Friedrich Fischer: Philosoph und Psychologe

Biographie

Friedrich Fischer kommt am 31.12.1801 in Honau auf der Schwäbischen Alb als Sohn eines Pfarrers zur Welt. 1816 tritt er in das Seminar zu Schönthal ein, 1820 wird er Seminarist in Tübingen. Nach dem Studienende ist er zunächst ein Jahr lang Vikar bei seinem Vater, ehe er im Herbst 1825 Repetent am Seminar zu Urach wird und im April 1826 in gleicher Funktion am Tübinger Stift wirkt. Im folgenden Wintersemester besucht er Heidelberg, Leipzig, Berlin, Wien und München. Am 31.1.1828 promoviert er mit der theologischen Dissertation Einleitung in die Dogmatik, wendet sich aber bald philosophischen Studien zu. 1829 hält er am Stift eine Vorlesung über Religionsphilosophie. Im Mai 1830 wird er mit der Abhandlung Ueber den Begriff der Philosophie Privatdozent an der Tübinger Universität. Bereits für das folgende Wintersemester nimmt er sich jedoch Urlaub und geht an Ostern 1831 nach Basel, wo er im Februar 1832 erfährt, dass ihn die württembergische Regierung seiner Dozentenstelle enthoben hat. Bald darauf wird ihm aber in Basel der Lehrstuhl für Philosophie übertragen. In seiner neuen Heimat führt er neben dem Vorlesungsbetrieb für einige Jahre hindurch die Redaktion der Basler Zeitung und ordnet die Kunstsammlungen der Universität. Als Philosoph ist er Empiriker und Psychologe, scheint dem Idealismus ablehnend gegenüberzustehen. Fischer befasst sich mit einer Fülle von Gegenständen, unter anderem mit Logik, Basler Geschichte und das Schlafwandeln. Der Münchner Philosoph Carl von Pantl, der ihn der „Unbedeutendheit“ zeiht, hält offenbar wenig von Fischer: „Die philosophische Anschauung Fischer’s […] zeichnet sich weder durch gründliche Tiefe noch durch präcise Schärfe aus“ (Prantl 1878, S. 67). Im Januar 1853 erkrankt er, was ihn offenbar in eine tiefe Depression versetzt. Er wird in die Heilanstalt Winnenthal gebracht, wo er am 14.11.1853 Suizid begeht.

Abb.: Friedrich Fischer als Professor in Basel

Bezug zu Winnenden

Fischer ist nur kurz bei Albert Zeller in Behandlung und erweckt offenbar schon bald den Eindruck, er sei geheilt und könne entlassen werden. Dies ist ein Trugschluss. Am 14.11.1853 erhängt sich Fischer.

Bibliographie

Von Friedrich Fischer

  • Fischer, Friedrich: Der ontologische Beweis für das Daseyn Gottes und seine Geschichte. Basel: Schweighauser, 1852
  • Fischer, Friedrich: Johannes Heynlin genannt à Lapide. Basel: Schweighauser, 1851
  • Fischer, Friedrich: Ueber die Entstehungszeit und den Meister des Großbasler Todtentanzes. Basel, 1850
  • Fischer, Friedrich: Ueber die fliegenden Sonnenbilder: Einladungsschrift zur Rede des Zeit. Rector Magnificus Herrn Professor Wilhelm Vischer. Basel: Schweighauser, 1847
  • Fischer, Friedrich: Die Metaphysik, von empirischem Standpunkte aus dargestellt: Zur Bewirklichung der Aristotelischen Metaphysik. Basel: Schweighauser, 1847
  • Fischer, Friedrich: Die Basler Hexenprozesse in dem 16ten und 17ten Jahrhundert. Basel: Schweighauser, 1840
  • Fischer, Friedrich: Über den Schlaf. Basel, 1839
  • Fischer, Friedrich: Der Somnambulismus. Basel: Schwinghauser, 1839, 3 Bde. Bd. 1: Das Schlafwandeln und die Vision; Bd. 2: Der thierische Magnetismus; Bd. 3: Das Hellsehen und die Besessenheit
  • Fischer, Friedrich: Lehrbuch der Psychologie für akademische Vorlesungen und Gymnasialvorträge. Basel: Schweighauser, 1838
  • Fischer, Friedrich: Lehrbuch der Logik für academische Vorlesungen und Gymnasialvorträge. Stuttgart: Metzler, 1838
  • Fischer, Friedrich: Über den gegenwärtigen Stand des Naturrechts: nebst Wincken zu seiner Weiterbildung. Basel: Neukirch, 1837
  • Fischer, Friedrich: Die Naturlehre der Seele für Gebildete dargestellt. Basel: Schweighauser, 1834
  • Fischer, Friedrich: Ueber den Sitz der Seele: Einladungsschrift zur Promotionsfeier des Pädagogiums und zur Eröffnung des Jahreskurses von 1833. Basel: Wieland, 1833
  • Fischer, Friedrich: Von der Natur und dem Leben der Körperwelt oder Philosophische Physik. Tübingen: Osiander, 1832
  • Fischer, Friedrich: Ueber den Begriff der Philosophie: mit besonderer Rücksicht auf seine Gestaltung im absoluten Idealismus. Tübingen: Osiander, 1830
  • Fischer, Friedrich: Zur Einleitung in die Dogmatik der evangelisch-protestantischen Kirche oder über Religion, Offenbarung und Symbol: ein Beitrag zu endlicher Beilegung des Streits zwischen Rationalismus und Supranaturalismus. Tübingen: Osiander, 1828

Zu Friedrich Fischer

  • Prantl, Carl: Fischer, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 66–67