Magdalene Fromme: Märchen, Possen und andere Geschichten

Die Autorin

Am 3.1.1947 kommt Magdalene Fromme in Winnenden zur Welt. Zunächst besucht sie das Winnender Progymnasium, ehe sie ans heutige Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Bad Cannstatt wechselt, wo sie 1966 ihr Abitur ablegt. Nach der praktischen Ausbildung zur Apothekerin in der „Apotheke am Torturm“ (damals Gmelinsche Apotheke) nimmt sie ein Studium der Pharmazie in Karlsruhe auf. 1972 erhält sie ihre Approbation und arbeitet zunächst als Angestellte, ehe sie am 1.4.1991 die „Berglen-Apotheke“ in Oppelsbohm gründet, die sie bis 2009 führt. Im Ruhestand arbeitet sie als Autorin, Malerin und Märchenerzählerin.

In regelmäßiger Folge entstehen seit der Jahrtausendwende Gedichte und Erzählungen, etwa Unheilige Geschichten zur Weihnachtszeit, Neues aus Altersberg und Märchenhafte Geschichten. Eine besondere Vorgeschichte hat die Kinderbuchreihe Die Chronik von Bachmausia, von der 2001 bis 2014 insgesamt 14 Bände erscheinen. Als Integrationshelferin in Eigeninitiative kümmert sich Fromme regelmäßig um die Kinder einer befreundeten türkischen Familie in Schwaikheim. Die Bachmausia-Geschichten, zunächst mündlich als Einschlafgeschichten vorgetragen, schreibt sie später auf.

Von Kindheit an beschäftigt sich Fromme mit Märchen aus aller Welt, seit ihrer Ausbildung zur Märchenerzählerin tritt sie in Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen als Märchenfrau auf. Als Künstlerin wurde Fromme durch ihre Weihnachtshäuser bekannt, aber auch durch Springerle mit Winnender und Stuttgarter Motiven, die im Dezember vorwiegend im Remstal in einigen Schaufenstern zu sehen sind. Auch literarische Motive greift sie auf: Eines der Springerle zeigt Mörikes Schöne Lau aus dem Stuttgarter Hutzelmännlein. Magdalene Fromme ist Mitglied des „Literarischen Kleeblatts“, einer Autorengruppe aus Waiblingen, der „Poetischen Planetoiden“ und des Stuttgarter Märchenkreises. 2013 und 2014 erhielt sie für ihre Kurzgeschichten den Neuen Literaturpreis Remstal. Ihre Texte finden sich in verschiedenen Anthologien, etwa das Märchen Vom Ring der Regenbogenfee, das in einem Sammelband im Rahmen der Remstal-Gartenschau erschien.

 

Bezug zu Winnenden

Magdalene Fromme ist in Winnenden geboren und verwurzelt. Ihr Vater, Karl Pfund, war einer der Mitbegründer des Winnender CVJM. Ihr Großvater war der damals stadtbekannte und allseits respektierte Torwächter Pfund an der Pforte der Heilanstalt. Fromme, die Winnenden gut kennt, nimmt in ihren Texten immer wieder Bezug zu den Winnender Verhältnissen. Insbesondere als Satirikerin greift sie die die zuweilen grotesken Wendungen der Lokalpolitik auf.

Zum Werk

Satiren: Geschichten vom Bürgerle

Magdalene Frommes „Geschichten vom Bürgerle“ sind Satiren, die mit leisem Spott Kleinstadtfilz, Provinzlertum und Engstirnigkeit auf die Schippe nehmen. Alle Texte, bisher unveröffentlicht, tragen den Untertitel „Provinzpossen“ – mit der im 19. Jahrhundert beliebten Form des unterhaltsamen Theaters haben sie die Gliederung in Akte gemein. Jede Satire braucht einen Vertreter des gesunden Menschenverstands: Hier ist es Bürgerle, der vir bonus von Frommes Satiren, ein „unbescholtener Bürger“. Bürgerle lebt in der schwäbischen Stadt Widele, die in groben Zügen der Großen Kreisstadt Winnenden ähnelt – der Ortsname spielt auf den Refrain eines früher wohlbekannten Volkslieds an: „Widele, wedele, hinterm Städtele / hält ein Bettelmann Hochzeit.“ Als unschuldiger, aber nicht allzu biederer Bürger seiner Stadt will Bürgerle lediglich Recht und Ordnung erfüllt sehen, muss aber vom einen zum anderen Mal feststellen, dass die guten Sitten korrumpiert sind durch Vetterleswirtschaft, Amtswillkür und Rechtsbeugung.

Insgesamt liegen drei „Geschichten vom Bürgerle“ vor. Die erste, „Bürgerle und Bettelmann“ attackiert die undurchsichtigen Verhältnisse im Behördendschungel, in dem der Baulöwe Rudi Ratti in gutem Einvernehmen mit den Verwaltungsspitzen nach jagdbarem Wild ausspäht. Die zweite, „Bürgerle und die Pressefeiheit“, befasst sich mit dem Streit um die Brunnenfigur des Marktbrunnens und die Sumpfblüten des Wideler Lokalstolzes. Die dritte „Provinzposse“ trägt den Titel „Bürgerle und das Recht“ befasst sich mit dem „Unterschied von Recht und Gerechtigkeit“ und zeigt, wie traditionelles Gewohnheitsrecht auf fragwürdige Weise umgangen wird. Der Leser leidet mit, wenn sich eins ums andre Mal der Vorhang senkt und ein resigniertes Bürgerle zurücklässt.

Kurzprosa: Herbstwinde

Frommes Herbstwinde ist eine verschlungene kleine Kurzgeschichte mit Zügen eines Feenmärchens – eine Gattung, die sich aus Frankreich bei uns eingebürgert hat, aber ursprünglich aus dem Orient stammt. Anspielungen auf Gottfried von Neifens Windenlied und die Kreuzzüge eröffnen eine zweite Zeitebene. Herbstwinde erzählt vom Schicksal eines Asylbewerbers, der in einer deutschen Unterkunft lebt, zerrissen von Heimweh und Hoffnung. Der Text beginn in medias res: Chalid, so heißt der junge Mann, flieht vor seinem delinquenten Mitbewohner Murzah und begegnet an einem Bachlauf einer sonderbar ätherischen Erscheinung. Die junge Frau im rotblonden Haar ist ungewöhnlich bleich und ruft ein Lied seiner Heimat in ihm wach, das ein „fahrender Ritter“ ins Dorf seiner Vorfahren gebracht haben soll: „Ich ritt mit den Winden – zu sehn, wie mit Winden – sie schmücken und binden – möcht rotgoldnes Haar“. Mit der Zeit entwickelt sich eine Beziehung in respektvoller Distanz. Als ihm der Ausklang des Liedes einfällt, verschwindet das Wesen, mit der Mahnung, das Leben in seiner Kürze nicht zu vertun. Chalid bleibt zurück und fühlt sich weniger einsam. Als er zur besagten Stelle zurückkehrt, findet er nur ein Symbol ihrer Gegenwart: „Um den niedrigen Stein rankte sich eine kleine Winde.“

Bibliographie

Zum Werk

  • Schwarz, Peter: Der Club der wandernden Dichter. In: Stuttgarter Zeitung, 22.2.2015
  • Clauß, Annette: Jedes Stübchen ein Hingucker. In: Stuttgarter Zeitung, 1.12.2014

Werk

  • Fromme, Magdalene: Unheilige Geschichten zur Weihnachtszeit, Erzählungen, Privatdruck
  • Fromme, Magdalene: Neues aus Altersberg, Erzählungen, Privatdruck
  • Fromme, Magdalene: Kaminfeuer, Erzählungen, Privatdruck, Waiblingen: Edition Nöck
  • Fromme, Magdalene: Es waren doch nur sieben Zwerge, Erzählungen und Gedichte, Waiblingen: Edition Nöck
  • Fromme, Magdalene: Geschichten zur Weihnachtszeit: Erzählungen und Gedichte, Privatdruck
  • Fromme, Magdalene: Die Chronik von Bachmausia, Kinderbuchreihe, Privatdruck

Abb.: Titelbild zu einem der Bachmausia-Bände