Belegen: Grundlagen
Wenn du etwas behauptest, musst du es belegen. So ist das oft im Leben: Du musst Beweise anführen! Wenn du etwas erbst, musst du mit einem Dokument beweisen, dass du tatsächlich der richtige Erbe bist. Wenn du etwas entdeckst, musst du belegen, dass du dir deine Entdeckung nicht ausgedacht hast. Wenn du jemanden überzeugen willst, dass deine Behauptungen stimmen, brauchst du einen Beleg. Auch beim Umgang mit Büchern ist das nicht anders.
Warum sollte man belegen?
Wenn du mit Texten arbeitest, musst du deine Aussagen auf Textbelege stützen. Nur so kannst du zeigen, dass du mit deiner Aussage recht hast. Belegen musst du deine Aussagen unter anderem …
- im Unterrichtsgespräch, damit die Lehrkraft weiß, ob deine Aussage zutrifft;
- in Klassenarbeiten, in denen Fragen zum Text gestellt werden;
- in Aufsätzen, die sich mit Texten befassen (Charakterisierung, Analyse, Interpretation).
Besonders wichtig ist das Belegen in Klassenarbeiten. Wenn du keinen Textbeleg anführst, kann deine Aussage oft nicht gewertet werden.
Was kann man belegen?
Üblicherweise belegt man Aussagen über …
- Inhaltliches: Steht dazu etwas im Text? Was? Wo?
- Stilistisches: Wie genau steht es im Text?
Gehen wir von folgender Textstelle aus, dem ersten Satz aus Andreas Steinhöfels Kinder- und Jugendroman „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“ (2017), der bei Carlsen in Hamburg erschienen ist:
Normalerweise kann man vom großen Fenster unserer Dachwohnung aus, oben im Fünften, prima über Kreuzberg gucken.
An dieser Textstelle kann man vieles belegen. Sie bietet Antworten auf folgende Fragen:
- Welche Art von Wohnung bewohnen die Dorettis? – Die Dorettis wohnen in einer „Dachwohnung“
- In welcher Etage wohnen die Dorettis? – Die Dachwohnung liegt im „[f]ünften Stock“.
- Was sieht man, wenn man aus dem Fenster blickt? – Die Dorettis haben einen guten Ausblick „über Kreuzberg“.
- Wie deutet der Text an, dass man nur unter gewöhnlichen Umständen aus dem Fenster schauen kann? – Unter gewöhnlichen Umständen, also „[n]ormalerweise“, sieht man aus dem Dachfenster.
- Wie bewertet der Erzähler den üblichen Ausblick? – Man sieht sogar „prima“, also ganz hervorragend, aus diesem Fenster.
- Wie beschreibt der Erzähler das Fenster? – Die Wohnung hat ein „große[s] Fenster“.
- Woher weiß man, dass der Erzähler vermutlich Rico ist? – Der Erzähler ist wohl einer der Dorettis, jedenfalls wohnt er in der Wohnung der Dorettis. Er spricht von „unserer Dachwohnung“. Es könnte sich vor allem deshalb um Rico handeln, weil er umgangssprachliche Ausdrücke wie „prima“ oder „gucken“ verwendet .
- Welches Wort zeigt, dass der Erzähler die Umgangssprache verwendet? – Der Erzähler verwendet den Ausdruck „prima“.
- Mit welchem Satz beginnt der Roman? – Der Roman beginnt mit folgendem Satz: „Normalerweise kann man vom großen Fenster unserer Dachwohnung aus, oben im Fünften, prima über Kreuzberg gucken“.
Was darf man beim Belegen nicht?
Beim Belegen kann man einiges falsch machen. Der größte Fehler ist oft, dass du deine Aussagen gar nicht belegst. Aber auch sonst bringt das Zitieren Schwierigkeiten mit sich:
- Du darfst deine eigene Darstellung nicht mit dem zitierten Text vermischen. Was du dem Text entnimmst und deinem Aufsatz hinzufügst, musst du als Zitat kennzeichnen.
- Du darfst nichts zitieren, was gar nicht im Text steht.
- Du darfst dem Zitat nichts hinzufügen.
- Du darfst den Anfang und das Ende des zitierten Satzes weglassen, aber nichts aus der Mitte des Satzes.
- Du darfst weder die Grammatik des Satzes noch seine Rechtschreibung verändern.
- Du darfst die Wortstellung im Satz nicht ändern.
- Deine Sätze dürfen nicht nur aus zitiertem Text bestehen.
Wie soll man belegen?
- In seltenen Fällen wirst du einen ganzen Satz anführen: Der Roman wird von Rico eröffnet, der als Erzähler auftritt: „Normalerweise kann man vom großen Fenster unserer Dachwohnung aus, oben im Fünften, prima über Kreuzberg gucken“ (Z. 1-2).
- Wenn du den Satz kürzen möchtest, kannst du Satzteile oder Teilsätze herausnehmen. An ihrer Stelle stehen dann eine eckige Klammer und drei Auslassungspunkte: Der Blick aus dem Fenster ist für Rico etwas Besonderes: „Normalerweise kann man vom großen Fenster unserer Dachwohnung aus […] prima über Kreuzberg gucken“ (Z. 1 f.)
- Einzelne Wörter zitierst du dann, wenn du zeigen willst, dass sie in einem ganz besonderen Sinn verwendet werden – oder wenn diese Wörter auffallen: Rico gibt sich als jugendlicher Erzähler durch das Verb „gucken“ zu erkennen (Z. 2).
- Manchmal passt die Schreibweise des Zitats nicht in den Satz. Solche Rechtschreibfehler kannst du umgehen, indem du die Änderung in eckige Klammern setzt: Unter gewöhnlichen Bedingungen könne man „[n]ormalerweise“ (Z. 1) aus dem Dachfenster der Wohnung blicken.
- Dasselbe gilt für die Grammatik. Manchmal musst du ein Wort anpassen, um den Satzbau zu retten. Diese Änderungen musst du in eckige Klammern setzen. Wenn du Endungen weglässt, setzt du den letzten Buchstaben in eckige Klammern, wenn du Endungen änderst oder hinzufügst, steht das Geänderte in eckigen Klammern: Rico erwähnt ein „große[s] Fenster“ (Z. 1).
- Manchmal empfiehlt es sich, den Wortlaut des Texts zu umschreiben – also indirekt zu zitieren. Ein indirektes Zitat verzichtet auf Anführungszeichen. Dennoch muss angegeben werden, woher der Text stammt. Dazu ergänzt man das Kürzel „vgl.“ („Vergleiche!“): Rico betont, man könne von einem der Fenster der Dorettis über Kreuzberg hinsehen (vgl. Z. 1-2).
Wie führe ich den Textbeleg ein?
Ein Textbeleg wird durch geeignete Wendungen eingeführt. Sie machen deutlich, dass du mit deinem Zitat eine Aussage belegst und nicht selbst das Wort hast.
- Wenn du Aussagen von Figuren zitierst, kannst du schreiben: Ricos Aussagelautet: „…“… / Rico sagt: „…“ / Rico äußert sich wie folgt: „…“ / Rico verwendet den Ausdruck „…“ / Rico bezeichnet den Ausblick als „prima“.
- Wenn du Aussagen des Erzählers wiedergibst, kannst du schreiben: Der Erzähler beschreibt Oskar als „…“ / Der Erzähler erwähnt ein „Dachfenster“ / Der Erzähler führt ein „Dachfenster“ an. / Außerdem wird ein „Dachfenster“ erwähnt.