Dein Auftritt beim Vorlesewettbewerb
Vorlesen ist eine Kunst für sich. Damit du sie übst, nehmen viele Schulen an Vorlesewettbewerben teil. Oft musst du ein Buch vorstellen und ein paar Minuten daraus vorlesen. Bewertet wird meist, ob du sauber gelesen hast, ob du dem Text etwas Leben eingehaucht hast und ob du eine gute Textstelle ausgewählt hast. Schon letzteres ist nicht so einfach.
Den richtigen Text auswählen
Den Text für deinen Lesevortrag solltest du sorgfältig auswählen. Er sollte
- alle Kinder gleichermaßen ansprechen,
- Gefühle wecken und Spannung aufbauen,
- Abwechslung bieten,
- eine anschauliche Szene entwickeln,
- keine Nebenhandlungen, Nebenschauplätze du Zeitsprünge vornehmen,
- keine komplizierten Fremdwörter enthalten oder fremdsprachliche Zitate,
- nicht zu viel Gewalt enthalten,
- dir die Möglichkeit geben, deine Stärken beim Vorlesen zu zeigen (z. B. Dialoge, beschreibende Abschnitte…).
Vorbereitung des Lesevortrags
Eine gute Vorbereitung hilft dir, erfolgreicher (und vor allem besser) zu werden.
- Zuerst muss der Text in dir zum Bild werden – alle Dinge musst du dir vorstellen, damit du dem Zuhörer mit der Stimme dieses Bild vorzeichnen kannst! Lass dir den Text vorlesen und schließe die Augen! Oder: Lies jeden Satz einzeln und schließe danach die Augen, bis du ein Bild wahrnimmst!
- Überlege dir, warum die Figuren das sagen und tun, was im Text geschieht!
- Achte auch darauf, wo der Erzähler sich heimlich oder ganz offen einmischt! Was hat er vor? Mach es hörbar!
- Überlege dir, welche Gefühle die Passage auslöst! Nimm diese Gefühle an, empfinde sie selbst!
- Manche Wörter musst du nachschlagen, damit du den Text völlig verstehst!
- Achte auf Wörter, die kompliziert sind! Übe sie!
- Hebe alle Wörter hervor, die du betonen möchtest, weil sie wichtig sind!
- Übe das Vorlesen – zuerst allein, dann vor Publikum. Nimm dich dabei mit dem Handy auf. Überlege dir, was du verbessern kannst. Achte auf die Zeitvorgaben!
Vorstellung
Die kurze Buchvorstellung hilft dem Publikum, sich in deinem Buch zurechtzufinden und deine Textstelle besser einzuordnen.
- Die Vorstellung sollte ungefähr eine Minute dauern. Stell den Autor vor, sag, wo das Buch spielt, wer darin auftritt und was geschieht! Erkläre dem Publikum, warum du genau dieses Buch ausgesucht hast. Sage, was direkt vor der Stelle geschieht, die du lesen wirst.
- Wenn du nervös wirst: Stelle dir vor, jeder Schüler trägt eine Tomate auf dem Kopf.
- Stell dir außerdem vor: Du bist der berühmte Experte für dein Buch. Dein Vortrag ist ein Geschenk.
- Bei der Vorstellung des Buchs überlegst du dir: Du triffst einen Freund an der Bushaltestelle, in einer Minute kommt der Bus. Wie schaffst du es, ihm kurz zu erzählen, was du gelesen hast?
- Wenn du ein Buch vorstellst, dann doch hoffentlich eines, das dir gefällt! Deine Begeisterung muss sich auch in deinem Vortrag äußern! Sprich frei und lebendig!
- Du willst ja, das andere Lust bekommen, das Buch zu lesen – dann solltest du nicht das Ende verraten!
- Für deine Vorstellung solltest du stehen.
- Stecke deine Hände nicht in die Taschen. Nimm am besten das Buch in die Hand.
Der Vortrag selbst
- Du kannst etwa drei Minuten lesen.
- Lies in Lesehaltung! Sitze breitbeinig auf der vorderen Hälfte des Stuhls, lehne dich nicht an! Sitze aufrecht, halte das Buch halbhoch!
- Beim Lesen musst du den Text wirklich gut kennen!
- Versuche, einzelne Passagen frei ins Publikum zu sprechen! (Lass den Finger auf der Stelle ruhen, wo du gerade warst.)
- Vor dem ersten Wort solltest du einatmen!
- Probiere jeden Satz so lange, bis er passt!
- Teile dir den Atem gut ein, atme in den Pausen, nicht mitten im Satz!
- Mach den Mund auf beim Sprechen!
- Jedes Verb, Hauptwort und Adjektiv solltest du deutlich betonen!
- Wenn Figuren sprechen, kannst du ihr Wesen durch deine Stimme hörbar machen – sie sprechen in einer bestimmten Art und Weise!
- Achte darauf, was die Satzzeichen dir mitteilen – wo steigt die Stimme ( ? . ), wo fällt sie ( ! ), wo bleibt sie in der Schwebe ( , ; : - )?
- Es kann dir helfen, die Bewegungen des Sprechers mitzumachen!
- Manchmal machen Wörter Geräusche: Im Wort „plätschern“ hört man das Wasser, im Wort „fauchen“ den Lufthauch! Sprich die Wörter so, dass man diese Geräusche hört!
- Texte erzeigen auf unterschiedliche Weise Spannung – zeige dem Zuhörer, welche Stellen das sind!
- Pausen dauern länger, als du denkst – mach Pausen, wo dein Zuhörer Zeit braucht, um sich deine Worte vorzustellen.
- Du kannst mit deiner Stimme spielen – sie steigt höher hinauf und sinkt tiefer hinab als im Alltag!
- Wenn ein Vorgang lange dauert, liest du langsamer – wenn sich die Ereignisse überschlagen, liest du schneller!
- Lies immer ein wenig lauter als beim normalen Vorlesen!
- Wenn du fertig bist, schick dem Publikum ein Zeichen, dass du Applaus erwartest. Lächle zum Beispiel und klappe das Buch zu.