsaal). Personal wird zum Militärdienst eingezogen. --- 27.7: Das Volks- und Anzeigenblatt thematisiert die Kriegsstimmung in Europa: „Europa vor dem Krieg“. --- 31.7.: Das Stadtschultheißenamt erhält ein Schreiben des Königlichen Bezirkskommandos Ludwigsburg über die Mobilmachung. --- 1.8.: Ein Trommler gibt die Generalmobilmachung des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg bekannt. Eine Sicherheitswache der Bürgerwehr nimmt an strategisch wichtigen Punkten Stellung, etwa am Hufeisen (Eisenbahnbrücke am Zipfelbach). Der Kriegsfortschritt wird am Bahnhof ausgehängt. --- 2.8.: Am Rathaus werden die Mobilmachungstage ausgehängt, gegen elf verlassen die ersten Winnender ihre Stadt Richtung Ludwigsburg. --- 3.8.: Die Bürgerwache hält den Hohreusch besetzt, ein französischer Wagen und ein Flugzeug werden gesichtet. Die Stadt wird durch einen Baumstamm gesperrt. --- 4.8.: Unverheiratete Männer werden eingezogen. Auf dem Rathaus werden zivile Dienste vergeben. Der völkerrechtswidrige Einmarsch nach Belgien wird bekannt. Ein vorgeblich französischer Wagen wird vor dem Rathaus angehalten. --- 5.8.: Die Kriegserklärung des Vereinigten Königsreichs löst Verunsicherung aus. --- 6.8.: Zahlreiche Familienväter werden eingezogen. --- 7.8.: Die Einnahme von Lüttich wird gemeldet. --- 8.8.: Auf dem Rathaus werden Ausweise ausgestellt, die Winnender Frauen Richtung Ludwigsburg zur Verabschiedung ihrer Männer benötigen. --- 10.8.: Winnender Metzger werden zur Herstellung von Fleischkonserven angehalten („Dauerfleisch“). --- 18.8.: Das Volks- und Anzeigenblatt ruft zum Anlegen von Kriegschroniken auf. --- 19.8.: Die erste Kriegsbetstunde findet statt. --- 22.8.: Der Kunstmaler Carl Dobler wird eingezogen und in Nordfrankreich eingesetzt. --- 23.8.: Siege in Belgien und Frankreich werden bekannt. Die Winnender Reservisten werden mobilisiert, dann aber doch nicht gebraucht. ---24.8.: Der Amtsverweser der Schule in Höfen, Richard Kopf, wird eingezogen und fällt. Friedrich Zeile aus Baach übernimmt. --- 30.8.: Sechs Winnender sind bereits gefallen. --- 5.9.: Die Bürgerwehr wird durch den Landsturm ersetzt. --- Okt.: Stadtschultheiß Schmidgall regt die Gründung einer Jugendwehr an. 4.12.: Im Schaufenster von Buchbinder Otto wird eine Tontafel mit den Gefallenen ausgestellt.

1915

15.1.: Die Winnender essen kriegsbedingt das mit Zusatzstoffen gestreckte Schwarzbrot. Mehl und andere Nahrungsmittel werden rationiert, der Stadtpfleger überprüft die Mehlvorräte. --- 17.2.: Mit Beflaggung und Glockengeläut wird ein Sieg gegen Russland in der Winterschlacht in Masuren gefeiert. Auf dem Marktplatz wird das Deutschlandlied gesungen. --- 20.3.: Schulkinder sammeln Eicheln, die Jugendwehr legt zu Übungszwecken Schützengräben an. --- Albert Gänßle wird Lehrer in Höfen.

1916

8.1.: Winnender werden zur Landwehr eingezogen. Eingesetzt werden sie vor allem im Grabenkrieg im Elsass (Niederaspach, Hartmannsweiler Kopf, Ammertsweiler, Serres), aber auch in Italien, bei Belgrad (Zigeunerinsel), zur See und an der Ostfront. --- 14.1.: Metall wird gesammelt. --- 15.3.: Brot wird nur noch gegen Brotkarten abgegeben. --- 27.4.: Der Winnender Gemeinderat setzt eine Wirtschafts- und Nahrungsmittelkommission ein. --- 13.11.: Die im Sommer auf dem Schulhof angepflanzten Brennesseln werden als Baumwollersatz geerntet. Auch andere Rohstoffe werden gesammelt. --- 25.11.: In der Schlosskirche findet ein Gedenkgottesdienst statt. Mehr und Mehr Winnender fallen. --- 5.12.: Das „Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst“ verpflichtet Winnender zwischen 17 und 60 zum Einsatz in kriegswichtigen Betrieben. --- Die Bilanzsumme der Winnender Genossenschaftsbank überschreitet erstmals die Millionengrenze. --- Bürg wird ans Wassernetz angeschlossen.

1917

26.2.: Ein Hausfrauenverein wird gegründet. --- 12.3.: Ein Luftschiff mit Trauerbeflaggung schwebt über den Bahnhof hinweg. --- 46 Patienten der Heilanstalt sterben bei einem Ausbruch von Tuberkulose. --- Marie Huzel erhält für ihre Kriegerfürsorge das Charlottenkreuz. --- 17.6.: Die Orgelpfeifen aus Zinn werden requiriert. --- 8.7.: Die kleineren Glocken der Schlosskirche werden kriegsbedingt abgenommen. --- Dez.: Die Evangelische Kirchengemeinde Winnenden führt Gemeindeabende ein. --- Die Sparkasse Winnenden führt das Depot- und Effektengeschäft ein. --- Der Heimatgruß aus Winnenden erscheint als monatliche Zeitung der Evangelischen Kirchengemeinde. --- Eine der Kurtz-Glocken von St. Ulrich (gegossen 1842 in Stuttgart) wird konfisziert.

1918

13.1.: Die Deutsche Vaterlandspartei lädt zu dem Vortrag Der deutsche Friede. --- 29.1.: Due Turngemeinde verzichtet auf eine Hauptversammlung. --- 6.5.: Dr. Rudolf Camerer wird ärztlicher Direktor der Heilanstalt. --- Wegen des kriegsbedingten Wärtermangels in der Heilanstalt werden erstmals weibliche Fachkräfte auf einer Männerstation eingesetzt. --- 14.8.: Per Konsistorialerlass wird der Pfarrverweserei in Birkmannsweiler ein eigener Pfarrer gewährt. Es handelt sich um den früheren Basler Missionar Martin Maier, der ab 1.11. Pfarrer in Höfen ist. --- 4.11.: Winnender Arbeiter demonstrieren für den Frieden. --- 9.11.: Junge Soldaten berichten vom Revolutionsgeschehen in Stuttgart und von der Entwaffnung durch die Arbeiter. --- 16.11.: Ein Arbeiterrat wird gewählt. --- 19.11.: Vertreter des Gemeinderats, des Arbeiterrats und des Hausfrauenvereins planen Quartier und Verpflegung angekündigter Truppen. --- 23.11.: Erste Winnender Soldaten treffen ein. --- 28.11.: Bayerische Truppenteile durchqueren Winnenden in Richtung Schorndorf. --- 30.11.: Das Landsturmbataillon kommt nach Winnenden. --- 5.12.: Das Feldartillerieregiment 116 nimmt in Winnenden Quartier. --- Dez.: Eine „Vereinigung der Kriegsinvaliden und ehemaliger Kriegsteilnehmer“ wird gegründet. --- Die Schultheißen (Bürgermeister) der Teilorte werden zu Ortssparpflegern bestellt. --- Fleischlose Wochen werden eingeführt. --- Das Bahnhofshotel wird zu einer Fabrik für mechanische Strickerei umgewandelt. --- Das CVJM-Heim an der Schorndorfer Straße wird eingeweiht. Dort tagen auch die Altpietisten und die Hahn’sche Gemeinde. --- In der Pension Dinkelacker in der Mühltorstraße 5 wohnen eine Zeitlang die beiden Jüdinnen Emma Marx und Mathilde Marx.