Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund
Hinweis: Die Vielfalt der Lebenslagen und Schicksale lässt es kaum zu, alle Schüler mit Migrationshintergrund über einen Kamm zu scheren.
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund: Zur Situation
Schüler mit aktuellem Migrationshintergrund…
- werden oft auf ihre vermeintliche Herkunft aus dem Ausland angesprochen
- kommen öfter als deutschstämmige Schüler aus Familien, die von Erwerbslosigkeit oder Armut bedroht sind
- bewohnen nicht selten teurere Wohnungen in schlechterer Lage als ihre deutschstämmigen Mitschüler
- haben öfter Förderbedarf, insbesondere im Fach Deutsch
- schwanken zwischen ihrer Herkunftskultur bzw. der Herkunftskultur ihrer Eltern und der sie umgebenden Kultur des Aufnahmelands, vor allem in Hinblick auf
- Geschlechterrollen und Sexualität
- die Einstellung zur Schule, zum Lehrer
- religiöse Normen
- die Familie
- werden häufiger zum Gegenstand rassistischer oder ausländerfeindlicher Bemerkungen oder zum Ziel von Gewalt
- werden im Hinblick auf ihre akademischen Fähigkeiten häufig unterschätzt
- werden beim Zugang zu Bildungsressourcen oft benachteiligt
- stehen nicht selten unter hohem Erwartungsdruck
Handlungsmöglichkeiten
Lehrer sollten…
- Schüler unabhängig von ihrer Herkunft gleich behandeln
- aktiv auf die Eltern zugehen
- behutsam mit kulturellen Tabus umgehen (Schwimmunterricht, Sexualkunde…)
- die interkulturelle Kompetenz der Klasse fördern
- Rassismus und Diskriminierung im Unterricht thematisieren
- die Selbstwahrnehmung des Schülers beachten (Aussprache des Namens: auch deutsche Aussprache, wenn gewünscht!)
- Eigene Stereotype hinterfragen
- Schüler nicht zum Experten ihres Herkunftslands machen, wenn dies der Schüler nicht ausdrücklich anbietet
- Sprachförderung organisieren, aber nicht als reine Defizitbewältigung
- Kontakt halten zu Lehrern in den muttersprachlichen Schulangeboten (griechische, italienische, chinesische Auslandsschulen)
- Zweisprachigkeit nutzen, wo entsprechende Kenntnisse wirklich vorhanden sind
- Kulturelle Vielfalt auch im Klassenzimmer sichtbar machen
- Möglichkeiten zum Schüleraustausch anbieten, auch mittels des Internets
- Unterrichtsgäste aus anderen Ländern oder Experten mit Migrationshintergrund einladen
- Migration nicht einseitig darstellen – weder abwerten noch verklären, sondern als gesellschaftliche Normalität verstehen
- Gemeinsamkeiten betonen, nicht Unterschiede
- Unterrichtsmaterialien einsetzen, die Migrationsthemen nicht eurozentrisch behandeln sondern zahlreiche Perspektiven entwickeln
- Heimat so definieren, dass jeder an ihr teilhaben kann, dass niemand ausgeschlossen wird
- Mehrsprachigkeit als Chance begreifen
- Individualität in den Vordergrund stellen, anstelle zu klassifizieren
Literatur
- Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009 (Manschke, S. 143 ff.)
- Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Sichtwechsel: Wege zur interkulturellen Schule. Ein Handbuch. Hannover: 2000
Internet
- Mediendienst Integration: Bildung. Unter: http://mediendienst-integration.de/integration/bildung.html (abgerufen: 06.2017)