Karl Christian Planck: Theologe und Philosoph

Biographie

Karl Christian Planck kommt am 17.1.1819 als Sohn eines Hofkammer-Revisors zur Welt. Seine ersten Lebensjahre verbringt er in Stuttgart und in Stammheim. 1824 gelangt er zu Großbottwar zu seinem Großvater Megenhardt, der ihn unterrichtet. In Großbottwar absolviert Planck seine Grundschulzeit. 1830 erhielt sein Vater eine Anstellung in Blaubeuren. In der dortigen Lateinschule wird er auf die Prüfungen für das evangelisch-theologische Seminar vor. 1832 tritt Planck in das Seminar Schönthal ein, das er vier Jahre später als einer der besten Absolventen verlässt. Ab 1836 studierte Karl Christian Planck Theologie an der Universität Tübingen als Stipendiat des Evangelischen Stifts Tübingen. Als Stiftler schreibt er seine ersten philosophischen Arbeiten. Er absolviert 1840 zwar mit einer Arbeit zur „Einheit des historischen und des idealen Christus“ das erste Examen, tritt jedoch kein Vikariat an. 1841 promoviert er mit einer Dissertation über „Die Völker der neueren Zeit“ zum Doktor der Philosophie. In den „Hallischen Jahrbüchern“ und in den „Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik“ erscheinen währenddessen Aufsätze von ihm. Eine längere Reise führt ihn über Heidelberg, Bonn und Göttingen bis nach Berlin und Dresden. In Berlin hört er Vorlesungen bei Wilhelm Vatke und lernt den Theologen Philipp Konrad Marheinecke (1780–1846) kennen. Mit ausgewählten Kunststudien beschäftigte er sich dann in Dresden und kehrte von dort nach Blaubeuren zurück.

Im Mai 1842 wird Planck Verweser des zweiten Stadtpfarramts in Blaubeuren. Aus dieser Zeit sind Predigt-Texte und theologische Veröffentlichungen erhalten. Im Herbst 1843 wird Planck als Repetent an das Seminar Maulbronn berufen, im August 1844 in gleicher Funktion dann zum Tübinger Stift. In dieser Zeit veröffentlichte er mehrere Aufsätze in Zellers theologischen Jahrbüchern. In Tübingen hat Ferdinand Christian Baur (1792–1860), ein Vertreter der Hegelschen Schule, großen Einfluss auf ihn. Im Stift hält er theologische Vorträge als Privatdozent der Philosophie und habilitiert sich 1848 im März an der Universität. Noch im September wird er Nachfolger des Stiftsbibliothekars Albert Schwegler (1819–1858). Seine Vorträge, die er bis 1852 hielt, betrafen vor allem Themen der theoretischen und praktischen Philosophie, der Religionsphilosophie und der Kunstmythologie. Neben seiner Vortragsarbeit und den Aufgaben als Stiftsbibliothekar setzt sich Planck wissenschaftlich mit dem bestehenden theologischen System und der Entwicklung der Philosophie auseinander. Als Ergebnis erscheint 1850 sein Hauptwerk „Die Weltalter“. 1852 folgt sein „Katechismus des Rechts oder Grundzüge einer Neubildung der Gesellschaft und des Staates“. Eine ordentliche Professur ist für Karl Christian Planck zunächst jedoch nicht erreichbar.

Er studiert deswegen zusätzlich klassische Philologie und wird 1855 Gymnasiallehrer in Ulm. 1862 erscheint sein Werk „Grundzüge der genetischen Naturwissenschaft“ und zwei Jahre später „Grundlinien einer Wissenschaft der Natur“. 1869 überträgt man Planck den Unterricht in philosophischer Propädeutik und deutscher Literaturgeschichte in den oberen Klassen. Er wechselt nach Blaubeuren und wird schließlich 1879 in Maulbronn zum Ephorus ernannt. Unablässig veröffentlicht er indessen wissenschaftlichen Studien. Der preußisch-österreichische Krieges von 1866 trifft ihn – Planck polemisiert in „Süddeutschland und der deutsche Nationalstaat“ gegen Otto von Bismarck. Ab 1870 kommt es bei Karl Christian Planck zum Bruch, der sich sowohl in seinem Verhalten als auch in seinem Werk zum Ausbruch abzeichnet. Seine Darstellungsweise wird immer schwerer verständlich, er kritisiert Darwin, wendet sich gegen die Kantianer und sieht sich als herausragenden Gelehrten seiner Zeit und Nation. 1879 tritt er eine lange geplante Studienreise nach Neapel an. Kurz nach seiner Rückkehr im Herbst bricht ein Nervenleiden aus, das ihn völlig arbeitsunfähig macht. Daraufhin bittet er um die Enthebung von seinen Ämtern. Tiefe Depressionen und spontan aufkommende fixe Ideen zerrütten ihn. Zur Behandlung seines Leidens wird er in die Heilanstalt Schloß Winnenthal eingeliefert. Die letzten Wochen seines Lebens verbringt er in der Anstalt Winnenthal. Hier verstirbt er am 7.6.1880. Auf dem Pragfriedhof in Stuttgart wird er in der Grabstelle der Familie Planck beigesetzt. Er hinterlässt seine Frau Auguste (geb. Wagner) und sieben Kinder hervor. Bekannt wird später seine Tochter Mathilde Planck, die als Frauenrechtlerin und Friedenskämpferin von sich reden macht.

Bezug zu Winnenden

Abgesehen vom Aufenthalt in der Heilanstalt hat Karl Christian Planck keine Spuren in Winnenden hinterlassen. Sein Schüler Otto Umfrid, der ihm eine Biographie widmete, ist ebenfalls als Patient der Heilanstalt verstorben.

Bibliographie

Zu Karl Planck

  • Planck, Ulrich: Die Ahnen des Philosophen Karl Christian Planck. Stuttgart: Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden, 2003 (Südwestdeutsche Ahnenlisten und Ahnentafeln; 3)
  • Köstlin, Karl: Karl Christian Planck: geboren am 17. Januar 1819, gestorben am 7. Juni 1880 [Festschrift zum 150. Geburtstag des Philosophen; Typoskript]. 1969
  • Zur Erinnerung an Karl Christian Planck: Doktor der Philosophie, Ephorus des K. evangelischen Seminars in Maulbronn; geboren den 17. Januar 1819, gestorben den 7. Juni 1880. Tübingen: Laupp, 1880
  • Planck, Reinhold: Religion und Kunst bei Karl Planck. In: Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus. - Lahr, Baden: Verl. für Volkskunst u. Volksbildung, Bd. 51 (1909), 2, S. 45-54
  • Planck, Mathilde: Karl Christian Planck: Leben und Werk. Stuttgart: Frommann, 1950 (Frommanns Klassiker der Philosophie; 32)
  • Planck, Reinhold: Karl Plancks Kunstausstellung. In: Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus. - Lahr, Baden: Verl. für Volkskunst u. Volksbildung, ISSN 0930-4223. - Bd. 50 (1908), 2, S. 37-42
  • Umfrid, Otto L.: Karl Planck - dessen Werke und Wirken. Tübingen: Fues, 1880
  • Rayhrer, Annemarie: Karl Christian Planck: Beiträge zur ersten Hälfte seines Lebens. Blaubeuren, 1983
  • Planck, Mathilde: Der Berufsstaat nach der Rechtslehre Karl Chr. Plancks. Jena: Diederichs, 1918
  • Rayhrer, Annemarie: Karl Christian Planck 1819 - 1880: Bibliographie. Stuttgart: Württemberg. Landesbibliothek. [2 Bde.]: 1987, 1994
  • Ruelius, Hermann: Karl Christian Planck und die deutsche Erneuerungsbewegung nach 1870. 1938 (Deutsche Hochschulschriften. Alte Reihe; 174)
  • Nestle, Klara (Hg.): Karl Christian Planck: Philosoph, Prophet und Vorbild (1819 bis 1880). Ulm: Vaas, 1980
  • Bonhöffer, Adolf: Zur Erinnerung an den schwäbischen Philosophen Karl Christian Planck (gest. 7. Juni 1880). 1906
  • Schlitter, Manfred: Der Nachlass des Philosophen Karl Christian Planck in der Württ. Landesbibliothek Stuttgart: Aufnahme und Katalogisierung. Hamburg: Bibliotheksschule, 1961
  • Baumeister, Adolf: Karl Christian Plancks „Reiner Realismus“. Stuttgart: Frommann, 1947
  • Borne, Gerhard von dem: Karl Christian Plancks Anthropologie auf der Grundlage seiner Logik des reinen Denkens. Jena: 1929 (Diss.)

Werk

  • Planck, Karl Christian: Deutsche Geschichte und deutscher Beruf: Aufsätze und Reden. Tübingen: Mohr, 1905
  • Planck, Karl Christian: Deutsche Zukunft: Ausgewählte politische Schriften. München: Drei Masken Verlag, 1922 (Der Deutsche Staatsgedanke. Erste Reihe, Führer und Denker; 18)
  • Planck, Karl Christian: Testament eines Deutschen: Philosophie der Natur und der Menschheit; hinterlassenes Werk. Tübingen: Fues, 1881
  • Planck, Karl Christian: Das Freidenkerthum: Begründet durch Kritik der christlichen Confessionen und Darstellung der wissenschaftlichen Weltanschauung des Philosophen Chr. Planck, gestorben i. J. 1880 als Vorstand des theologischen Seminars in Maulbronn (Württemberg). Leipzig: Thiele, 1887
  • Planck, Karl Christian: Worte bei dem Abgang der Blaubeurer Promotion von 1869-1873. Blaubeuren: Druck der Mangold’schen Buchhandlung, 1873
  • Planck, Karl Christian: Die Völker der neuen Zeit – Cod. hist. fol.1016, 121-9. Tübingen, 1840 (Diss.) [Manuskript]
  • Planck, Karl Christian: Jean Paul’s Dichtung im Lichte unserer nationalen Entwicklung : e. Stück deutscher Kulturgeschichte. Berlin: Reimer, 1867 [NA: Wimsheim, 2013]
  • Planck, Karl Christian: Anthropologie und Psychologie auf naturwissenschaftlicher Grundlage: Ein Leitfaden zum Selbststudium wie für den Unterricht. Leipzig: Fues’s Verlag (R. Reisland), 1874 [NA Saarbrücken, 2009}
  • Planck, Karl Christian: Ziel und Entwicklungsgesetz der alten Philosophie in ihrem Verhältnis zu dem der neuern. 1877
  • Planck, Karl Christian: Schulrede, gehalten am 19. April 1860, als dem 300jähr. Gedächtnistage des „praeceptor Germaniae“. 1885
  • Planck, Karl Christian: Sinnesanschauung und logisches Causalgesetz: Eine Entgegnung auf die neuesten Ausführungen von E. Zeller. Leipzig, 1879
  • Planck, Karl Christian: Vortrag, gehalten im Lokale der Bürgergesellschaft zu Ulm. Ulm, 1866
  • Planck, Karl Christian: Übungsstücke für die lateinische Komposition mit Übersetzung. Stuttgart, 1896
  • Planck, Karl Christian: Parallelen römischer und griechischer Entwicklungsgeschichte. Ulm, 1857
  • Planck, Karl Christian: Grundzüge der organischen Naturansicht, als Einleitung zur Anthropologie. Ulm: Wagner, 1869
  • Planck, Karl Christian: Grundzüge einer genetischen Naturwissenschaft oder einer Mathematik der Naturformen: Nach dem Grundgesetze der innerlich stetigen Zusammenfassung. Ulm: Wagner, 1862
  • Planck, Karl Christian: Grundlinien einer Wissenschaft der Natur als Wiederherstellung der reinen Erscheinungsformen. Leipzig: T.O. Weigel, 1864
  • Planck, Karl Christian: Logisches Causalgesetz und natürliche Zweckthätigkeit : zur Kritik aller kantischen und nachkantischen Begriffsverkehrung. Nördlingen: Beck, 1877
  • Planck, Karl Christian: Wahrheit und Flachheit des Darwinismus: Ein Denkstein zur Geschichte heutiger deutscher Wissenschaft. Nördlingen: Beck, 1872
  • Planck, Karl Christian: Gesetz und Ziel der neueren Kunstentwicklung im Vergleiche mit der antiken. Stuttgart : Ebner & Seubert, 1870
  • Planck, Karl Christian: Katechismus des Rechts oder Grundzüge einer Neubildung der Gesellschaft und des Staats. Tübingen: Fues, 1852
  • Planck, Karl Christian: Grundriß der Logik als kritische Einleitung zur Wissenschaftslehre. Blaubeuren: Mangold, 1873 (Programm des Königlich-Württembergischen Evangelisch-Theologischen Seminars in Blaubeuren ;1869/73)
  • Planck, Karl Christian: Süddeutschland und der deutsche Nationalstaat. Stuttgart: Schaber, 1868
  • Planck, Karl Christian: Seele und Geist, oder Ursprung, Wesen und Thätigkeitsform der psychischen und geistigen Organisation: von den naturwissenschaftlichen Grundlagen aus allgemein fasslich entwickelt. Leipzig: Fues’ Verlag (R. Reisland), 1871
  • Planck, Karl Christian: Halbes und ganzes Recht. Tübingen: Laupp, 1885
  • Planck, Karl Christian: Die Genesis des Judenthums. Ulm: Wagner, 1843
  • Planck, Karl Christian: Die Weltalter. 1: System des reinen Realismus. 2: Das Reich des Idealismus oder zur Philosophie der Geschichte. Tübingen : Zu Guttenberg, 1850-1851
  • Planck, Karl Christian: Philosophische Thesen : welche Donnerstag, den 9.März 1848 öffentlich vertheidigen wird. Tübingen: Riecker, 1848
  • Planck, Karl Christian: Über die Anstellung der Theologen an den deutschen Universitäten: Theologisches Votum. Berlin: Berliner Lesekabinet, 1842