Lorenz Obleser: Pädagoge, Schulgründer, Autor
Biographie
Am 21.10.1966 kommt Lorenz Obleser in Nürtingen zur Welt. Mit der Familie zieht Obleser 1969 nach Winnenden, wo er das Georg-Büchner-Gymnasium bis zur Mittelstufe besucht. Sein Abitur legt er 1987 an der Merzschule in Stuttgart ab. In Bamberg, Hamburg, Berlin und Amsterdam studiert er Philosophie, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. 1996 schließt er sein Studium ab und schreibt für die „Marbacher Zeitung“. Besonders geschätzt werden seine kritischen Kolumnen. 2003 erscheint der Prosaband „Tim und die Straßenbahn“. 2009 gründet Lorenz Obleser die Freie Grundschule Christophine in Marbach, die er seither leitet. 2019 kandidiert Obleser bei den Marbacher Gemeinderatswahlen für die SPD. Obleser betreut zudem den Verlag „Obleser Publizistik“, in dem Arbeiten von Peter Frömmig und Doris Reimer erschienen sind. Verdienstvoll ist auch die Herausgabe der Sammlung Mein Märchen springt hin und her des Beniner Germanisten Mensah Wekenon Tokponto.
Bezug zu Winnenden
Obleser ist in Winnenden aufgewachsen und zur Schule gegangen. Seine Winnender Erfahrungen verarbeitet er in der ersten Erzählung aus „Tim und die Straßenbahn“.
Werk: Tim und die Straßenbahn
Oblesers Prosaband umfasst vier Familiengeschichten, die zugleich mehr sind als Geschichten aus dem Familienleben. Sie „erzählen vom gemeinschaftlichen Versuch, sesshaft zu werden und Wurzeln zu schlagen – aber auch von dem einsamen Unterfangen, Fluchtlinien zu suchen und Fürsprecher zu finden“ (Obleser 2003, Klappentext).
In Winnenden spielt die erste der vier Erzählungen. Der auktoriale Erzähler lässt ein Paar mit ihrer Tochter Marieke nach Winnenden gelangen. Die Topographie ist trotz verschiedener Nennungen örtlicher Gegebenheiten vage. Tim, der zu Hause bleibende Vater, plant für das Winnender Gebiet und in den Kreis hinaus eine Straßenbahn, deren Strecke er mit Wimpeln absteckt, als entwerfe er in der Landschaft mögliche Denklinien des eigenen Lebens. Tageweise ist er dabei unterwegs und führt Verhandlungen, während sich seine sozialen Beziehungen im Wandel befinden. Über die Arbeit am Projekt wird er zum Trinker, findet eine Freundin, seine Frau Chiara lebt mit der Tochter unterdessen in Frankreich. Beide Projekte, das familiäre und das technische, scheinen beendet, als das zuvor getrennte Ehepaar durch die Tochter wieder zusammenfindet und sogar das Straßenbahnprojekt verwirklicht wird.
In der zweiten Geschichte, „Grass im Advent“, empfängt die weibliche Ich-Erzählerin in Marbach einen Besuch des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, ohne sicher sein zu können, ob es sich tatsächlich um Grass handelt. Eine Lesung von Günter Grass kommt auch in der folgenden Geschichte vor, „In kalten Nächten“, die ebenfalls das Motiv des Zusammenfindens thematisiert. Die letzte der vier Geschichten, „Großmutters Zischek“, macht das Erzählen selbst zum Gegenstand: Es geht um die Deutung und Weitergabe von Familiengeschichten, die von der südmährischen Heimat bis in die Zeit des Erzählens reichen.
Bibliographie
Werk
- Obleser, Lorenz: Tim und die Straßenbahn: Vier Familiengeschichten. Marbach am Neckar: Obleser Publizistik, 2003
- Obleser, Lorenz: Marbacher Pädagogik (Webseite). Unter: https://marbacher-paedagogik.de/
Als Bearbeiter und Herausgeber
- Obleser, Lorenz (Hrsg.): Auf dem Kamm geblasen: Für Peter Frömmig zum 11. Juni 2006; ein Geburtstagsbuch. Marbach am Neckar: Obleser Publizistik, 2006
- Obleser, Lorenz; Hahn, Andrea (Red.): Marbach feiert Schiller: Rückblick auf das Jubiläumsjahr 2009; Ereignisse mit und für den großen Sohn der Stadt. Marbach am Neckar: Schillerverein, 2010
- Obleser, Lorenz: Textbeiträge zu: Peter Hermann (Katalog). Kornwestheim: Druckerei Hoffmann, 2001
Quellen
- Obleser Publizistik. Rückblick. Marbach: 2004, L. O. (2.6.2021)
- Die nächste Station kommt bestimmt (Rezension zu „Tim und die Straßenbahn“). In: Marbacher Zeitung, o. J., Mitt. L. O. (2.6.2021)