Deutsche Bezüge zu Französisch-Polynesien (Marquesas, Wallis und Futuna, Clipperton)

1772

Georg Forster bricht mit James Cook zu dessen zweiter Weltumsegelung auf. Eines der Ziele ist Tahiti. Der Reisebericht wird in der Folge stark rezipiert, etwa von Franz Grillparzer, der in seiner Selbstbiographie über die Bibliothek seines Vaters schreibt: „Da war eine Sammlung von Reise-Beschreibungen, von denen mich besonders Cooks Weltumseglung so interessierte, daß ich bald in Otaheiti mehr zu Hause war als in unserer eigenen Wohnung.“ Den Brauch des Namenstauschs erwähnen beispielsweise Georg Christoph Lichtenberg in den Sudelbüchern (Abt. K, 1793-1796) als auch Jean Paul im Titan (Berlin, 4 Bde., 1800-1803).Auch Johann Gottfried Herder erwähnt Forster in seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (II, 6, 5), ebenso Christoph Martin Wieland in den Abderiten (1774).

1776

Matthias Claudius beratschlagt mit Gerstenberg über eine Auswanderung nach Tahiti.

1777

In der Fürstlichen Waisenhaus-Buchhandlung Braunschweig erscheint Justus Friedrich Wilhelm Zachariaes Tayti, oder die glückliche Insel.

1781

Aloys Blumauer kritisiert in seinem Gedicht O-Tahiti (allerdings mit patriotischem Unterton) die naive Vorstellung eines paradiesischen Südseeparadieses: „Hört man dich nicht am harten Ruder winseln, / Das du mit saurer Arbeit selbst geschnitzt? / Führst du nicht Tausende nach fremden Inseln, / Wo dann ihr Blut – nicht für die Freiheit – spritzt?“

1786

Georg Forster veröffehtlicht im Teutschen Merkur (Weimar) die Schrift Noch etwas über die Menschenraßen.

1793

Im Weißenfelser Severin-Verlag veröffentlicht V. G. Palozzi Die Insel O-Tahiti und ihre Bewohner : Ein angenehm unterrichtendes Weyhnachtsgeschenk für wißbegierige Jünglinge und Mädchen. --- In Leipzigerscheint Johann Traugott Plants Handbuch einer vollständigen Erdbeschreibung und Geschichte Polynesiens oder des fünften Erdtheils, 1: West-Polynesien (der zweite Band, eine Beschreibung Ostpolynesiens, folgt 1799).

1798

In der Neuen Bibliothek, verlegt von Ernst Bohn in Kiel, erscheint Das glückliche Land: Ein Neujahrsgeschenk für Kinder die gern etwas über Länder und Völkerkunde lesen.

1806

Carl Ludwig Reichenbach 1806 plant in Tübingen eine Geheimgesellschaft zur Errichtung einer Kolonie auf Tahiti (Otaheiti) in der Südsee (Otaheiti-Gesellschaft).

1809

Johann Christian August Bauer veröffentlicht bei Gräff in Leipzig die Vorlage zu Defoes Robinson Crusoe, Alexander Selkirchs sonderbare Schicksale zu Wasser und zu Lande, die im dritten Teil Polynesien behandelt.

1818

Adalbert von Chamisso gelangt auf seiner Weltreise nach Tahiti, wo ihm angeblich ein Band der Komödien Kotzebues in die Hände fällt.

1833

Friedrich Krohn veröffentlicht in Hamburg Das Missionswesen in der Südsee : ein Beitrag zur Geschichte von Polynesien.

1837

Adalbert von Chamisso veröffentlicht in seinen Gedichten letzter Hand auch das von Ellis‘ Entdeckungsfahrt inspirierte Gedicht Ein Gerichtstag auf Huahine.

1843

Henri Lutteroths Geschichte der Insel Tahiti und ihrer Besitznahme durch die Franzosen erscheint in Berlin in der Übersetzung von Theodor Bruns. ---. Gottfried Kellers Gedicht Nachtfahrer, aus der Sammlung Gedichte (1846), dort unter dem Titel Nacht III, schildert die Ankunft christlicher Missionare in Polynesien: „Zuvorderst aus des Schiffes schwarzen Wänden / Ragt schwärzer in der giererfüllten Rotte / Der Christenpriester, schwingend in den Händen / Das Marterholz mit dem gequälten Gotte“.

1844

Bei Gebhardt in Grimma wird R. Dietschs Vortrag Uebersichtliche Darstellung der Geschichte von Tahiti gedruckt.

1846

Alfred Godeffroy läuft mit der Brigg „Helene“ nach einem Aufenthalt in Valparaiso (Chile) die Marquesas-Inseln an.

1847

Hermann Melvilles Narrative of a Four Months’ Residence Among the Natives of a Valley of the Marquesas Islands erscheint bei Mayer in Leipzig unter dem deutschen Titel Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf polynesisches Leben, übersetzt von Rudolph Garrigue. --- Im Jahre 1847 erschien im Verlag Gustav Mayer die Gerstäcker-Übersetzung von Herman Melville unter dem Titel Omoo oder Abenteuer im stillen Ocean.

1853

Friedrich Gerstäcker behandelt in Die Südsee-Inseln auch Polynesien.

1857

Friedrich Gerstäcker schildert in Tahiti (Kap. 33) einen Aufstand der polynesischen Bevölkerung von Papeete gegen die Franzosen.

1863

Die „Alfred“ des Handelshauses Godeffroy erreicht im Oktober die Wallis-Inseln.

1878

In Frohe Stunden. Unterhaltungsblätter für Jedermann erscheint Die Rache des Ehri: Ein Abenteuer aus dem südöstlichen Polynesien von Emma Pollmer. Verlegt wird das Magazin von Bruno Radelli in Dresden und Leipzig.

1879

Karl May schildert in Am Stillen Ozean einen Besuch auf Tahiti.

1881

Adolf Bastians Die heilige Sage der Polynesier: Kosmogonie und Theogonie erscheint bei Brockhaus in Leipzig.

1889

Bartholomäus von Werner beschreibt in Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee seine Expedition nach Tahiti.

1897

Von August 1897 bis Februar 1898 bereiste Karl von den Steinen im Auftrag des Ethnologischen Hilfskomitees unter Vorsitz von Valentin Weisbach die Marquesas.

1909

Walter Volz veröffentlicht seine Reiseerinnerungen aus Ostasien, Polynesien, Westafrika, erschienen in Bern bei A. Francke.

1910

Waldemar Vollerthun erreicht mit der SMS „Emden“ Pape’ete.

1913

Gerrit Engelkes O’Tehura wird in Masken. Zeitschrift für Politik, Kunst und Kultur, herausgegeben von Hans Franck in Düsseldorf, erstmals gedruckt.

1914

22.9.: Die Panzerkreuzer SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau laufen Pape’ete an, um Kohle aufzunehmen. Bei einem Feuergefecht werden einige Gebäude in Papeete zerstört.

1915

Robert Müller lässt in seinem Roman Tropen den Slim sagen, er habe in Paris die Bekanntschaft eines Tahiti-Malers (wohl Gauguin) gemacht: „Er war ein Maler und hatte seine eigene Anschauung – Anschauung, sage ich. Er begann zu malen, legte es hin, und eines Tages machte er sich davon und tauchte irgendwo im Archipel auf. Ich habe ihn später in Tahiti wiedergetroffen. Er studierte von den Eingeborenen Farbenauffassung und die Fläche und gab sich auch mit dem lustvollen paradiesischen Käferdasein dieser Insulaner ab. Seiner Meinung nach waren sie die einzige, noch junge, unerschöpfte Rasse der Welt.“

1917

2.8.: Der deutsche Hilfskreuzer SMS „Seeadler“ Felix Graf von Luckners strandet am Saumriff von Maupihaa. --- Der Schweizer Naturforscher Fritz Sarasin veröffentlicht Neu-Caledonien und die Loyalty-Inseln. Reise-Erinnerungen eines Naturforschers. Georg, Basel 1917

1921

Gerrit van Engelke veröffentlicht in seiner Gedichtsammlung Rhythmus des neuen Europa die Romanze in allen Regenbogenfarben, in der eine Schiffahrt auch nach Polynesien gelangt: „Schaumumtanzter Lotos: Otaheiti du, Palpete! / Kindlich grüner Palmenbüschel, Hasen mit Kanugewimmel – / Darüber: tönend, lichtzerspringend ungeheuer blauer Himmel.“

1923

In Paul Hambruchs Übersetzung erscheinen bei Meissner in Hamburg Denkwürdigkeiten Arii Taimai e Marama von Eimeo, Teriirere von Tooarai, Teriinui von Tahiti, Tauratua i Amo, in den Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde in Hamburg. --- Hedwig Danzel gibt einen Band Sagen und Legenden der Südsee-Insulaner (Polynesien) heraus, der im Folkwang-Verlag in Hagen erscheint.

1925

Karl von den Steinens dreibändiges Überblickswerk Die Marquesaner und ihre Kunst: Studien über die Entwicklung primitiver Südseeornamentik nach eigenen Reiseergebnissen und dem Material der Museen erscheint bei Reimer in Berlin.

1926

Emil Reches Tangaloa: ein Beitrag zur geistigen Kultur der Polynesier erscheint bei Oldenbourg in München. Mit Polynesien befasst er sich auch in Polynesien: das Seelenbild einer Meereskultur: Eine Betrachtung Reche, das 1936 bei Möhring in Leipzig erscheint.

1927

Herman Melvilles Taipi: ein Südsee-Erlebnis (orig. Typee) erscheint bei Knaur in deutscher Übersetzung, im selben Jahr wird auch Omu (orig. Omoo)in Berlin veröffentlicht. --- Richard A. Bermanns Tausend und eine Insel: ein Reisebuch aus Polynesien erscheint im Berliner Fischer-Verlag.

1931

Alma M. Karlin veröffentlicht den Band Mystik der Südsee, der in Berlin-Lichterfelde bei Bermühler erscheint.--- 5.8.: Der Abenteuerfilm Tabu, inszeniert im Jahr 1930/1931 als Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau, kommt in Deutschland in die Kinos.

1935

Otto Bunzendahl veröffentlicht im Verlag der Werkgemeinschaft Leipzig Tahiti und Europa: Entdeckungsgeschichte der Gesellschaftsinseln; rassische Verhältnisse, stoffliche Kultur und deren erste Beeinflussung durch die Europäer.

1939

Hans Leips Erzählung Brandung hinter Tahiti wird von Wegner in Hamburg verlegt.

1940

Elisabeth Loehner veröffentlicht in Wien die Studie Tahiti: ein Wunschbild: Von G. Forster bis Fr. Gerstäcker.

1947

Hans Nevermanns Götter der Südsee: Die Religion der Polynesier erscheint bei Spemann in Stuttgart. --- Herbert Lewandowski publiziert Paul Gauguin: der Meister von Tahiti. Die Monographie erscheint bei Amerbach in Basel.

1959

Der Tahiti-Roman Es brennt wie Dornen im Blut von Jacques Stephen Alexis erscheint in einer deutschen Übersetzung von Paul Schlicht.

1963

Die erste Girlband der Bundesrepublik, die Tahiti-Tamourés, veröffentlichen die Single Tahiti Mafatu.

1971

Bei Renner in München erscheint Haku Mele: der Poet in Polynesien: Ein sozial-anthropologischer Beitrag zur Rolle des Künstlers von Renate von Gizycki.

1982

Paul Gauguins Aufzeichnungen von Noa Noa: Die erste tahitanische Reise, von Hans Graber nach dem Manuskript des Künstlers übersetzt, erscheinen bei Büchse der Pandora in Wetzlar.

1987

2.9.-1.11.: Im Rahmen des Gesamtprojektes Exotische Welten ist im Staatlichen Museum für Völkerkunde Mythos die Ausstellung Tahiti: Südsee - Traum und Realität zu sehen. --- Auf der documenta 8 zeigt Lucius Burckhardt das soziale Experiment Die Fahrt nach Tahiti, eine Rekonstruktion der 1773 durchgeführten Reise nach Tahiti von James Cook und Georg Forster

1988

Petra-Angelika Rohde veröffentlicht bei Schäuble in Rheinfelden Paul Gauguin auf Tahiti: ethnographische Wirklichkeit und künstlerische Utopie.

1990

Im Mitteldeutschen Verlag in Halle erscheint Ivo Mansmanns Clipperton. Schicksale auf einer vergessenen Insel.

1991

Gudrun Hanke-el-Ghomri veröffentlicht in München ihre Studie Tahiti in der Reiseberichterstattung und in den literarischen Utopien Frankreichs gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

1992

Alex W. DuPrels Blaue Träume: Moderne Geschichten aus der Südsee werden bei Tanner in in der Übersetzung von Denis Scheck veröffentlicht.

1995

Alfred Weidenmann publiziert bei Loewe in Bindlach das Jugendbuch Die Spur führt nach Tahiti.

1997

27.4.-29.6.: Im Alten Rathaus der Stadt Ingelheim ist Paul Gauguin, Emil Nolde und die Kunst der Südsee: Ursprung und Vision zu sehen. --- Dagmar Galin veröffentlicht bei Zerling in Berlin Vaaloa - die Ankunft der weißen Geister: Erster Kontakt mit Europäern in der Überlieferung Ozeaniens.

1998

7.2.-1.6.: In der Staatsgalerie Stuttgart ist die Ausstellung Paul Gauguin: Eine Reise nach Tahiti zu sehen. Der Katalog von Christoph Beckererscheint in München bei Prestel. --- Henning Huffer veröffentlicht seinen Reisebericht Tatort Südsee: Abenteuerflug in die Vergangenheit.

2000

Andreas Kollender veröffentlicht beim Deutschen Taschenbuchverlag in München den in Polynesien Roman Teori.

2001

Für das Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde verfasst Hilke Thode-Arora den Katalog Tapa und Tiki: Die Polynesien-Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums.

2002

Gabriele Hoffmann veröffentlicht den Clipperton-Roman Annas Atoll im Europa-Verlag in Hamburg. --- Lorenz Gonschor publiziert für die Pazifik-Informationsstelle in Neuendettelsau Das Entstehen einer einheimischen Literatur in Französisch-Polynesien.

2004

Bei Wallstein in Göttingen erscheint die Studie Erotische Paradiese: Zur europäischen Südseerezeption im 18. Jahrhundert von Christiane Küchler Williams.

2006

Karl Bergers englischsprachiger Roman Clipperton. A novel erscheint bei Harbor House in Augusta, Georgia.

2007

Gabriele Dürbeck veröffentlicht bei Niemeyer in Tübingen Stereotype Paradiese: Ozeanismus in der deutschen Südseeliteratur 1815-1914.

2008

Dirk Fleck publiziert im Münchner Pendo-Verlag den Roman Das Tahiti-Projekt, einen Roman über einen ökologischen Idealstaat im Südpazifik.

2015

Michael Niedermeier publiziert den Aufsatz „Taheitisches Zeug“: Die ethnographische Sammlung der Forsters im Wörlitzer Südseepavillon und die Tahiti-Mode im frühen Landschaftsgarten Erschienen ist er in Präsenz und Evidenz fremder Dinge im Europa des 18. Jahrhunderts, der in Göttingen von Wallstein verlegt wird.