Sierra-leonisch-deutsche Beziehungen

1508

Mit der Übersetzung der in Vicenza erschienenen Anthologie Paesi Novamente retrovati, gedruckt in Nürnberg, wird der Bericht von der Entdeckung Sierra Leones durch Pedro de Sintra in Deutschland bekannt.

1789

Bei Weidmann in Leipzig erscheint eine deutsche Übersetzung von John Matthews’ Reise nach Sierra Leone auf der westlichen Küste von Afrika.

1796

Matthias Christian Sprengel veröffentlicht bei Renger in Halle seine Geschichte der brittischen Kolonie am Flusse Sierra Leone auf der Küste von Afrika.

1804

Im Auftrag der Church Missionary Society in London gelangen deutsche Missionare (Jansen, Düring, Nyländer) nach Sierra Leone.

1805

Der Weimaraner Landes-Industrie-Comptoir verlegt eine deutsche Übersetzung von Thomas Masterman Winterbottoms und John Pearce Hockins Nachrichten von der Sierra-Leona-Küste und ihren Bewohnern: Nebst einer Schilderung der dortigen Brittischen Kolonie.

1816

William Augustine Bernard Johnson (d. i. Wilhelm August Bernhard Jansen aus Hannover) baut die Kirche von Regent bei Freetown. Er leitet die 1812 gegründete Gemeinde bis zu seinem Tod 1823.

1845

26.4.: Theophil Frey, später Architekt in Stuttgart, kommt als Sohn eines Missionars in Freetown zur Welt.

1870

Im Verlag der der Vereinsbuchhandlung in Calw erscheint als achtes Bild der Missionsbilder der Band Afrika: Sierra Leone und Yoruba.

1877

Ernst Vohsen übernimmt die Leitung der Compagnie Francaise Du Senegal et de la Cote Occidentale l’Afrique, nachdem eine Gelbfieberepidemie unter den europäischen Kolobialbeamten hohe Opferzahlen fordert.

1879

Der aus dem schweizerischen Glarus stammende Händler und Afrikaforscher Josua Zweifel begibt sich von seiner Handelsstation Rotombo aus auf eine Expedition ins Hinterland von Sierra Leone.

1881

Ernst Vohsen wird durch kaiserliches Dekret zum ersten deutschen Konsul in Sierra Leone ernannt, um die deutschen Interessen in diesem Land zu fördern.

1885

Adelaide Smith Casely Hayford aus Freetown reist mit Mathilde Bazlen aus Öhringen ins Königreich Württemberg, und besucht das Katharinenstift in Stuttgart.

1906

Augustin Krämer veröffentlicht bei Vieweg in Braunschweig Anthropologische Notizen über die Bevölkerung von Sierra Leone.

1912

Rudolf Zeller publiziert für das Historischen Museum in Bern Die Bundu-Gesellschaft: Ein Geheimbund der Sierra Leone.

1923

Ilse Kummer promoviert in Leipzig mit einer Schrift über die Landeskunde der britischen Kolonie Sierra Leone.

1936

Ralph Eberl-Elber veröffentlicht in Salzburg Westafrikas letztes Rätsel: Erlebnisbericht über die Forschungsreise 1935 durch Sierra Leone. --- Jules Staub promoviert in Bern mit der Dissertation Beiträge zur Kenntnis der materiellen Kultur der Mendi in der Sierra Leone.

1942

Ralph Eberl-Elber publiziert im Berliner Verlag der Heimbücherei Sierra Leone: Allein durch Westafrikas Tropen.

1961

Deutschland erkennt Sierra Leone völkerrechtlich an und entsendet einen Botschafter nach Freetown.

1969

25.9.: Sierra Leone eröffnet am Regierungssitz Bonn erstmals eine Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

1971

Die Informationsabteilung der Botschaft von Sierra Leone veröffentlicht am Botschaftsstandort die Informationsbroschüre Republik Sierra Leone: Wissenswertes über Land und Leute.

1972

21.12.: Die DDR nimmt diplomatische Beziehungen zu Sierra Leone auf. --- Der WDR produziert unter der Regie von Heinz Cramer das Hörspiel Die Droge nach einer Vorlage von Gaston Bart-Williams.

1976

Harald Lange veröffentlicht im Leipziger Verlag Brockhaus Im Land der Löwenberge.

1977

29.3.-19.4.1977: Das Kultur-Forum der Stadt Bonn zeigt in der Ausstellung Kunst aus Sierra Leone neben Werken zeitgenössischer Künstler Botenstäbe, Spielbretter und Eisengeld.

1986

Uwe Schrader dreht den Spielfilm Sierra Leone um einen deutschen Rückkehrer aus Sierra Leone. --- Der Ethnologe Wolfgang Bender leitet die Überspielung des gesamten Schellackplattenbestands des Rundfunkarchivs der Sierra Leone Broadcasting Service (SLBS) mit Mitteln des Kulturerhalts des Auswärtigen Amts.

1987

Wolfgang Bender konzipiert eine Foto-Ausstellung für die Zweihundertjahrfeier von Freetown. Im selben Jahr betreut er die Freiburger Ausstellung Enjoy yourself: populäre Malerei aus Sierra Leone, Westafrika und nimmt das Album Sierra Leone Music auf, das von West African Gramophone Records aufgenommen und vom Berliner Label Zensor produziert wird. --- Andreas Dernbach veröffentlicht im Berliner Quorum-Verlag Bildungspolitik und Schulalltag in Sierra Leone.

1988

Aminata Seisay promoviert in Gießen über Determinanten der Außenpolitik Sierra Leones.

1989

Rita Schäfer promoviert an der Universität Freiburg mit einer Dissertation über Die Sande-Frauengeheimgesellschaft der Mende in Sierra Leone: Ihre Organisation und Masken im zeitlichen, intra- und interethnischen Vergleich.

1990

28.8.: Gaston Bart-Williams arbeitet an der dreiteiligen Dokumentation Afrikanische Wurzeln (ZDF), als er bei einem Fährunglück vor Freetown ertrinkt.

1992

Im Münsteraner Lit-Verlag erscheint Bernhard Sievers’ Musik in Sierra Leone: Tradition, Wandel und Identitätsverlust einer Musikkultur in Westafrika.

1993

Jürgen Schweinebraden von Wichmann-Eichhorn veröffentlicht im Niedensteiner Verlag der EP-Edition sein Afrikanisches Tagebuch.

1994

Jacqueline Knörr veröffentlicht im Münsteraner Lit Verlag ihre Bayreuther Dissertation Kreolisierung versus Pidginisierung als Kategorien kultureller Differenzierung: Varianten neoafrikanischer Identität und Interethnik in Freetown / Sierra Leone.

1996

Eva Altenburger und Walter Hirschberg geben den Band Aspekte zur Kultur und Geschichte Sierra Leones heraus. --- Syl Cheney-Cokers Roman Der Nubier (orig. The Last Harmattan of Alusine Dunbar) erscheint in einer Übersetzung von Thomas Brückner im Peter Hammer Verlag, Wuppertal.

1997

Bei der Edition Anker im Christlichen Verlags-Haus Stuttgart erscheint das Würfelspiel Sierra Leone: Eine abenteuerliche Reise durch Afrika.

2000

Bettina Rühl erhält den Medienpreis der Kindernothilfe für ein Hörfunk-Feature über Kindersoldaten in Sierra Leone mit dem Titel Krieg der Kinder, das 1999 vom WDR 5 gesendet wird.

2001

Siegfried Pater befasst sich in Blutige Diamanten, erschienen im Göttinger Lamuv-Verlag, mit dem illegalen Diamantenhandel im Bürgerkriegsland Sierra Leone. Es folgen weitere Arbeiten zu diesem Gegenstand, etwa Saubere Diamanten? Der Kampf gegen schmutzige Geschäfte mit Blutdiamanten am Beispiel Sierra Leones von Cornelia Wilß (Frankfurt am Main: Brandes & Apsel, 2003), Annette Rehrls Diamantenkinder: Afrikas Kinder zwischen Sklaverei, Gewalt und Hoffnung (München: Pattloch, 2004) sowie Nina Engwichts am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung 2015 eingereichte und 2016 im Frankfurter Campus Verlag veröffentlichte Dissertation Illegale Märkte in Postkonfliktgesellschaften: Der sierra-leonische Diamantenmarkt.

2003

Horst Ehmke Roman Privatsache erscheint im Eichborn-Verlag. Er spielt zum Großteil in Sierra Leone.

2005

7.1.: Im Polizeirevier Dessau verbrennt der aus Sierra Leome geflüchtete Oury Jalloh unter ungeklärten Umständen. --- Der Todesfall führt zu zahlreichen Publikationen unterschiedlicher Ausrichtung. Auch filmisch wird Jallohs Tod behandelt, etwa in Tod in der Zelle – Warum starb Oury Jalloh? von Marcel Kolvenbach und Pagonis Pagonakis (2006), in Simon Jaikiriuma Paetaus Dokumentation Oury Jalloh (2008) und im NDR-Tatort Verbrannt (2015, Buch: Stefan Kolditz, Regie: Thomas Stuber).

2006

Annette Rehrl behandelt in ihrem bei Knaur in München erschienen Sachbuch „Sie zwangen mich zu töten“: Afrikas verlorene Kinder die Lage der ehemaligen Kindersoldaten in Sierra Leone, ebenso wie Ishmael Beahs im Folgejahr im Frankfurter Campus-Verlag erschienene Autobiographie Rückkehr ins Leben: Ich war Kindersoldat.

2007

Rebekka Rust veröffentlicht bei Tectum in Marburg die Studie Beschneidung im Geheimbund: weibliche Genitalbeschneidung in Sierra Leone aus kulturwissenschaftlicher Sicht.

2008

24.7.: Der deutsch-sierra-leonische Musiker Patrice (d. i. Gaston Patrice Babatunde Bart-Williams) liefert das musikalische Vorprogramm für den Auftritt von Barack Obama vor der Berliner Siegessäule. --- Der deutsch-sierra-leonische Stürmer Abu-Bakarr Kargbo wird Torschützenkönig der U-17-Bundesliga. --- Jan Küver publiziert im Frankfurter Verlag für Interkulturelle Kommunikation (IKO) Kulturelle und gesellschaftliche Zugehörigkeit im Kontext transnationaler Biographien: Eine Untersuchung am Beispiel sierra leonischer MigrantInnen in Deutschland.

2009

Mariatu Kamaras mit Susan McClellands verfasster Bürgerkriegsroman Das Mädchen ohne Hände erscheint bei Pattloch in München.

2010

Der Bonner Verein German Doctors e. V. wird am Serabu Community Hospital in einer abgelegenen Region im Südosten von Sierra Leone tätig.

2011

Der sierra-leonische Präsident Koroma ist auf Staatsbesuch in Deutschland.

2012

Bundesminister Dirk Niebel (BMZ) besucht Freetown.

2013

Anne Menzel promoviert an der FU Berlin mit einer Dissertation zum Thema Was vom Krieg übrig bleibt: Unfriedliche Beziehungen in Sierra Leone.

2017

Pia Lenz erhält gemeinsam mit Kristopher Sell den Herbert Quandt Medien-Preis für Herr Abass und das geklaute Land, eine Fernsehreportage über Landnahme in Sierra Leone.