Ein Birkmannsweilermer auf Reisen: Hans Jacob Breuning von und zu Buchenbach

Hans Jacob Breuning von und zu Buchenbach

Hans Jacob Breuning dürfte einer der ersten Winnender im Orient gewesen sein – jedenfalls ist er der einzige, der einen detaillierten Reisebericht hinterlassen hat. Geboren wurde er um das Jahr 1552 herum, vermutlich in Speyer, als Sohn des kaiserlichen Ratsherren Wolfgang Breuning von Rommersheim und dessen Ehefrau Ursula Greiff. Über seine Jugend ist wenig bekannt. Am 30. April 1579 tritt er in Begleitung des französischen Edelmanns Jean Carlier de Pinon eine Reise an, die ihn vor allem nach Ägypten, Palästina, Syrien sowie in das Osmanische Reich bringt. Der Reisebericht entsteht auf längeren Kavaliersreisen in Europa. erst 1612 wird das Werk als Orientalische Reyß gedruckt.

Im Jahr 1584 trat er seinen Dienst im Verwaltungsbereich als Obervogt des württembergischen Hofes an, wird aber bald wieder entlassen. Auch als Oberhofmeister am Tübinger Collegium illustre kann er sich nicht halten. 1587 erwirbt Breuning das Gut Buchenbach bei Birkmannsweiler, dem er den adeligen Namenszusatz verdankt. Herzog Friedrich I. überträgt ihm 1595 die Führung einer diplomatischen Delegation mit dem Auftrag, um für den Herzog den englischen Hosenbandorden von Königin Elisabeth I. zu erbitten. Das Scheitern seiner Mission schildert er in einem Gesandtschaftsbericht. Die letzten Lebensjahre dürfte Hans Jacob Breuning auf dem Buchenbach zugebracht haben. Am 26.9.1617 (oder schon 1616) stirbt Hans Jacob Breuning in Waiblingen und wird in Tübingen beigesetzt.

Der Buchenbachhof

Der Buchenbachhof liegt ungefähr dort, wo heute das alte Forsthaus steht. Die Wirtschaftsgebäude sind allerdings abgegangen. Der einst in Ober- und Unter-Buchenbach geteilte Hof war an den Deutschen Orden verpachtet, ehe das Gut um 1550 an Georg von Bernhausen zu Buchenbach überging. Nach dessen Tod verkaufte dessen Witwe Maria, eine geborene Gaisberger, den Buchenbachhof an Melchior Jäger, einen württembergischen Geheimenrat. 1587 erwarb Johann Jacob Breuning den Hof als Altersruhesitz. Die Besitzer wechseln in rascher Folge, bis der Hof an den württembergischen Prinzen Carl Alexander geht, der später Herzog von Württemberg wird. 1807 gelangt der Buchenbachhof in den Besitz der königlichen Hofdomänenkammer, die ihn an verschiedene Pächter vermittelt.

Die orientalische Reyß

Breunings in Straßburg herausgegebene „Orientalische Reyß“ ist Reisebericht und Kulturkunde zugleich. Auf etwa 350 Seiten werden fünf Mittelmeerfahrten mit jeweils fünf Kapiteln beschrieben. Auf ein detailliert ausgearbeitetes Titelkupfer folgt eine Vorrede mitsamt einer Widmung an Herzog Johann Friedrich zu Württemberg. Ein Verzeichnis der zitierten Autoren und ein Porträtkupfer Breunings in Medaillonform schließen sich an. Das Motto Breunings lautet: „Tandem bona causa triumphat“ („Dennoch siegt die gute Sache“). Das ausführliche Kapitelverzeichnis bereitet den eigentlichen Reisebericht vor, den eine „Computatio“ ergänzt, eine grobe Berechnung der jeweils zurückgelegten Entfernungen. Der Appendix besteht vor allem aus einem Sachregister zum Auffinden der jeweiligen Textstellen.

Das Titelkupfer zeigt allegorische Darstellungen der vier Erdteile. Für Europa steht die in zeitgenössischer Mode gekleidete Dame in der linken oberen Ecke der Illustration. Sie lehnt, ebenso wie ihr asiatisches Gegenstück, sitzend an einer Säule lehnt, auf der die Weltkugel ruht. Ihre Attribute sind ein Szepter, ein Schild, Kriegsgerät sowie verschiedene Erntegaben, die auf den Reichtum Europas in Friedenszeiten hinweisen - symbolisiert durch die Tauben mit Lorbeerkranz und den verschränkten Händen. In den unteren Ecken sitzen die Allegorien Afrikas und Südamerikas, gleichsam beherrscht von den zivilisierten Erdteilen. Zwei gerüstete Schildhalter flankieren das Wappen.

Die „Erste Meerfahrt“ beginnt am 30. April 1579. Von Malamocca aus, einem der Häfen Venedigs, sticht Hans Jakob Breuning mit der Santa Croce in See. Vor Albanien wird das Schiff von Seeräubern abgefangen, einige Reisende werden gefangengenommen. Breuning bemerkt, dass die Zeit nicht wie Mitteleuropa mit Glockengeläute angezeigt wird, sondern vom Minarett ausgerufen. Dann erreicht das Schiff das stark befestigte Korfu, Breuning macht sich mit dem Ritus der griechischen Orthodoxie bekannt. Dann läuft die Santa Croce die Insel Zakinthos im ionischen Meer an und erreicht einige Tage darauf Athen. Von Athen aus geht die Fahrt über Troja ins Marmarameer und nach Istanbul. In Istanbul studiert Breuning türkische Sitten und macht sich mit dem Rechtssystem der Osmanen vertraut. Auch der Serail, der muslimische Ritus und die Beschneidung wecken sein Interesse. Einige „Spazierreisen“ nach Thrakien und ins Schwarze Meer vervollständigen Breunings Bild.

Die „Andere Meerfahrt“ beginnt: Breunings Ziel ist Ägypten. Über Chios, Samos, Ikaria und Patmos gelangt Breuning nach Rhodos. Von dort geht es, nachdem der jüdische Dolmetscher ihnen aus einer Verlegenheit hilft, übers Meer nach Alexandria. Auch hier stellt Breuning Beobachtungen zu Natur und Kultur an, beobachtet Giraffen und Krokodile. Breuning schlendert über Basare und bewundert das Chamäleon. Auf dem Nil geht es nach Süden nach Kairo. Eine weitere „Spazierreis“ führt zu den „Mumii und Pyramidibus“ und nach Memphis. Nach einem erneuten Halt in Kairo zieht es Breuning nach Suez, wo die Reisegesellschaft dem Roten Meer bis zur Halbinsel Sinai folgt. Als es um den Islam geht, wird Breuning deutlich – Mohammed hält er für einen „Gotteslästerlichen falschen Propheten“, was daran liegen könnte, dass er auf die „vermaledyten reliquiis“ von dessen Kamel trifft. Von Damiata aus, wo Breuning auf einen „Meerman“ trifft, geht die Reise weiter.

Die „Dritte Meerfahrt“ führt Breuning zunächst nach Jaffa in Palästina. Über Ramallah („Rama“) erreicht der Reisende Jerusalem. Ausführlich berichtet Breuninger von den biblischen Stätten die er besichtigt; viele davon gehören zum unverzichtbaren Programm einer Pilgerfahrt ins Heilige Land. Nach einem Schlenker über Betlehem reisen Breuning und seine Gefährten zurück nach Jaffa, um sich dort einzuschiffen.

Hier beginnt die „Vierdte Meerfahrt“: Das Schiff läuft zunächst Syrien an, wo Breuning das Maronitenkloster von Tripolis besucht. Hier verabschiedet sich der Deutsche von seinem französischen Reisegefährten. Dieser besteigt ein venezianisches Schiff, während jener ein Schiff aus Marseille nimmt.

Die „Fünffte und letzte Meerfahrt“ beschreibt einen weiten Bogen. Das Schiff erreicht zunächst Zypern, dann Kreta. Eine Meuterei sorgt kurzfristig für Unruhe. Dann läuft das Schiff Sizilien an. Nach einem Zwischenhalt sieht Breuning Malta, Korsika und Sardinien. Endlich erreicht Breuning Marseille und geht von Bord. Hier endet die „Orientalische Reyse“.

Bibliographie

Über Hans Jacob Breuning

  • Miller, Max: Breuning von Buchenbach, Hans Jakob. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117631094.html#ndbcontent
  • Heyd, Wilhelm: Breuning von Buchenbach, Hans Jakob von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, hrg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breuning_von_Buchenbach,_Hans_Jakob&oldid=- (Version vom 24. Juli 2020, 15:19 Uhr UTC)
  • Königlich topographisches Bureau: Beschreibung des Oberamts Stuttgart und Tübingen: Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, 1850.
  • Felbinger, Rolf: Quellenautopsie zu Hans Jacob Breuning von und zu Buchenbach (1612). In: Europabegriffe und Europavorstellungen im 17. Jahrhundert. Unter: http://www.univie.ac.at/igl.geschichte/europaquellen/quellen17/breuningvonundzubuchenbach1612.htm

Werke

  • Breuning von Buchenbach, Hans Jacob: Orientalische Reyß Deß Edlen vnnd Vesten, Hanß Jacob Breüning, von vnd zu Buochenbach : so er selb ander in der Türckey ... so wol in Europa als Asia vnnd Africa ... verrichtet; Alles in Fünff vnderschiedliche Meerfahrten disponirt vnd abgetheylet ...; Mit angehenckter Summarischer Computation aller Meylen: sampt einem kurtzen Appendice, vnd außführlichen Registern, so wol der Capitel als anderer denckwürdigen sachen. Straßburg: Karolus, 1612
  • Breuning von Buchenbach, Hans Jacob: Relation ueber seine Sendung nach England im Jahr 1595. Stuttgart: Literarischer Verein, 1865 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 81)