Deutsch-indische Kulturbeziehungen
Chronologie
1150c |
Pfaffe Lamprecht bearbeitet in seinem Alexanderlied die damals verfügbaren Quellen zum Alexanderstoff und zeichnet darin ein von phantastischen Elementen durchwirktes Indienbild. Schon vorher ist Indien als Missionsort des Thomas und östlichstes Ziel des Alexanderzugs bekannt. |
1165 |
Der Brief des Priesterkönigs Johannes (Joannis presbiteri Epistola) befeuert im Westen die Vorstellung eines in Indien angesiedelten christlichen Großreichs, etwa im Parzifal Wolfram von Eschenbachs oder in einem Lied Hugo von Monforts: „.das land, das ist genennet / „in der Yndia“: / die súnd davon getrennet; / priester Iohan so haißt der herre da“. |
1180c |
Im Herzog Ernst, einem wohl von einem rheinischen Dichter verfassten Versroman, befreit der Titelheld eine indische Prinzessin aus der Hand der in Grippia ansässigen Kranichmenschen. |
1200c |
Otto II. von Freising schreibt den Laubacher Barlaam, dem Rudolf von Ems mit seinem Barlaam und Josaphat folgt. Die Vorlage ist eine byzantinische Fassung, die auf eine buddhistische Legende zurückgeht. |
1230c |
In dem durch Hans Ried im Ambraser Heldenbuch Maximilians I. überlieferten Heldenepos Kudrun heiratet der von einem Greifen entführte Hagen die indische Prinzessin Hilde. |
1240c |
Rudolf von Ems erwähnt in seinem Fragment gebliebenen Alexander auch dessen Indienzug, ebenso wie Ulrich von Etzenbach in dessen Alexanderdichtung, der Wernigeroder Alexander und der Basler Alexander. |
1260c |
Albrecht von Scharfenberg erwähnt Indien im Jüngeren Titurel mehrfach, etwa als Heimat der Elefanten, als Nachbarland des Paradieses und Herkunft eines besonders harten Stahls, der 1210-1220 auch schon im Wigalois erwähnt wird. |
1270c |
In Tandareis und Flordibel, einem Artusroman des Pleiers, ist Flordibel die Tochter des Königs von Indien. |
1280c |
Im Trojanerkrieg Konrad von Würzburgs treten beim Kampf um Troja wie in anderen Trojaromanen des Hoch- und Spätmittealters auch indische Krieger auf. |
1300c |
Im Reinfried von Braunschweig begleitet der Titelheld den Perserkönig nach Osten und empfängt Botschaften des Königs von Indien. |
1314 |
Johann von Würzburg entwickelt in seinem Wilhelm von Österreich ein von Fabeltieren besiedeltes und von dem sagenhaften König Welf regiertes Indien. |
1352 |
Seifrit beendet seinen Alexanderroman, in dem er die Indienfahrt Alexanders und die Begegnung mit Porus besonders ausführlich thematisiert. |
1472 |
In seinem Ehebüchlein thematisiert Albrecht von Eyb die Witwenverbrennung. |
1493 |
In der Weltchronik Hartmann Schedels ist Indien von exotischen Fabelwesen besiedelt. |
1505 |
Ein Konsortium von Handelshäusern aus Nürnberg und Augsburg beteiligt sich an der von Francisco de Almeida geleiteten Indien-Expedition der portugiesischen Krone. |
1509 |
Balthasar Springer, Agent der Welser, veröffentlicht als Teilnehmer der portugiesischen Indienexpedition von 1505 seinen Reisebericht Die Merfart und erfarung nüwer Schiffung und Wege zu vil onerkanten Inseln und Künigreichen. Illustriert wird das Werk mit Holzschnitten von Hans Burgkmaier d. Ä., bei dem die Inder in europäischer Gewandung erscheinen. |
1544 |
Sebastian Münster besiedelt in seiner Cosmographia Indien mit Wundermenschen. |
1603 |
Postum wird Schweikhard von Helfensteins Barlaam-Fassung gedruckt: Historia von dem Leben der zweyen H. Beichtiger Barlaam Eremiten und Iosaphat deß Königs in Indien Sohn, voll der Glauben und Sitten-Lehr. |
1645 |
Postum erscheint Mandelslos Schreiben von seiner ostindischen Reise an Adam Olearius. Der Verfasser, Johann Albrecht von Mandelslo, war als holsteinischer Gesandter über Persien nach Indien gelangt. |
1652 |
Im Auftrag des Jesuitengeneral Francesco Piccolomini erreicht Heinrich Roth Goa, wo er seine Missionstätigkeit aufnimmt. Er wirkt außerdem in Srinagar und am Hof des Großmoguls in Agra, wo er auch die Leitung des dortigen Jesuitenkollegs übernimmt. Im Vorort Lashkarpur wurde er nach einer erneuten Indienreise beigesetzt. |
1668 |
Der Nürnberger Gelehrte Erasmus Francisci veröffentlicht den Ost- und Westindischen, wie auch Sinesischen Lust- und Stats-Garten, der geographische Fakten mit phantastischen Elementen vermischt. |
1689 |
Heinrich Anselm von Zigler und Kliphausens Roman Die asiatische Banise, oder das blutig-doch mutige Pegu spielt in einem fiktiven hinterindischen Königreich. |
1696 |
Christian Reuters unter dem Pseudonym Hilarius veröffentlichter Schelmenroman Schelmuffskys kuriose und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande ist dem „Grossen Mogol / den Aeltern / weltberühmten Könige / oder vielmehr / Keyser in Indien / zu Agra etc.“ gewidmet. |
1700 |
Johann Ernst von Hanxleden erreicht im Auftrag des Jesuitenordens Surat und reist bald weiter nach Kerala. Dort entwickelt er sich zu einem Kenner der einheimischen Sprachen und verfasst neben linguistischen Studien das Hymnenbuch Puthanpana. |
1706 |
9.7.: An Bord der Hedwig Sophia erreicht Bartholomäus Ziegenbalg die Südostküste Indiens und beginnt die Missionstätigkeit in Tamil Nadu. |
1722 |
Karl VI. gründet für den Handel mit Indien die Ostende-Gesellschaft (aufgelöst: 1731). |
1750 |
Friedrich II. von Preußen gründet die Asiatische Kompagnie (aufgelöst: 1757). |
1753 |
Friedrich II. gründet seine Bengalische Kompagnie (aufgelöst: 1769). |
1756 |
Immanuel Kant beginnt sich in seinen Universitätsvorlesungen mit Indien zu befassen. |
1769 |
Der Nürnberger Baron Christoph Adam Karl von Imhoff lässt sich mit seiner Familie als Maler und Zeichner in Indien nieder, wo er auch auf den ersten britischen Generalgouverneur Warren Hastings trifft. |
1784 |
Johann Gottfried Herder spricht sich in den Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit lobend über Indien und den Hinduismus aus. |
1791 |
Nach der englischen Fassung des Indologen Willian Jones übersetzt Georg Forster das Sanskrit-Drama Sakuntala des Kalidasa ins Deutsche. |
1802 |
Johann Gottfried Herder verfasst sein Gedicht Indien, in dem er Indien in elegischen Distichen preist: „Sei mir gegrüßt, o heiliges Land, und Du Führer der Töne, / Stimme des Herzens, erheb oft mich im Aether dahin!“ |
1803 |
Friedrich Schlegel schreibt an Ludwig Tieck, alles Geistige, „ohne Ausnahme“, stamme aus Indien. Von Alexander Hamilton lernt er in Paris Sanskrit. --- Matthias Claudius lässt bei Perthes seinen Band Asmus omnia sua secum portans erscheinen. In Eine asiatische Vorlesung setzt er sich intensiv (mit Bezug auf Warren Hastings) mit indischer Mythologie auseinander. |
1804 |
Bei J. C. Herrmann erscheinen unter dem Pseudonym Tian die Gedichte und Phantasien Karolines von Günderode. Das Gedicht Der Adept zeichnet eine Indienreise nach, deren Protagonist auch in Indien nicht zum Heil gelangt: „Die Priester dieses Landes rühmen / Sich viel geheimer Wissenschaft, / Sie wissen Seyn und Schein zu trennen, / Und kennen aller Dinge Kraft.“ |
1806 |
Am Grab Karoline von Günderodes, die sich wegen ihrer unglücklichen Liebe zu Friedrich Creutzer tötete, werden Verse des indischen Dichters Bhartrihari angebracht. Der Gedichtband Melete, der bei J. C. B. Mohr in Tübingen erscheinen soll, wird daraufhin zurückgehalten und erst 1906 vollständig veröffentlicht. Er enthält das ominöse Sonett Die malabarischen Witwen: „Zum Flammentode gehn an Indusstranden / Mit dem Gemahl, in Jugendherrlichkeit, / Die Frauen, ohne Zagen, ohne Leid, / Geschmücket festlich, wie in Brautgewanden.“ |
1808 |
Friedrich Schlegel legt in Über die Sprache und Weisheit der Indier die ersten Direktübertragungen metrischer Sanskrit-Texte ins Deutsche vor. Goethe verurteilt den Band vor dem Hintergrund der persönlichen Begegnung mit Schlegel. |
1810 |
Joseph Görres sieht in seiner Mythengeschichte der asiatischen Welt Indien als Ursprungsland des mythischen Denkens. Die Idee dazu stammt aus seinen Heidelberger Vorlesungen (1806-1808). |
1814 |
In Paris erlernt August Wilhelm Schlegel Sanskrit. |
1816 |
Franz Bopp erbringt in Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache den Nachweis der Sprachverwandtschaft des Sanskrit mit den antiken, iranischen und germanischen Sprachen – und begründet die Indogermanistik. |
1817 |
Im Briefwechsel mit Carl Ludwig Knebel und Ottilie von Pogwisch erwähnt Goethe indische Literatur aus dem Bestand des Herzogs. |
1818 |
August Wilhelm Schlegel wird auf Deutschlands ersten indologischen Lehrstuhl nach Bonn berufen. Er gründet die Zeitschrift Indische Bibliothek, in der auch seine Übertragungen aus den indischen Klassikern erscheinen und richtet die erste Druckerpresse mit Devanagari-Buchstaben ein. --- Johann Wolfgang Goethe befasst sich in Indische Dichtungen (Erstdruck bei Cotta, 1833) mit Sakuntala, Gita govinda und Meghaduta. |
1823 |
Heinrich Heine entführt Friederike Robert in einem Sonett „nach Indien, nach dem Sonnenlande“. |
1825 |
Franz Bopp wird Professor für Sanskrit in Berlin. |
1826 |
Wilhelm von Humboldt verfasst seine Abhandlung über die Bhagavad-Gitá. |
1827 |
Friedrich Rückert übersetzt die Liebesdichtung Nal und Damajanta aus dem Mahabharata. |
1833 |
Durch die Fürsprache Wilhelm von Humboldts wird der Sanskritforscher Adolf Friedrich Stenzler außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Breslau. |
1834 |
Ludolf Wienbarg legt in seiner kunsttheoretischen Schrift Ästhetische Feldzüge dar, dass die kulturelle Perspektive die Ästhetik bestimme: „Die absurdesten Extravaganzen der indischen Phantasie, ein Fluß, die Ganga, die vom Himmel herabfällt, und sich in dem wulstigen Haupthaar eines Gottes verstrickt, ein Gott mit Elephantenrüssel u. dergl. sind für die Anschauungsweise des indischen Ästhetikers ebenso mustergültige Bilder und Vorstellungen, wie nur irgend ein Bild und eine Vorstellung aus dem griechischen und christkatholischen Anschauungskreise“. |
1836 |
Friedrich Rückert beginnt mit der Veröffentlichung des sechsbändigen Werks Die Weisheit des Brahmanen. |
1839 |
Die Brahmanischen Erzählungen Friedrich Rückerts werden veröffentlicht. |
1840 |
Otto von Böhtlingk ediert den Sanskrittext der Grammatik des Panini. Der Band erscheint in Bonn. |
1848 |
Leipzig erhält einen Lehrstuhl für Indologie. |
1849 |
Albrecht Weber gründet die Zeitschrift Indische Studien. |
1852 |
Theodor Benfeys Handbuch der Sanskritsprache erscheint. |
1853 |
8.8.: In dem Artikel Die künftigen Ergebnisse der britischen Herrschaft in Indien übt Karl Marx grundsätzliche Kritik am Kolonialismus. --- Albrecht Weber veröffentlicht sein Hauptwerk Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte mit einem Schwerpunkt auf der vedischen Literatur. |
1856 |
An der Universität Tübingen wird ein indologischer Lehrstuhl eingerichtet. |
1857 |
Adolf Friedrich Graf von Schack stellt mit seiner Sammlung Stimmen vom Ganges Nachdichtungen indischer Legenden zusammen. |
1862 |
Die Universität Göttingen richtet einen Lehrstuhl für Indologie ein. |
1868 |
In München wird ein indologischer Lehrstuhl eingerichtet. |
1869 |
In Marburg entsteht ein Lehrstuhl für Indologie. |
1870 |
Zwischen London, Berlin und Kalkutta richtet die Indo-European Telephone Company die erste Telegraphenverbindung über Land ein. |
1873 |
Hermann Jacobi und Georg Bühler bereisen auf der Suche nach Manuskripten Rajastan. |
1881 |
Friedrich Nietze entlehnt den Titel seiner Morgenröte dem altindischen Rigveda. --- Franz Kielhorn wird Professor für orientalische Sprachen am Deccan College in Pune. |
1883 |
Johann Georg Bühler veröffentlicht sein einflussreiches Lehrbuch Leitfaden für den Elementarkursus Sanskrit. |
1889 |
Bei Paetel in Berlin erscheinen die Indischen Reiseskizzen des Indologen Richard von Garbe, der sich insbesondere um die Bhagavad Gita verdient gemacht hat. |
1892 |
Der Kieler Philosophieprofessor Paul Deussen besucht mit seiner Frau Indien. |
1894 |
In seiner Indienerzählung Der Hund befasst sich Heinrich Mann mit Seelenwanderung. --- Paul Deussen widmet drei Bände seiner Allgemeinen Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen Indien: Allgemeine Einleitung und Philosophie des Veda bis auf die Upanishad’s (1894, Bd. 1, 1), Die Philosophie der Upanishad’s (1898, Bd. 1, 2) und Die nachvedische Philosophie der Inder (1908, Bd. 1, 3). |
1898 |
In London erscheinen unter dem Titel Auld Lang Syne die Memoiren des deutschen Indologen Max Müller. Im Jahr darauf erscheint mit The Six Systems of Indian Philosophy die erste Gesamtdarstellung indischen Denkens in Buchform. |
1900 |
Arthur Schnitzler schreibt seine Legende, die in der mythischen Vorzeit Indiens spielt. |
1902 |
Bei Insel in Leipzig erscheint Rudolf Kassners indische Novelle Die Mutter im Rahmen des Sammelbandes Der Tod und die Maske. |
1903 |
In Leipzig entsteht ein Buddhistischer Missionsverein. |
1904 |
Gustav Meyrinks indische Erzählung Der Opal erscheint. --- Waldemar Bonsels arbeitet in einer Weberei der Basler Mission in Indien als Kaufmann. --- Paul Deussen veröffentlicht seinen Reisebericht Erinnerungen an Indien. |
1905 |
Hermann Hesse veröffentlicht Anton Schievelbeyn’s ohn-freywillige Reisse nacher Ost-Indien. |
1906 |
Max Dauthendey besucht im Rahmen einer Reise mit der Thomas-Cook-Reisegesellschaft Indien und berichtet in Briefen an seine Frau von den Reiseerlebnissen. |
1907 |
Hermann Hesses Legende vom indischen König erscheint in Die neue Rundschau (Berlin). |
1908 |
Stefan Zweig besucht Indien. --- In Der neuen Gedicht anderer Teil greift Rainer Maria Rilke mit seinem Gedicht Schlangen-Beschwörung ein indisches Thema auf. |
1909 |
Max Dauthendey veröffentlicht Lingam. Zwölf asiatische Novellen. |
1911 |
Mit seinem Freund, dem Maler Hans Sturzenegger, besucht Hermann Hesse Indien. --- Hermann Graf von Keyserling bereist Indien von Ceylon bis zum Himalaya und trifft dabei auch Rabindranath Tagore. |
1913 |
In Hermann Hesses Erzählung Robert Aghion trifft der Titelheld, der englische Missionar Robert Aghion, als Kolonialbeamter in Indian auf ein überaus zivilisiertes Volk mit ehrwürdiger Kultur. Im selben Jahr erscheint Hesses Prosaband Aus Indien. Aufzeichnungen von einer indischen Reise.--- Rudolf Steiner wird aus der hinduistisch orientierten Theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen und begründet die Anthroposophie. --- In Fritz Mauthners Roman Der letzte Tod des Gautama Buddha weigert sich Buddha aufgrund heftiger Sprachzweifel, ein Gott zu werden und geht ins Nirwana ein. --- Rabindranath Tagore bereist das Deutsche Reich. |
1914 |
Die Universität Hamburg richtet einen Lehrstuhl für Indologie ein. |
1916 |
Lion Feuchtwangers Theaterstück Warren Hastings, Gouverneur von Indien wird aufgeführt. --- Waldemar Bonsels 1912 in Schleißheim verfasster Reiseroman Indienfahrt erscheint. |
1919 |
Eduard Graf von Keyserlings Reisetagebuch eines Philosophen erscheint. |
1921 |
Eduard Graf von Keyerling organisiert zu Ehren Randrinanath Tagores eine Tagore-Woche in Damstadt. In München trifft der indische Dichter auch Thomas Mann. |
1922 |
Hermann Hesse nimmt die Arbeit am Siddhartha auf. --- Stefan Zweigs indische Legende Die Augen des ewigen Bruders erscheint. --- Bei Kurt Wolff in Mümchen erscheint die Erzählung Die Tigerin Nahar von Ernst Weiß. --- Klabund erzählt in der Erzählung Weibertreu aus Kunterbuntergang des Abendlandes die Geschichte von Viradhara und seiner untreuen Frau Kamadamini. |
1925 |
Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger verfassen das Stück Kalkutta, 4. Mai. --- Der Buddha-Film Die Leuchte Asiens, Indiens erste nationale Koproduktion, wird gemeinsam mit der Münchner Emelka produziert. |
1928 |
Franz Osten führt für die UFA bei der deutsch-indischen Koproduktion Grabmal einer großen Liebe und im darauffolgenden Jahr bei dem Stummfilm Schicksalswürfel Regie. --- In Richard Huelsenbecks Reisebericht Der Sprung nach Osten entwirft ein im Vergleich zu früheren Indienbildern realistisches Bild des Subkontonents. |
1929 |
Alexander der Große begegnet in Klaus Manns Alexander-Roman einem exotisch-verführerischen Indien. --- Bernhard Kellermanns Reisebuch Der Weg der Götter erscheint. |
1932 |
In den Jahren 1932 bis 1937 bereist Hannes Fritz-München Indien und wird zum Hofmaler mehrerer Maharadschas. |
1934 |
Lion Feuchtwanger kritisiert in Marianne in Indien die britische Kolonialherren und ihre Perspektive auf Indien. --- Heinrich Zimmer veröffentlicht die einflussreiche Schrift Indische Mythen und Symbole. |
1937 |
Adolf Hitler empfiehlt dem englischen Außenminister Lord Halifax die Liquidierung Gandhis und der Kongresspartei. |
1938 |
Carl Gustav Jung bereist Indien und schreibt verschiedene Aufsätze über Meditation, Yoga und die Symbolik der Mandalas. |
1940 |
Thomas Mann veröffentlicht die ironisch-humoristische Legende Die vertauschten Köpfe. |
1949 |
In Mulk Raj Anands Across the Black Waters, der im Ersten Weltkrieg spielt, wird der Held von deutschen Truppen gefangengenommen. |
1956 |
Anlässlich eines Staatsbesuchs wird Jawarhalal Nehru bei einem Festakt der von Hermann Goetz herausgegebene und in Frankfurt erschienene Sammelband Indien und Deutschland überreicht. |
1957 |
Willy Haas greift in Navines Erzählung aus Die literarische Welt auf seine Erfahrungen als Flüchtling in Indien zurück. |
1960 |
In Stuttgart erscheint Helmuth von Glasenapps Studie Das Indienbild deutscher Denker. --- Ernst Augustin übernimmt die Leitungen eines Krankenhauses im südindischen Madurai. |
1961 |
Margret Boveri veröffentlicht bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen ihr Indisches Kaleidoskop. |
1963 |
14.1.: Bei einer Indienreise stirbt Gustav Regler in Delhi. |
1970 |
Inge von Wangenheim veröffentlicht im thüringischen Rudolstadt ihren Reiseband Kalkutta liegt nicht am Ganges. Entdeckungen auf großer Fahrt. |
1971 |
Willi Meinck publiziert Die gefangene Sonne. Indische Impressionen. Auf ihn gehen der Märchenband Die schöne Madana (1973) und eine Nachdichtung des Ramayana zurück (1976). --- Christa Reinig veröffentlicht Papantscha-Vielerlei. Exotische Produkte Altindiens. |
1975 |
Günther Grass hält sich auf Einladung der indischen Regierung einige Wochen in Delhi und Kalkutta auf. |
1976 |
Klaus Mylius wird außerordentlicher Professor für Sanskrit und indische Altertumskunde an der Karl-Marx-Universität Leipzig. |
1977 |
Günther Grass lässt den Ich-Erzähler aus seinem Roman Der Butt auf den Spuren Vasco da Gamas ein als äußerst schmutzig dargestelltes Delhi besuchen. |
1978 |
Bei S. Fischer erscheint Hubert Fichtes Wolli Indienfahrer. |
1980 |
In Kopfgeburten oder die Deutschen sterben aus von Günter Grass reist das norddeutsche Lehrerehepaar Harm und Dörte Peters mit dem Reiseveranstalter „Sisyphos“ für ein Filmprojekt unter anderem nach Indien. |
1981 |
Salman Rushdie verarbeitet in Midnight’s Children Einflüsse von Günter Grass. |
1983 |
Ingeborg Drewitz veröffentlicht im Stuttgarter Radius-Verlag Mein indisches Tagebuch. --- im Berliner Aufbau-Verlag erscheint Richard Christs Mein Indien. |
1984 |
Reinhard Hauffs Film Zehn Tage in Calcutta wird gedreht. |
1988 |
Bei Luchterhand in Darmstadt erscheint der von Günter Grass selbst illustrierte Band Zunge Zeigen. |
1996 |
Bei Suhrkamp erscheint Josef Winklers ethnographischer Roman Domra. Am Ufer des Ganges. |
2000 |
Elmar Schenkel veröffentlicht Ein Lächeln und zwei Fragezeichen. Indisches Reisetagebuch. |
2002 |
Als Ergebnis einer Gruppenreise deutscher Schriftsteller 2001-2002 erscheint in den horen der Band Ausblicke von meinem indischen Balkon. Neue Reisen deutscher Schriftsteller nach Indien. Teilnehmer sind Arnold Stadler, Kathrin Schmidt, Martin Kämpchen, Marla Stukenberg, Ulrike Draener und Felicitas Hoppe. --- Gemeinsam mit dem Berliner Musiker Bert Wrede inszeniert Albert Ostermaier im Bayerischen Rundfunk die Leseperformance Calcuttaphonie. |
2003 |
Bei Rowohlt erscheint Andreas Altmanns Reisebericht Notbremse nicht zu früh ziehen. Mit dem Zug durch Indien. --- Ilja Trojanows An den inneren Ufern Indiens erscheint. |
2005 |
Günter Grass besucht Indien erneut. --- Martin Mosebach erzählt in Das Beben von einem deutschen Architekten, der auf der Flucht vor sich selbst ins Innere Indiens flieht, um dort ein Luxushotel zu bauen. |
2006 |
Bei Piper erscheint Ilija Trojanows Reisebericht An den inneren Ufern Indiens. Eine Reise entlang des Ganges. ---. Ulla Lenzes Roman Schwester und Bruder behandelt die Indienreise der jungen Martha mit ihrem erblindeten Bruder Lukas. |
2007 |
Hans Graf von der Goltz schildert in seinem Roman Die Mission das Schicksal einer Gruppe moderner Entwicklungshelfer in Mumbai. --- Wulf Noll zeichnet in seinem Indienroman Dann, gute Nacht, Madame! die bewegten Jahre um 1968. |
2008 |
Helge Timmerberg veröffentlicht bei Rowohlt Shiva Moon. Eine Reise durch Indien. --- Martin Mosebachs Stadt der wilden Hunde. Nachrichten aus dem alltäglichen Indien erscheint bei Hanser. --- Christina Brudereck lässt in ihrem Roman Seidenkinder den Inder Jaya gemeinsam mit dem Amerikaner Matt gegen ein Staudammprojekt kämpfen |
2009 |
In Gießen erscheint Christoffer Krugs Indien-Roadnovel Mehr und Mehr. --- Hans Christoph Buch veröffentlicht bei der Frankfurter Verlagsanstalt seine Reise um die Welt in acht Nächten, die in einem Hotel in Bombay beginnt. |
2012 |
Im Hamburger Männerschwarm-Verlag erscheint Martin Franks Roman Aruns Geschichte. |
2013 |
Sylvia Lotts Roman Die Rose von Darjeeling erscheint bei Blanvalet in München. |
Desiderata
Indienbilder in der Kinder- und Jugendliteratur --- Bildende Künste --- Musik --- Tanz --- Architektur
Bibliographie
- Baum, Wilhelm: Indien und Europa im Mittelalter: die Eingliederung des Kontinents in das europäische Bewußtsein bis ins 15. Jahrhundert. Klagenfurt: Verl. Kitab, 2000
- Bhatti, Anil: Das Interesse an Indien in der deutschen Literatur der Gegenwart. In: Utopie–Projektion–Gegenbild. Indien in Deutschland. Zeitschrift für Kulturaustausch, 3. Heft, 1987. S. 513-518
- Bhatti, Anil: Im Kielwasser des Kolonialismus. Ambivalenzen im deutschen Orientalismus des neunzehnten Jahrhunderts. In: Das verschlafene 19. Jahrhundert? v. Hans-Jörg Knobloch, Würzburg: Königshausen & Neumann 2005, S. 175-189
- Bhatti, Anil: Brechtrezeption in der Hindi-Lyrik. In: German Studies in India, University of Kerala, Trivandrum / Indien, Bd. 5, Nr. 2)
- Bürner-Kotzam, Renate: „Mein Fragen ist von Mitleid aufgesogen“. Indien im respektlosen Blick des Mitgefühls. Ingeborg Drewitz’ „Mein indisches Tagebuch“. In: „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre, Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik, Band 10, hrsg. v. Barbara Becker-Cantarino und Inge Stephan, Bern: Peter Lang, 2005, S. 269-281
- De Zoysa, Asoka: „Blutrünstige Braminen am heiligen Strome“ : Indienbilder in der deutschen Unterhaltungsliteratur zwischen Aufklärung und Restauration. Frankfurt am Main; Berlin: Lang, 1997, zugl. Berlin, Freie Univ., Diss., 1996
- Dharampal-Frick, Gita: Indien im Spiegel deutscher Quellen der frühen Neuzeit (1500 – 1750). Studien zu einer interkulturellen Konstellation. Tübingen: Niemeyer 1994
- Durzak, Manfred (Hg.): Bilder Indiens in der deutschen Literatur. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Wien [u.a.]: Lang, 2011
- Durzak, Manfred: Das indische „Totenbuch“ von Josef Winkler. In: German Studies in India 2006, 71-80
- Eckel, Winfried: Die Imagologie Indiens zwischen Postkolonialismusdiskurs und interkultureller Hermeneutik. Eine Einführung. In: Projektionen – Imaginationen – Erfahrungen. Indienbilder der europäischen Literatur, hg. v. Winfried Eckel; Carola Hilmes und Werner Nell, Remscheid: Gardez!, 2008, S. 7-21
- Eckel, Winfried; Hilmes, Carola u. Werner Nell (Hg.): Projektionen – Imaginationen – Erfahrungen. Indienbilder der europäischen Literatur, Remscheid: Gardez!, 2008
- Fuchs, Martin: Der Geist des ganzen Systems. Max Webers Indien-Bild. In: Utopie–Projektion–Gegenbild. Indien in Deutschland. Zeitschrift für Kulturaustausch, 3. Heft, 1987, S. 480-502
- Goetz, Hermann: Europäisch-indische Kukturverständigung. In: H. O. Günther (Hg.): Indien und Deutschland. Frankfurt: 1956, S. 189
- Gokhale, Anushka: „itinerar durchs koloniale (k)erbenfeld“. Deutschsprachige Indienreisende während der britischen Kolonialherrschaft, in: German Studies in India. Beiträge aus der Germanistik in Indien. Neue Folge 2, 2010, S. 101-109
- Halbfass, Wilhelm: Indien und Europa. Perspektiven ihrer geistigen Bewegung, Basel: Schwabe & Co., 1981
- Heidrich, Joachim: DDR – Indien. Partner auf Zeit. Erfahrungen und Einsichten. Hamburg: LIT, 1998
- Johannes H. Voigt: Die Indienpolitik der DDR. Von den Anfängen bis zur Anerkennung (1952 – 1972). Stuttgarter Historische Forschungen, Band 5, Köln / Weimar / Wien: Böhlau, 2008
- Jolles, Frank: India in England and Germany during the 18th Century. In: German Studies in India, Trivandrum: 1985 (Bd. 9, Nr. 4, S. 193)
- Kade-Luthra, Veena: Sehnsucht nach Indien. Literarische Annäherungen von Goethe bis Grass. München: Beck, 1991 [Anthologie]
- Kalatehbali, Narjes Khodaee: Das Fremde in der Literatur. Postkoloniale Fremdheitskonstruktionen in Werken von Elias Canetti, Günter Grass und Josef Winkler. Münster: LIT, 2005
- Kamath-Rajan, Rekha: „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Indien-Imaginationen in der deutschen Literatur nach 1945. In: Projektionen – Imaginationen – Erfahrungen. Indienbilder der europäischen Literatur, hrsg. v. Winfried Eckel; Carola Hilmes und Werner Nell, Remscheid: Gardez!, 2008, S. 201 – 211.
- Kämpchen, Martin (Hg.): „Von der Freiheit der Phantasie“. Indien in der deutschsprachigen Literatur (1900 – 1999). Bremerhaven: Ed. die Horen, 1999
- Kawohl, Birgit: „Besser als hier ist es überall“. Reisen im Spiegel der DDR-Literatur. Marburg: Tactum, 2002 (2. Auflage)
- Kniesche, Thomas: „Calcutta“ oder Die Dialektik der Kolonialisierung. Günter Grass: Zunge zeigen. In: Schriftsteller und „Dritte Welt“. Studien zum postkolonialen Blick, hrsg. v. Paul-Michael Lützeler. Tübingen: Stauffenburg, 1998, S. 263- 290
- Koch, Gerhard (Hg.): Indien: Wunder und Wirklichkeit in deutschen Erzählungen des 20. Jahrhunderts. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1987 (2. Aufl.)
- Kragl, Florian: Die Weisheit des Fremden: Studien zur mittelalterlichen Alexandertradition; mit einem allgemeinen Teil zur Fremdheitswahrnehmung. Bern; Berlin; Frankfurt am Main; Wien [u.a.]: Lang, 2005 (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie; 9)
- Leifer, Walter: India and the Germans. Mumbai: 1971
- Lotz, Rainer: Ansichten von Indien. Interessen und Perspektiven in einigen neueren Reiseberichten über Indien. In: Utopie–Projektion–Gegenbild. Indien in Deutschland. Zeitschrift für Kulturaustausch, 3. Heft, 1987, S. 503–512
- Lyu, Yong-Sang Lion: Feuchtwanger und Indien: die Auseinandersetzung mit der indischen Philosophie zwischen 1914 und 1925. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang, 2005, zugl. Tübingen, Univ., Diss., 2004
- Mazumdar, Shaswati: Feuchtwanger / Brecht. Der Umgang mit der indischen Kolonialgeschichte. Eine Studie zur Konstruktion des Anderen. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1998
- Michels, Volker: Indien und China im Werk von Hermann Hesse. Frankfurt a. M.: Edition Faust, 2015
- Myers, Perry: German Visions of India, 1871 - 1918 : Commandeering the Holy Ganges During the Kaiserreich. Basingstoke [u.a.]: Palgrave Macmillan, 2013
- Perry Myers: Making Invisible Empires. Joseph Dahlmann’s India and His Catholic Vision During the Wilhelminian Era, in: Mapping Channels between Ganges and Rhein, hrsg. v. Jörg Esleben, Christina Kraenzle u. a., Newcastle: Cambridge Scholars, 2008, S. 160 – 185.
- Schulze, Franz: Balthasar Springers Indienfahrt 1505/06. Straßburg: 1902
- Shafi, Monika: „Dir hat es die Sprache verschlagen“. Günter Grass’ „Zunge zeigen“ als postmoderner Reisebericht. In: The German Quarterly 66, 1993, N.3, 339-349
- Shafi, Monika: Entdeckung und Entfremdung. Ingeborg Drewitz: Mein indisches Tagebuch. In: Schriftsteller und „Dritte Welt“. Studien zum postkolonialen Blick, hrsg. v. Paul-Michael Lützeler. Tübingen: Stauffenburg, 1998, S. 243- 262
- Surana, Vibha: Ein Vergleich von Reiseliteratur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum und aus Indien. In: Germanistentreffen Deutschland – Indien – Indonesien – Philippinen – Taiwan – Thailand – Vietnam: Dokumentation der Tagungsbeiträge, 2000, S. 135-149
- Ulrich, Carmen: Alte Fremde – neue Heimat. Indienvorstellungen in Anthologien der frühen DDR. In: Projektionen – Imaginationen – Erfahrungen. Indienbilder der europäischen Literatur, hg. v. Winfried Eckel; Carola Hilmes und Werner Nell, Remscheid: Gardez!, 2008, S. 212-227
- Ulrich, Carmen: Sinn und Sinnlichkeit des Reisens. Indien(be)schreibungen von Hubert Fichte, Günter Grass und Josef Winkler. München: Iudicium, 2004
- Valiamangalam K.-Findeis, Annakutty: Fusion und Konfusion divergenter Kulturräume in der deutschsprachigen Literatur am Beispiel von G. Grass und J. Winkler. In: Divergente Kulturräume in der Literatur, Diss. betreut von Marc Cluet, Bern [u.a.]: Lang, 2007, S. 241-247
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