Historiograph, Dichter, Pfarrer: Jakob Frischlin in Winnenden
Jakob Frischlin
Jakob Frischlin, geboren am 25. Juli 1557 in Balingen, war Lateinschulmeister und Schriftsteller. Besondere Bedeutung erlangte Frischlin er als Hofhistoriograph der Grafen von Hohenzollern und Übersetzer der Werke seines Bruders, des weitaus bekannteren Humanisten Nicodemus Frischlin. Frischlins Vater Jakob Frischlin der Ältere (1522–1566) war seit 1545 Diakon und ab 1557 Pfarrer in Balingen. Er heiratet Agnes Ruoff, die Tochter eines Büchsenmachers. Sie bringt Jakob Frischlin als jüngstes von acht Kindern zur Welt. Sein Vater und vier seiner Geschwister sterben 1566 an der Pest, weswegen der älteste Bruder Nicodemus (1547–1590) seine Erziehung übernimmt. Beim Tod des Vaters ist Nicodemus Frischlin bereits Magister, 1567 übernimmt er zudem eine Professur an der Universität Tübingen.
Bild: Jakob Frischlin: Reiter-Porträt: Graf bzw. Herzog Eberhard im Bart von Württemberg. Aus: Jakob Frischlin: Panegyrica, Buch 2 und 3 (1589/90) - BSB Cgm 5283, Waiblingen, 1589/90 [BSB-Hss Cgm 5283] |
Jakob Frischlin studiert indessen Theologie in Tübingen und heiratet 1578 seine Frau Ursula, wird jedoch kurz vor dem Studienabschluss von der Universität Tübingen wegen seiner Ehe relegiert. Obwohl ihm nachträglich der Magistergrad verliehen wird, muss er noch im selben Jahr eine Lehrerstelle in Waiblingen annehmen. Die folgenden Jahre verbringt Frischlin als Lateinschulmeister in Cannstatt (1579–1581), erneut in Waiblingen (1581–1594), in Neuenstadt (1594) und Reutlingen (1595–1599). Nach einem Zwischenspiel als Zunft-Schreiber der Weber von Urach (1600-1601) kommt er nach Schorndorf (1601) und schließlich nach Winnenden (1602–1603). Stationen in Möckmühl (1604–1609) und Ebingen (1609–1611) folgen. 1611 kehrt Frischlin als Präzeptor nach Balingen zurück, wo er 1616 in den Ruhestand tritt. 1621 stirbt er in Balingen. |
Bezug zu Winnenden
Jakob Fischlin war 1601 Pfarrer in Schorndorf, ehe er für ein Jahr nach Winnenden wechselte und die dortige Pfarrstelle bekleidete.
Werk
Jakob Frischlin ist ein vielseitiger und produktiver Autor. Neben historiographischen Arbeiten stehen Panegyriken (Preisgdichte) und Epithalamien (Hochzeitsgedichte). Aber auch pädagogische Schriften, etwa seine Einführung in die Grammatik, und einige Dramen gehören zu Frischlins Schaffen. Viele von Frischlins Handschriften enthalten eigenhändige Zeichnungen.
Bibliographie
Zu Frischlin
- Bumiller, Casimir: Die Hohenzollerische Hochzeit. Jakob Frischlin. In: Schwabenspiegel, hrsg. v. Ulrich Gaier; Monika Küble; Wolfgang Schürle. Ulm: Oberschwäbische Elektrizitätswerke. Bd. 2 (2003), S. 89-97
- Mall, Hermann: Jakob Frischlin - Schulmeister in Reutlingen und Hofdichter der Hohenzollern. In: Schwäbische Heimat. Stuttgart: Schwäbischer Heimatbund, ISSN 0342-7595. - Bd. 14 o
- Scherer, Wilhelm: Frischlin, Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8. Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 96
Gedruckte Werke Frischlins
- Frischlin, Jakob: Dialogus Consolatorivs, Valedictorivs Et Gratvlatorivs […]. Tübingen: Cellius, 1605
- Frischlin, Jakob: Geschichte der Grafen von Württemberg. Reutlingen, 1599
- Frischlin, Jakob: Beschreibung deß fürstlichen Apparatus, königlichen Auffzugs, heroischen Ingressus und herrlicher Pomp und Solennittet: mit welcher auff gnädige Verordnung deß durchleuchtigen Herrn […] Fridrichen, Hertzogen zu Würtenberg und Teck […] in der Faßnacht mannliche und ritterliche Thurnier unnd Ringrennen gehalten worden. S.l.: 1602
- Frischlin, Jakob: Ein schöne lustige vnd kurtzweilige Comoedia, Von dem [...] Fürsten und Graff Hansen von vnd zu Wirtemberg, Freyherrn zu Beuttelspach, [et]c. Wie er bey dem [...] Friderico Vnoculo Hertzogen in Schwaben [...] in allen gnaden woldran gewesen, vnd als ein geheymer Raht in vielen sachen gebraucht […]. Straßburg : Betram, 1612
- Frischlin, Jakob: Encomion Heroicvm Latinvm Reutlingae, Sacr. Roman. Imperij Ciuitatis Liberae: Ad Prvdentissimvm et Lavdatissimvm Senatvm Revtlingensem […]. Tübingen: Cellius, 1602
- Frischlin, Jakob: Drey schöne und lustige Bücher von der Hohen-Zollerischen Hochzeyt […]. Augspurg: Schönig, 1599
- Frischlin, Jakob: Nicodemus Frischlinus P. L. et Comes Palatinus Caesarius, orator & philosophus praestantissimus, factus redivivus […]. S.l., 1599
- Frischlin, Jakob: Dialogus Grammaticus Bellicosus Et Contentiosus, Das ist: Ein schön/ lustig/ kurtzweilig und lächerlich Gespräch/ durch die gantze Grammaticam : Was jedes Stücks Lehr und Ampt sey: und wie man den jungen Knaben solche Kunst fürhalten und einbilden soll […]. Nürnberg: Wagenmann, 1607
Handschriften Frischlins
- Frischlin, Jakob: Panegyrica (Württembergische Reimchronik), Buch 2 und 3 (Waiblingen 1589/90). München: Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5283, MDZ München
- Frischlin, Jakob: Geschichte der Grafen von Württemberg. Tübingen: Universitätsbibliothek, Mh 452 UB Tübingen
- Frischlin, Jakob: Drei Schriften (1604-1616). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek Cod. hist. fol. 329 WLB Stuttgart
- Frischlin, Jakob: Beschreibung Württembergs. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek Cod. hist qu. 331 I-II, 1614. Auszüge: Anton Birlinger: Aus der Beschreibung des Landes Wirtemberg von Jakob Frischlin. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 3 (1880), S. 25-31 MGH-Bibliothek
- Frischlin, Jakob: Schöne Beschreibung von der Stadt Möckmühl. In: Wirtembergisch Franken 1851 Heft 5, S. 68-80