Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Zum Einstieg

Erstmals seit Jahrzehnten wagt man sich im baden-württembergischen Abitur an ein Hauptwerk Thomas Manns heran. Ein Nobelpreisträger, dessen Bildungsfracht so schwer wiegt – und das im Internetzeitalter: Kann das gut gehen? Wie üblich lautet die Antwort an den Schulen: Es muss! Diese Seite beschränkt sich auf Hinweise, die für die Schule hilfreich sind. Was ich nicht leisten kann, ist ein stellenkritischer Kommentar, der auf vierhundert Seiten allen Verästelungen des Romans nachsteigt. Darauf müssen auch gedruckte Lektürehilfen verzichten, die oft rasch entstehen. Dass sie das eigene Lesen und Nachdenken nicht ersetzen sollten, das versteht sich von selbst. Wer wirklich Feuer fängt für den „Felix Krull“, dem sei der hervorragende Kommentarband der „Großen Frankfurter Ausgabe“ empfohlen, den ich in der Bibliographie aufführe. Es gibt ihn leider nur in größeren Bibliotheken und in wissenschaftlichen Fachbibliotheken. Neben dem ausführlichen Stellenkommentar, der sich auf den Nachlass und umfangreiche Fachbibliotheken stützt, führen Thomas Sprecher und Monica Bussmann handschriftliche Entwürfe auf und drucken einige von Manns wichtigsten Materialien aus den Dossiers ab. Die Bibliographie ist bis 2012 vermutlich umfassend. Auch die 1965 gegründete Thomas-Mann-Gesellschaft in Lübeck und das Thomas-Mann-Archiv an der ETH Zürich sind wichtige Forschungszentren. Wer nicht so hoch greifen will, wird hier sicher weitere Anregungen finden. Viel Erfolg!

Warum „Felix Krull“ lesen?

  • Drei Verfilmungen zeigen, dass der Stoff zur künstlerischen Bearbeitung Bezüge zum „Felix Krull“ und seinen Motiven kannst du in Serien und Liedern finden.
  • Das Hochstaplermotiv wird dir auch in vielen anderen Werken begegnen, die du besser verstehst, wenn du den „Felix Krull“ kennst. Hochstaplern triffst du auch im Leben – ihre Methodik führt Krull so vor, dass du dich in sie einfühlen kannst.
  • Thomas Mann ist einer der deutschen Nobelpreisträger. Du kannst natürlich auch die „Buddenbrooks“, den „Zauberberg“ oder „Doktor Faustus“ lesen – aber der „Felix Krull“ ist ein guter Einstieg.
  • Der „Felix Krull“ ist ein Zeitbild der Jahrhundertwende, einer Zeit, in der die Moderne auch in der Gesellschaft ankommt. Großstadtleben, sexuelle Befreiung, Ich-Suche: Vieles prägt uns noch heute. Abgesehen davon: Kaum ein Roman schwelgt so in Bildern dieser Epoche wie der „Felix Krull“.
  • Als einer der ersten Romane spielt der „Felix Krull“ mit fluider Geschlechtsidentität. Der Protagonist ist sexuell nicht festgelegt und trifft auf Figuren, die nicht binär sind, sondern Männlichkeit und Weiblichkeit verbinden. Dazu gehören die jungenhaften Frauen Andromache und Zouzou oder Madame Houpflé mit ihrem Flaum auf der Oberlippe. Auch eine akzeptierende Behandlung des Themas Homosexualität ist um 1955 noch selten – man denke an den sympathisch geschilderten Lord Kilmarnock.
  • An Thomas Manns schleifenreichen Stil musst du dich vermutlich erst gewöhnen: Wenn du ihn aber erst einmal mit Genuss lesen kannst (auch laut!), dann hast du eine wunderbare Methode erworben, dein eigenes Ausdrucksvermögen zu kultivieren. Der „Felix Krull“ macht eloquent und schlagfertig.
  • Als Geschichte eines Aufsteigers bietet dir der „Felix Krull“ Einsichten, welche Strategien dem Hochstapler seinen Aufstieg ermöglichen. Andererseits erkennst du, wie sich klassenbewusste Menschen abgrenzen.

Wie „Felix Krull“ lesen?

  • Der „Felix Krull“ gibt vor, von der Titelfigur selbst erzählt zu sein – und Krull ist schließlich ein fintenreicher Hochstapler, der zur Halbwahrheit und zur Beschönigung neigt. Inwiefern seine Erzählung also gefärbt ist von seiner Perspektive, seiner Darstellung der Dinge – das ergibt sich aus dem Zusammenhang. Du solltest jedoch immer daran denken, dass Krull uns seine Sicht der Dinge vermittelt.
  • Thomas Mann ist ein Autor mit einer dezenten Neigung zur Ironie. Immer wieder legt er dem Erzähler ironische Wendungen in den Mund – oft natürlich, wenn Krull selbst das Wort ergreift. Sich selbst nimmt Felix Krull zwar durchaus ernst, aber gerade seine charmante Selbstverliebtheit lässt ihn manchmal komisch wirken. Bevor du Krull also ablehnst, weil er so von sich eingenommen ist, versuch daran zu denken, dass er diese unverfrorene Selbstliebe als bürgerlicher Hochstapler ja bitter nötig hat.
  • Weder die Verfilmung noch die beste Zusammenfassung reicht an die Erfahrung heran, den Roman selbst zu lesen. Weil er aber so anders ist als das, was man üblicherweise in der Mittelstufe liest, solltest du dich erst mit Manns Erzählweise und Stil vertraut machen. Gerade das laute, szenische Lesen kann helfen. Eine Alternative ist das ungekürzte Hörbuch, das allerdings den Nachteil hat, dass du dir im Werk selbst keine Notizen machen kannst.
  • Der „Felix Krull“ liest sich nicht einfach schnell herunter. Du musst Zeit einplanen. Am besten, du liest ihn über die Sommerferien. Auch die langen Beschreibungen solltest du nicht aussparen – Romane bestehen nicht allein aus Handlung. Das Erzählen selbst ist von Bedeutung, Oft entwickelt Mann hier Motive, die auch anderswo im Roman von Bedeutung sind. Nimm dir aber nicht zu viel vor! Am längsten solltest du für das Gespräch mit Professor Kuckuck im Speisewagen einplanen – es ist philosophisch herausfordernd.
  • Der „Felix Krull“ ist wie viele Romane Thomas Mann reich an Alltags- und Expertenwissen. Das bedeutet: Der Wortschatz ist anspruchsvoll. Sinnvoll ist es, dein Smartphone bereitzulegen. Thomas Mann lässt seine Figuren im „Felix Krull“ den verfeinerten Gesprächston der Epoche sprechen – und dazu gehört neben vielen Fremdwörtern auch Französisch. Ein kleiner Abschnitt auf Italienisch soll zeigen, dass Krull auch Italienisch beherrscht – du kannst ihn übersetzen lassen, aber zwingend erforderlich ist das nicht.

Biographie Thomas Manns

1875

6.6.: Thomas Mann kommt in Lübeck zur Welt. Sein Vater ist der wohlhabende Kaufmann und Lübecker Senator Thomas Johann Heinrich Mann, seine Mutter Julia (eine geborene da Silva-Bruhns) ist mütterlicherseits brasilianischer Herkunft. --- 11.6.: Thomas Mann wird in der Marienkirche zu Lübeck evangelisch getauft.

1891

Thomas Manns Vater stirbt an Blasenkrebs (der frühe Tod des Vaters ist ein Motiv, das sich auch im Felix Krull findet). Das Unternehmen und das Wohnhaus der Manns in Lübeck werden verkauft.

1893

Als Schüler beteiligt sich Mann mit Prosaskizzen und Aufsätzen an der Schülerzeitschrift „Der Frühlingssturm“, die er selbst herausgibt.

1894

Thomas Mann legt in Lübeck das auf sechs Jahre angelegte „Einjährige“ (heute: Mittlere Reife) am Katharineum zu Lübeck mit mäßigen Leistungen ab. Mann verlässt Lübeck und geht nach München. Thomas Mann nimmt eine Stelle als Volontär in einer Feuerversicherungsgesellschaft an. Im selben Jahr debütiert er mit der Novelle „Gefallen“.

1895

Mann besucht Vorlesungen an der ZTH München und plant eine journalistische Laufbahn. Das väterliche Erbe ermöglicht ihm eine Laufbahn als Schriftsteller. In der von Heinrich Mann herausgegebenen Monatsschrift „Das zwanzigste Jahrhundert“ veröffentlicht er Beiträge, die sich zeitgenössischer antisemitischer Klischees bedienen.

1896

Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich geht er nach Italien. In Palestrina bei Rom verfassen sie das heute verschollene „Bilderbuch für artige Kinder“.

1898

Mann arbeitet in der Redaktion des „Simplicissimus“ mit

1900

Thomas Mann wird im Münchner Leibregiment eingezogen und nach nur drei Monaten als untauglich entlassen – die Musterungsszene im „Felix Krull“ greift dieses Erlebnis auf.

1901

Die „Buddenbrooks“ erscheinen.

1903

Mit der einbändigen Fassung der „Buddenbrooks“ wird Mann einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In seiner Heimatstadt erkennen sich zahlreiche Lübecker in den Figuren des Romans porträtiert. Es kommt zum Zerwürfnis mit Heinrich Mann; der Kontakt zum Bruder bleibt jedoch bestehen.

1905

11.2.: Thomas Mann heiratet Katia Pringsheim. Zu den sechs Kindern gehören die Schauspielerin Erika Mann sowie die Schriftsteller Klaus und Golo Mann.

1909

Mann veröffentlicht seinen zweiten Roman, „Königliche Hoheit“.

1912

Ein Kuraufenthalt Katia Manns wegen des Verdachts auf Tuberkulose bewegt Mann dazu, sich mit dem „Zauberberg“ auseinanderzusetzen.

1914

Die Familie Mann zieht in die Poschingerstraße 1 am Herzogpark in München. Den ausbrechenden Ersten Weltkrieg begrüßt Mann, wie viele andere Literaten; sein Einsatz für den Militarismus führt zum Abbruch des Kontakts mit Heinrich Mann.

1918

Mann veröffentlicht die „Betrachtungen eines Unpolitischen“.

1922

13.10.: In der Rede „Von deutscher Republik“ verteidigt Thomas Mann nach der Ermordung Walther Rathenaus die Demokratie.

1924

Der „Zauberberg“ erscheint.

1925

Thomas Mann beginnt mit der Niederschrift von „Joseph und seine Brüder“. Die Tetralogie erscheint zwischen 1933 und 1943.

1929

Thomas Mann erhält für die „Buddenbrooks“ den Literatur-Nobelpreis.

1930

17.10.: Alarmiert durch die Erfolge der Nationalsozialisten bei den Reichstagswahlen hält Thomas Mann Im Berliner Beethoven-Saal die Rede „Appell an die Vernunft“ .

1933

10.2.: In München hält Thomas Mann zu Richard Wagners 50. Todestag die Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“. Aus dem Kuraufenthalt in Arosa kehren sie nicht: Die Manns bleiben im Exil. Über Sanary-sur-Mer in Frankreich gelangen die Manns nach Küsnacht bei Zürich. Währenddessen wird Manns Haus mitsamt des Inventars wegen angeblicher Steuerschulden beschlagnahmt.

1934

Mann bereist erstmals die USA.

1936

Die Tschechoslowakei verleiht man die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Wernig später wird den Manns die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Auch die Universität Bon widerruft die 1919 verliehene Ehrendoktorwürde.

1938

Die Manns siedeln in die USA über, wo ihm zunächst eine Gastprofessur übertragen wird.

1939

6.6.: Thomas Mann unternimmt seine vorerst letzte Europareise. Im selben Jahr erscheint „Lotte in Weimar“.

1940

In der Radiosendung „Deutsche Hörer!“ wendet sich Mann an die Deutschen und warnt vor den Folgen des Krieges.

1941

Die Manns ziehen nach Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles, wo sie in einem Wohnhaus am San Remo Drive leben.

1948

Thomas Mann wird amerikanischer Staatsbürger. Die Arbeit am „Doktor Faustus“ (1943-1947) führt zu musikwissenschaftlichen Studien und zum Kontakt mit Strawinsky, Hanns Eisler, Arnold Schönberg und Theodor W. Adorno. In Kaliforniern schließt er sich den Unitariern an.

1949

Zu Goethes 200. Geburtstag besucht Mann erstmals die BRD.

1952

Nachdem sich Mann vor dem House Un-American Activities Committee rechtfertigen muss, kehrt er in die Schweiz zurück. Dort lebt er zunächst in Erlenbach, später in Kilchberg.

1955

12.8.: Thomas Mann stirbt im Zürcher Kantonsspital an einer Ruptur der unteren Bauchschlagader. Am 16.8. wird er in Kilchberg beigesetzt.

Entstehungsgeschichte des „Felix Krull“

1903

Thomas Mann arbeitet an dem Romanprojekt „Maja“, das sich auf Schopenhauer und die hinduistische Auffassung der Welt als Blendwerk stützt. 1906 gibt er das Projekt auf.

1905

Mann sammelt Material zu einem Roman über Friedrich den Großen, über dessen Machtfülle und Einsamkeit. Zeitgleich entstehen erste Entwürfe zum „Felix Krull“.

1906

In den Skizzenbüchern entwickelt Mann weitere Motive des „Felix Krull“, insbesondere die Idee des Rollentauschs.

1907

In seinem Essay „Versuch über das Theater“ wendet er sich von der Idee des Theaters als Tempel ab – im „Felix Krull“ greift er diese Idee wieder auf.

Die Skizze „Im Spiegel“ greift dem „Felix Krull“ vor. Sie behandelt die Figur eines Künstlers als Hochstaplers.

1908

Auch in der Erzählung „Anekdote“ ist der „Felix Krull“ erkennbar: Auch hier ist die Gesellschaft geblendet, ehe es zur Entlarvung kommt.

1909

Im Roman „Königliche Hoheit“ täuscht ein Duodezfürst amerikanische Besucher über den Verfall seines Fürstentums hinweg; wie Felix Krull ist er ein Blender. Die Beziehung zu „Königliche Hoheit“ spricht Mann mehrfach an. Nach dem Abschluss des Romans im März konzentriert sich Mann auf seinen Hochstapler-Roman. Noch geht er davon aus, eine Novelle zu schreiben.

1910

Mann entwickelt Pläne zu einer umfangreichen Hochstapler-Handlung, die sich um eine Weltreise entwickelt. Zu verschiedenen Abschnitten seines Entwurfs entstehen umfangreiche Dossiers. In einem Brief an Heinrich Mann nennt er den Roman erstmals „Bekenntnisse des Hochstaplers“. --- 17.2.: Mann beginnt mit der Niederschrift. 7.7.: Mann liest das erste Kapitel im Kreis der Familie vor.

1911

Mehrfach liest Mann aus dem entstehenden Werk öffentlich vor. Im Sommer ist „Das Buch der Kindheit“ wohl abgeschlossen. --- 15.9.: Die Italienreise mit Katia Mann führt zu einer Unterbrechung: Mann arbeitet nun an „Der Tod in Venedig“. 

1912

Mann kommt zur Arbeit am „Felix Krull“ zurück. Immer mehr wird der Roman zu einer Parodie auf den Bildungsroman, in der Abgrenzung von Kellers „Der grüne Heinrich“ und Goethes „Wilhelm Meister“.

1913

Mann liest noch mehrfach aus seinem Roman, bekommt dann jedoch Schwierigkeiten mit dem Stoff und der Hauptfigur, weswegen er sich dem „Zauberberg“ zuwendet, der zahlreiche Parallelen zu „Felix Krull“ aufweist.

1916

500 Exemplare des Romanteils „Roman der Kindheit“ werden im Wiener Rikola-Verlag gedruckt.

1923

Das „Buch der Kindheit“ erscheint nun auch in der Deutschen Verlagsanstalt und erreicht bis 1926 eine Auflage von 26.000. Die Aufnahme ist dennoch gemischt.

1929

Wieder erscheint das „Buch der Kindheit“, erneut in der Deutschen Verlagsanstalt, diesmal mit einer Kapiteleinteilung.

1932

Das „Buch der Kindheit“ erscheint im Insel-Verlag. 40.000 Exemplare werden gedruckt.

1933

Das „Buch der Kindheit“ und einige anschließende Kapitel werden im Verlag Querido in Amsterdam gedruckt.

1943

Thomas Mann hat die „Joseph“-Tetralogie abgeschlossen. Erneut zieht er mit dem „Doktor Faustus“ einen anderen Stoff vor.

1947

Nun fügt er, anstelle am „Felix Krull“ weiterzuarbeiten, mit „Der Erwählte“ einen weiteren Roman hinzu.

1948

Bei Querido in Amsterdam erscheint eine Neuauflage.

1950

26.12.: Thomas Mann nimmt nach fast vierzig Jahren die Arbeit am „Krull“ wieder auf.

1951

7.2: Das siebte Kapitel des zweiten Buchs (Fahrt nach Paris) liegt vor.

12.3.: Thomas Mann schließt das achte Kapitel ab.

2.4.: Das neunte Kapitel (und damit das zweite Buch) ist beendet.

21.5.: Mann beendet das erste Kapitel des dritten Buchs.

3.6.: Mann beginnt das dritte Kapitel.

2.11.: Bei einer Europareise schreibt Mann weiter und vollendet das dritte und vierte Kapitel.

1952

18.1.: Thomas Mann schließt das Kuckucks-Kapitel ab, ändert später jedoch eine Passage.

22.2.: Das sechste Kapitel ist beendet.

27.4.: Das siebente Kapitel ist abgeschlossen.

Mai: Mann schiebt die Erzählung „Die Betrogene“ ein.

1953

31.7.: Mit Mühe gelingt es Mann, das achte Kapitel vorzulegen.

1.12: Das zehnte Kapitel ist da.

26.12.: Thomas Mann beendet die Arbeit am „Felix Krull“. Vom Publikum erwartet er nicht viel.

1954

27.9.: Der gedruckte Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ wird ausgeliefert. Die Auflage beträgt 20.000.

Rezeption des „Felix Krull“

1954

Im ersten Jahr des Erscheinens werden zwei Auflagen des „Felix Krull“ mit insgesamt 42.000 Exemplaren verkauft und von allen größeren Blättern überwiegend positiv besprochen. Dabei gehen die Rezensenten vor allem darauf ein, wie zeitgemäß der Roman sei und inwiefern er im Werk Manns eine Sonderstellung einnehme. Drei Kapitel faszinieren die Rezensenten besonders: das Musterungskapitel, die Houpflé-Episode, das Kuckuck-Gespräch. Dabei wird der „Felix Krull“ mit zahlreichen Werken verglichen – mit dem „Gil Blas“ von Lesage, mit Werken Fieldings, mit Goethes „Wilhelm Meister“, mit Casanova und Cagliostro. Auch das Parodistische und Satirische des Romans findet Nachhall in der Presse, ebenso dessen Humor und die Melancholie als Begleitton der Entwicklung Felix Krulls. Hinsichtlich der Gattungseinordnung ist man sich unschlüssig, schwankt zwischen Abenteuer-, Bildungs-, Gesellschafts- und Schelmenroman. Dabei wird der Roman, auch stilistisch, oft als Alterswerk gedeutet; man findet zahlreiche autobiographische Bezugspunkte und gesellschaftskritische Momente. Einer der Hauptvorwürfe ist, dass der „Felix Krull“ nihilistisch sei, weder einen übergeordneten Sinn noch eine verbindliche Moral anerkenne. Viele Besprechungen befassen sich mit Motiven, die sich in früheren Werken Thomas Manns finden: das Eros- und Hermesmotiv, die Motive der Täuschung und Vertauschbarkeit, Hochstapelei und Snobismus. Auch das Fragmentarische des Romans wird nicht übersehen. In Ostdeutschland deutet man den „Felix Krull“ (so wie Georg Lukàcs und Eberhard Hilscher) als Dokumentation eines dekadenten Bürgertums.

1955

März: 80.000 Exemplare sind auf dem Markt. --- Bei Secker & Warburg in London erscheint unter dem Titel „Confessions of Felix Krull, Confidence man“ eine englischsprachige Übersetzung. Etwa 60 Rezensionen in den USA beurteilen den „Felix Krull“ überwiegend wohlwollend, wenngleich man an den zuweilen ausufernden Reflexionen ermüdend findet.

1957

25.4.: Im Berliner Gloria-Palast wird die erste Verfilmung des Romans mit Horst Brühl, Liselotte Pulver und Heidi Brühl zu sehen. Regie führt Kurz Hoffmann. Erika Mann tritt als Gouvernante auf. Der Film erhält 1958 den Golden Globe als bester ausländischer Film. --- Ende April; Der in den USA lebende John (Hans) Kafka beschuldigt Mann des Plagiats: Er habe aus seiner 1930 erschienenen Novelle „Welt und Kaffeehaus“ abgeschrieben. Die Klage wird abgewiesen.

1958

Walter Thomas setzt in dem Roman „War ich wirklich ein Hochstapler?“ den „Felix Krull“ fort. Es kommt zum Rechtstreit mit S. Fischer.

1961

Der Wiener Autor Robert Neumann schreibt den Roman Olympia aus der Sicht der Schwester Felix Krulls. Es kommt zum Rechtstreit mit S. Fischer. 1962 einigt man sich auf einen Vergleich.

1981

Bernhard Sinkel verfilmt den „Felix Krull“ erneut. Die Hauptrolle spielt ein Brite, John Moulder-Brown; auch Mareike Carrière und Vera Tschechowa gehören zur Besetzung. In einer Nebenrolle erscheint Loriot als Thomas Mann.

1995

31.3.-2.4.: Die Thomas-Mann-Gesellschaft veranstaltet in Lübeck einen Kongress zum „Felix Krull“.

2004

Der „Felix Krull“ ist Gegenstand eines Kolloquiums der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft. --- 7.8.: Zum 50. Jubiläum des „Felix Krull“ eröffnet das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum in Lübeck mit dem Thomas-Mann-Archiv in Zürich die Ausstellung „Szenen einer schönen Welt“, die den Reisestationen Krulls folgt.

2006

Im Museum Strauhof in Zürich zeigt das Thomas-Mann-Archiv die von Monica Bussmann kuratierte Ausstellung „Thomas Manns Felix Krull – der Künstler als Hochstapler“. 

2012

23.12.: Text und Kommentarband zu „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ als Bände 12.1 und 12.2 der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe erscheinen bei S. Fischer in Frankfurt am Main.

2020

Detlev Buck dreht eine dritte Verfilmung zu „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Die Hauptrolle spielt Jannis Niewöhner.

2021

2.9.: Bucks Verfilmung kommt in die Kinos.

Quellen zu „Felix Krull“

Thomas Mann erstellte zusätzlich zu seinen Notizbüchern umfangreiche Dossiers zu vielen Themen des Romans, auf die er sich beim Schreiben stützte. Sie enthielten Exzerpte und andere Textquellen, Karten und Fotografien. Besonders Allgemeinlexika wie den „Brockhaus“ zog er immer wieder heran.

  • Mann bedient sich auch bei kriminalistischer Literatur. Relevant für den „Felix Krull“ ist Cesare Lombrosos 1887 übersetzte Hauptwerk „Genio e follia“ (dt.: „Genie und Irrsinn“) und „L’uomo delinquente“ (dt.: „Der Verbrecher in anthropologischer, medizinischer und juristischer Beziehung“). Lombroso konstruiert eine Verwandtschaft des Künstlers zum Verbrecher. Genie sei eine Form von Geistesstörung. Seine Kenntnisse zum Thermenkomplex Gefängnis entnimmt er dem autobiographischen Buch „Aus dem Zuchthause“ von Hans Leuss (1903, 1907).
  • Philosphische Literatur gehört ebenfalls zu Manns Anregungen: Friedrich Nietzsches Kritik an Richard Wagner in „Der Fall Wagner“ (1888) macht sich Mann zu eigen, indem er dessen These aufgreift, der moderne Künstler habe seine Schöpferkraft eingebüßt und täusche Genie nur vor. Auch sein eigenes Künstlerbild, eigene Vorstellungen von dem, was ein Künstler sei, fließen in den Roman ein. Allerdings lässt sich nur schwer entscheiden, ob Felix Krull ein Komödiant ist oder auch Moralist mit Intellekt. Schließlich zeugt der „Felix Krull“ auch von Thomas Manns anhaltender Beschäftigung mit Arthur Schopenhauers Naturphilosophie und Metaphysik, etwa mit dem Gedanken, die Welt sei nur eine Täuschung. Insbesondere das Gespräch mit Professor Kuckuck im Speisewagen spiegelt Manns Auseinandersetzung mit der Philosophie Schopenhauers.
  • Das Hochstaplermotiv ist zur Jahrhundertwende besonders populär: In Politik, Gesellschaft und Literatur wimmelt es von hochstaplerischen Aufsteigern. Angeregt ist Krull von Figuren wie dem Andreas Zumsee aus der Satire „Im Schlaraffenland“ (1898-1900) seines Bruders Heinrich Mann. Bezüge zu Frank Wedekinds falschem Marquis aus dem Drama Der Marquis von Keith (1898-1900) sind auch denkbar. Kaum von der Hand zu weisen sind Referenzen zu Hermann Bangs „Exzentrischen Novellen“ (1905). Das Wunderkind Stilpe aus Otto Julius Bierbaums Satire „Stilpe“ (1897) könnte ebenfalls zu Manns Inspirationsquellen gehört haben, ebenso dessen Dekadenzroman „Prinz Kuckuck“ (1906-1907), dessen Hauptfigur zudem den Vornamen Felix trägt. Ein stilverliebter Dandy wie Felix Krull ist Andreas von Balthesser in Richard von Schaukals „Leben und Meinungen von Andreas von Balthesser“ (1907). Denkbar ist auch, dass Felix Krull auch Dorian Gray aus Oscar Wildes gleichnamigem Roman zum Vorbild hatte. Eine der Hauptquellen für Thomas Mann sind die 1905 bei Langenscheidt in Berlin erschienene Autobiographie „Ein Fürst der Diebe“ des Hochstaplers Georges Manolescu, das Mann durch die Lektüre der Novelle „Das Ehepaar Kuminsky“ von Kurt Martens (1901).
  • Auch auf die lange Tradition literarischer Bekenntnisschriften greift Mann zurück, die er im „Felix Krull“ persifliert. Insbesondere die Confessions Jean-Jacques Rousseaus scheinen im „Felix Krull“ immer wieder durch – allerdings ironisch gebrochen.
  • Auch Thomas Manns Autobiographie lässt zahlreiche Parallelen zu Krulls Wesen und Lebenslauf erkennen: seine Abneigung gegen die Schule, den frühen Verlust des Vaters, den Umzug aus der Heimatstadt, die Bühnenlaufbahn der Schwester, die Verkleidungsspiele, Großstadterlebnisse, das Ringen um den Aufstieg. Auch einzelne Momente in Manns Leben scheinen durch, beispielsweise eine Schifffahrt auf dem Rhein, die seine Sicht auf das Rheingau prägt und ihm Vorbilder für die Krulls liefert. Immer wieder greift Mann dabei auf seine Tagebücher und andere autobiographische Texte zurück.
  • Auch Märchen lassen sich als Quellen nicht völlig ausschließen, denkt man an den sagenhaften Aufstieg des „Hans im Glück“.
  • Thomas Mann lässt sich zudem beeinflussen von religionswissenschaftlichen Werken (Karl Kerényi) und der Tiefenpsychologie (Sigmund Freud, Carl Gustav Jung).
  • Wichtige Bezugspunkte bietet auch die Tradition des pikaresken Romans oder Schelmenromans. Den „Simplicius Simplicissimus“ von Grimmelshausen liest Mann 1951, kurz, bevor er sich wieder an den „Felix Krull“ macht.

 Erzähler

Der Ich-Erzähler des „Felix Krull“ ist die Titel- und Hauptfigur. Rückblickend erzählt der etwa vierzigjährige Felix Krull von den Wechselfällen seines Lebens. Die Charakterzeichnung prägt auch das Erzählen: Ebenso, wie sich der junge Felix Krull an seinen Taten berauscht, feiert sich der gereifte Krull als Erzähler. Wir Lesenden müssen also davon ausgehen, dass das Berichtete eine Hochstapelei darstellt: Wo es nicht geflunkert ist, ist es übertrieben. Gleichzeitig kommentiert der Erzähler das Verhalten seines jüngeren Ichs durchaus, streut Rückgriffe ein und macht Vorausdeutungen. Ungewöhnlich oft setzt sich der Erzähler mit seinem Stil auseinander und dem Ton, den er beim Erzählen anschlägt. Allerdings verzichtet er darauf, das Verhalten seiner Erzählfigur vom Standpunkt der öffentlichen Moral zu bewerten.

Motive

  • Akrobatik. Felix Krull ist eine Figur, die mit traumwandlerischer Sicherheit weit über dem Abgrund schwebt. Um seine Ziele zu erreichen, darf er sich nicht unkontrolliert hingeben; die Möglichkeit eines Sturzes ist beim Hochstapler immer gegeben. Insofern kann man die Szene im fiktiven Cirkus Stoudebecker in Bezug zu Krulls einsamem, stets gefährdetem Wandel sehen; er wird gespiegelt von Andromache, die über den Dingen schwebt und zudem wie Hermes eine Flügelkappe trägt. Sie wird als „fille de l’air“ bezeichnet, später sogar als „Tochter der Luft“ (wie Fontanes Effi Briest). 
  • Androgynität. Felix Krulls Attraktivität spricht beide Geschlechter an, er scheint männliche und weibliche Züge zu verbinden – gewissermaßen als Hermaphrodit. Seine gemischte Identität, die sich auch in seiner doppelten Nationalität zeigt, spiegelt sich auch in seiner Umgebung, wo Männliches und Weibliches zusammen auftreten (wie in Frankfurt) oder in einem zusammenfallen (wie in den Baumfarnen in Lissabon). Auch Madame Houpflé fühlt sich von seiner schillernden Doppelnatur angezogen. Sie selbst führt, wie Krull und der Marquis, ein Doppelleben als Fabrikantengattin und Dichterin.
  • Aufstieg. Als Hochstapler will Felix Krull hoch hinaus. Immer wieder überholt er dabei andere Figuren (den konkurrierenden Liftboy, Oberkellner Héctor). Auch geht er Bindungen aus dem Weg, die seinem Aufstieg im Wege stehen (Lord Kilmarnock, Eleonor Twentyman).
  • Eros und Verführung: Im Verlauf des Romans verschafft sich Felix Krull mehrere Liebeserlebnisse. Zunächst lässt er sich mit dem Zimmermädchen Genovefa ein, später mit der Ungarin Rozsa, dann mit Madame Houpflé und den beiden Kuckucks. Schon früh kann und will er süßen Verführungen nicht widerstehen und bestiehlt ein Süßwarengeschäft. Felix Krull ist dabei kein Verführer, der sich darin gefällt, Macht auszuüben – geradezu kindlich gibt er sich hin. Dies unterstreicht Krulls angenommene Passivität als auch die mehrfache Erwähnung der Brust, wenn seine Liebespartnerinnen beschrieben werden. Besonders ins Auge fällt dieser Umstand, wenn gleich mehrfach die wogende Brust Maria Pia Kuckucks erwähnt wird.
  • Familie. Felix Krull wächst im Rheingau auf, in einer dysfunktionalen Familie, die durch den Tod des Vaters früh zerfällt. Der Vater, Engelbert Krull, ist trotz der geschilderten Schwächen wohlwollend dargestellt; sein Tod wird ebenso wie der Bankrott seines Unternehmens ohne erkennbare Teilnahme erzählt. Möglicherweise spielt Mann mit der Gestalt Engelbert Krulls auf Julius Engelbert Mumm an, den Champagnerproduzenten aus Reims. Die Mutter bleibt randständig, die Schwester erscheint als geistig unbedeutend: Nicht umsonst heißt sie Olympia, wie die hübsche Puppe aus E. T. A. Hoffmanns Sandmann. Obgleich Felix Krull im Verlauf des Romans auf unterschiedliche Familienkonstellationen trifft (Twentyman, Venosta, Kuckuck), bindet er sich nicht erneut. Die Fortsetzung des Romans hätte Krull in die Ehe geführt. Dazu ist es nicht gekommen.
  • Faust. Der Ton Felix Krulls erinnert zuweilen an Goethes „Dichtung und Wahrheit“, das in den 1950ern zu Manns Lektüre gehörte und auf den „Felix Krull“ abfärbt: ‚Ähnlich wie Goethe hat Krull eine schwere Geburt). Goethe ist zudem stilistisch im Werk Manns häufig präsent. Der „Faust“ ist zudem die wichtigste Vorlage für den „Doktor Faustus“. Es liegt also nahe, Bezüge zu vermuten. Wie Faust ist Felix Krull eine Figur auf der Reise. Beide setzen auf Trug und Täuschung, ohne sich von den Folgen ihres Handelns für andere bekümmern zu lassen; beide sind sprachlich gewandt und als Verführer begabt. Insbesondere zu Faust II lassen sich Parallelen nachweisen, auch für einzelne Szenen (GKFA, 2012, 11.2, S. 437). 
  • Gesellschaftskritik: Die ironische Behandlung der Wilhelminischen Gesellschaft und ihrer Institutionen ist an sich durchaus kritisch: Die Vulgarität des Reichtums, die Mängel von Schule und Militär, die Ungerechtigkeit einer Klassengesellschaft, das alles wird durchaus beleuchtet. Felix Krull lässt aber kein Bedürfnis erkennen, diese Missstände abzustellen. Er fügt sich in die bestehende Gesellschaft ein und macht sich ihr Bedürfnis nach Täuschung zu eigen. Dem Hoteldirektor Stürzli sichert er ebenso wie Dom Carlos I. zu, sozialistischen und republikanischen „Wühlern“ fernzustehen – ein damals beliebtes Schimpfwort für radikale Demokraten.
  • Glück. Schon Felix’ Name verrät, dass er als glückhafte Figur konzipiert ist: Felix heißt „der Glückliche“. Auch sein Geburtsmonat (Mai) und sein Geburtstag (Sonntag) deuten darauf hin. Sein Glück besteht darin, dass er soziale Anerkennung genießt (die gleichwohl erschwindelt ist), aber auch darin, dass er seine Rolle vortrefflich spielt. Bereits früh im Werk wird mit Johann Martin Usteris „Freut euch des Lebens“ das Carpe-Diem-Motiv gemeinsam mit dem Vanitas-Motiv angespielt.
  • Hermes. Hermesfiguren gibt es auch in anderen Werken Thomas Manns, den mit dem griechischen Gott eine vielschichtige Beziehung verbunden hat (GKFA, 2012, 11.2, S. 317). Hermes ist ein äußerst vielseitiger und wandelbarer Gott. Er ist Totenführer und Mittler zwischen Diesseits und Jenseits, er vermag listig zu täuschen, zu bereden und zu bezaubern; er stiehlt schamlos. Als Hermaphrodit verbindet er die erotisierende Schönheit der Aphrodite mit der Gewandtheit des Hermes. Dabei erfährt Krull erst durch Madame Houpflé die Aufwertung zum Hermes, der sie bestiehlt – später führt er den Gott im Gespräch mit Kuckuck an.
  • Homoerotik: Thomas Manns zunächst verborgene, später vor sich selbst eingestandene Homosexualität scheint bei vielen Begegnungen Felix Krulls mit männlichen Figuren durch, die er fasziniert oder die zu anderen männlichen Figuren in Beziehung stehen. Insbesondere Lord Kilmarnock, der Krull nicht für sich gewinnen kann, wird auch als melancholisches Selbstporträt des alternden Thomas Mann gesehen (GKFA, 2012, 11.2, S. 438).
  • Hotel. Durch Hoteldirektor wird Felix Isaak Stürzli zu Armand gemacht, nimmt seinen ersten Rollenwechsel vor. Das Hotel (ein Schauplatz, der auch in Kafkas „Der Verschollene“ vorkommt) ist die geeignete Bühne für den Hochstapler. Hotels verbinden unterschiedliche Gesellschaftsschichten und ermöglichen dem begabten Trickster den diskreten Blick hinter die Kulissen der mondänen Welt.
  • Identitätstausch. Im Lauf der Handlung (Buch III) geht Felix Krull mit dem Adeligen Louis de Venosta einen Pakt ein: Für ein Jahr darf er in die Identität de Venostas schlüpfen. Dass ihm dies gelingt, zeigt letztlich auch, dass Adel eine Anmaßung ist. Jeder kann so tun, als ob er „von Familie“ sei. Krull geht es dabei nicht darum, sich zu bereichern – das Rollenspiel reicht ihm vollkommen aus.
  • Kirche: Thomas Mann selbst war Protestant, der Rheinländer Felix Krull ist seine einzige katholische Hauptfigur (GKFA, 2012, 11.2, S. 317), allerdings ist Krull offenkundig kein praktizierender Katholik. Die Kirche kommt in Gestalt des Geistlichen Rats ins Spiel, der sich – selbst ein gewandter Lebemann – darauf einlässt, den Tod des Vaters als Unfall darzustellen. Die Kirchenkritik im Roman ist jedoch keine Kritik nur am Katholizismus; an anderer Stelle nimmt sich Mann den Protestantismus vor.
  • Künstler. Felix Krulls Pate, Schimmelpreester, ist eine höchst zweifelhafte Figur. Sein Professorentitel ist möglicherweise erschwindelt, seine Vergangenheit liegt im Dunklen. Auch als Künstler scheint er ein Betrüger zu sein, der die Fähigkeit zur Täuschung an Felix Krull weitergibt. Bei Schimmelpreester verkleidet sich Krull und erwirbt die Fähigkeit, in fremde Rollen zu schlüpfen. Immer wieder kommt er darauf zu sprechen.
  • Narzissmus: Felix Krull ist ein Narzisst im Sinne grenzenloser Selbstliebe, die keiner weiteren Bindungen und Bezugspersonen bedarf. Er gefällt sich in seiner ausführlich geschilderten Schönheit, die er selbst für außergewöhnlich hält. Von seiner Umwelt erwartet er dasselbe: bezauberte Hingabe. Dass er Erfolg hat, aufsteigt in höchste Ränge, ist ihm Genugtuung für die Kränkungen der Kindheit – obwohl er im Grunde weiß, dass er simuliert. Aus dem Hintergrund scheint dabei die Figur des mythischen Narziss durch, der sich in sein Spiegelbild verliebt.
  • Reisen. Das Reisemotiv ermöglicht Krull, seine Anpassungsfähigkeit zu zeigen. Als vollendeter Hochstapler kommt er im Süden und Norden, bei Hof und in der Großstadt zurecht. Seine Reise beginnt in Eltville, wo er zur Welt kommt. Von dort reist er nach Frankfurt, nach Wiesbaden, zur Musterung und schließlich Paris, in die Hauptstadt des europäischen Dandytums. Von dort bewegt er sich weiter in den Süden und erreicht den Rand Europas in Portugal. Thomas Manns Fortsetzung hätte ihn auf eine Weltreise geschickt.
  • Schlaf. Der ausgesprochen gute Schlaf Felix Krulls verbindet ihn mit seinem Autor („Süßer Schlaf“ heißt ein autobiographischer Essay Thomas Manns) deutet zum einen an, dass er keinerlei Gewissensnot verspürt. Zum anderen dient ihm der Schlaf, der die Rückkehr in Kindheit ermöglicht, als Quelle der Erholung, um sich am nächsten Tag mit erholter Kraft seinem Werk zu widmen. Zum dritten hebt Krull im Schlaf die Trennung zur Welt auf: Seine Bindungslosigkeit wird Zugehörigkeit.
  • Selbstbeherrschung. Trotz aller Mühelosigkeit und Eleganz muss Felix Krull sich beherrschen, die Kontrolle behalten. Seine Leichtigkeit ist sorgfältig einstudiert. Seine Empfindlichkeit schimmert dabei im Erzählvorgang durch, etwa dann, wenn er sich im Musterungskapitel vom Militärdienst befreit. Mehrfach betont Krull sein hohes Maß an Selbstdisziplin.
  • Täuschung: Felix Krull übt sich früh ins Täuschen ein, ins Rollenspiel im Theater der Welt, dem theatrum mundi: Beispielweise fälscht er die Unterschrift des Vaters, der ja selbst ein Betrüger ist und insofern ebenfalls Krulls Vorbild (hinter glanzvollen Etiketten verkauft er billigen Schaumwein als Champagner). Krull ist sich dessen bewusst ist, dass sein Spiel menschliche Unzulänglichkeiten zudeckt. Das wird in der Wiesbadener Theaterszene mit Müller-Rosé deutlich: Hier beobachtet Krull die Entzauberung des zuvor gefeierten Schauspielers beim Abschminken. Befriedigt stellt er fest, dass sich auch andere bereitwillig auf sein Spiel einlassen, etwa Sanitätsrat Düsing in der Schulkrankheitsszene. Krull nutzt seine Verwandlungsgfähigkeit, um seine vorgegebene Identität abzustreifen und sich neu zu erfinden. Immer wieder stellt er dabei fest, dass die Welt betrogen sein will (mundus velt decipi).

Zusammenfassung

Erstes Buch, erstes Kapitel: Selbstvorstellung des Erzählers

Der „Felix Krull“ beginnt mit der Niederschrift der Memoiren durch den Ich-Erzähler, den nun etwa vierzigjährigen Felix Krull. Weil er im Alter von 20 einen Brief auf das Jahr 1895 datiert, müsste er 1875 etwa zur Welt gekommen sein und etwa 1925 seine Memoiren abfassen. Den Leser sucht Krull durch einen Bescheidenheitstopos zu gewinnen: Er könne nicht sagen, ob er seinem Vorhaben „gewachsen“ sei. Krull greift in diesen Anfangssätzen auf die Tradition der Dichter-Autobiographie zurück, namentlich auf Goethes „Dichtung und Wahrheit“. Er schildert seine Familienverhältnisse, erwähnt seine Schwester Olympia, den charmanten und beweglichen Vater, das Kindermädchen aus Vevey und seinen Paten Schimmelpreester. Seine Erzählung sei, so stellt er sich dar, ebenso wahr wie aufrichtig. Der Erzähler schildert nun den Rheingau und seine landschaftliche Schönheit- Dort sei er um 1875 herum zur Welt gekommen, dort produziert der Vater einen billigen Schaumwein, den er mit prächtigem Etikett als „Lorley extra cuvée“ vermarktet. Krull schildert seine Erlebnisse im Sektkeller (S. 9) und die Villa mit ihrem reichen Inventar (S. 10), deren Tür beim Zuklappen das Lied „Freut euch des Lebens“ spielt (S. 11).

Erstes Buch, zweites Kapitel: Krulls Kindheit im Rheingau

An einem Sonntag im Mai kommt Krull zur Welt. Es ist eine schwere Geburt. Das Kind zeigt ein gesundes Schlafbedürfnis. Krull deutet den Schlaf als notwendige Ergänzung seines Lebensdrangs; im Vorausgriff erwähnt er seinen guten Schlummer auch im Erwachsenenalter, selbst im „Zuchthause“ (S. 12.). In einem Stuhlwagen lässt er sich als Kleinkind herumfahren und mimt den Kaiser oder den achtzehnjährigen Prinzen Karl. Krull schildert nun die außergewöhnliche Schönheit, mit der ihn das Schicksal begünstigt habe. Er erinnert sich daran, seine Pupillen willkürlich verengt und geweitet zu haben; außerdem schildert er seine Reflexion darüber, was „förderlicher“ sei: die Welt groß´zu sehen oder klein.

Erstes Buch, drittes Kapitel: Das Familienleben der Krulls

Schon als Knabe stellt Krull fest, dass seine Familie wohl keinen allzu guten Ruf hat. Während der Vater eine Affäre mit dem Dienstmädchen hat, stellen Olympia und Krulls Mutter einem Anstreicher nach; Krull schätzt jedoch den Charme des Vaters, verwirft jedoch die Leichtlebigkeit der geistig anspruchslosen Mutter und seiner Schwester, die später im Operettenfach Erfolg hat. Die Öde des Familienlebens wird durch rauschende Feste unterbrochen, zu denen Gäste aus Wiesbaden und Mainz anreisen. Der Vater genießt teure Weine und lässt beim Trinken französische Floskeln einfließen. Dem Diner folgen oft schlüpfrige Spiele. Bei einem Kuraufenthalt des Vaters In Bad Langenschwalbach hat Krull Erfolg mit einer Spielzeuggeige, mit der er bei einem Konzert Virtuosität vortäuscht, ohne dass auch nur ein Ton zu hören ist.

Erstes Buch, viertes Kapitel: Krulls Pate Schimmelpreester

Krulls Pate Felix Schimmelpreester ist ein Kunstmaler, der seine Heimatstadt Köln aus ungeklärten Gründen verlassen musste. Den ungewöhnlichen Namen erklärt er selbst: „Die Natur … ist nichts als Fäulnis und Schimmel, und ich bin zu ihrem Priester bestellt, darum heiße ich Schimmelpreester. Warum ich aber Felix heiße, das weiß Gott allein“ (S. 26). Der Krull zitiert ihn mit einer Anekdote über den griechischen Künstler Phidias, dessen Talent mit einer Neigung zum Kriminellen verbunden gewesen sei. Bei seinem Paten findet sich der sechzehnjährige Krull regelmäßig zum Modellsitzen ein, wozu er mit Leichtigkeit in verschiedene Rollen schlüpft. Es gelingt ihm, mythische und historische Gestalten gleichermaßen überzeugend zu verkörpern. Bein einem „Tableau aus der griechischen Sagenkunde“ für einen Weinhändler posiert er, so darf man annehmen, als Dionysos. Der Verkleidung entschlüpft, befällt ihn im Alltag eine „unbezwingliche Trauer und Sehnsucht“ (S. 27). 

Erstes Buch, fünftes Kapitel: Der Operettendarsteller Müller-Rosé

Als Krull vierzehn ist, hier springt die Erzählung zurück, begleitet er seinen Vater ins Theater nach Wiesbaden. Vorher besucht er mit dem bewunderten Vater ein „Wiener Café“ (S. 28), wo der alte Krull Absinth zu sich nimmt. Als Erzähler schildert Krull nun die betörenden Eindrücke des gefüllten Theaters, die Vielfalt seiner Sinnesanregungen. In der Operette, die sich die beiden ansehen, spielt der „Stern des Theaters“ (S. 29), Müller-Rosé, seine Rolle mit Bravour. Es gelingt ihm, mit seiner Schauspielkunst das Publikum zu bezaubern, was auch Krull fasziniert. Der Vater kennt Müller-Rosé persönlich, und so wird den beiden ein Gang hinter die Bühne möglich. Dort treffen sie Müller-Rosé wieder. Allerdings hat der Schauspieler, zum Ekel und Entsetzen Felix Krulls, den schönen Schein der Bühne abgelegt. Er ist unkostümiert und zum Teil bereits abgeschminkt. In einer Reflexion über sein Erzählen betont Krull, die Episode sei von besonderer Bedeutung für seine Entwicklung. Der flegelhafte, anzügliche, verpickelte und rothaarige Müller-Rosé führt ihm vor Augen, wie leicht und wie willig sich das Publikum vom „Gefälligkeitszauber“ des Schauspielers täuschen lässt (S. 36). Als Motiv für den Täuschenden benennt er das Bedürfnis nach „Lebensfreude“, die sich dem Gefallen ergibt (ebd.).

Erstes Buch, sechstes Kapitel: Krulls Schulschwänzerei

Felix Krull gesteht ein, er sei kein besonders williger Schüler gewesen: Sogar „im Zuchthause“ sei es ihm besser ergangen als in der Schule (S. 37). Allerdings habe er bald über die Kunst verfügt, Handschrift und Unterschrift des Vaters nachzuahmen. Er schildert seine Studien und gibt Beispiele seiner Betrügereien. Allerdings verwahrt er sich dagegen, diese Kunstfertigkeit als platten Betrug zu brandmarken. Er schildert nun seine verblüffende Fähigkeit, Krankheiten vorzutäuschen und damit seine zweifelnden Eltern hinters Licht zu führen. Der Schulbesuch bleibt ihm an solchen Tagen erspart, allerdings muss er sich einer Besichtigung durch den Sanitätsrat Düsing unterziehen. Von diesem hält er nicht viel, was die kurze Charakterisierung des Mediziners unterstreicht. Düsing sei zwar ein Quacksalber, durch eine gewisse Lebensklugheit jedoch eine Gefahr für Krulls Simulantentum. Ausführlich schildert der Erzähler den Ablauf einer Untersuchung. Aufgrund seiner erstaunlichen Körperbeherrschung gelingt es Krull wieder und wieder, den Arzt trotz seiner Skepsis zu täuschen, bis dieser ihn krankschreibt. Man findet Krull zuletzt im Bett, Schokolade essend, „in Frieden und Freiheit, unter süßen Träumereien von Welt und Zukunft“ (S. 47). 

 Erstes Buch, siebtes Kapitel: Diebstahl im Delikatessenladen

Diese Schokolade beschafft er sich in einem Delikatessenladen, den er ursprünglich aufgesucht hat, um sich Süßigkeiten zu kaufen. Als er den Laden jedoch unbesetzt vorfindet und niemand auf seine Signale reagiert, findet er sich berechtigt, sich Fülle des Angebots, vom Erzähler detailliert beschrieben, nach Lust und Laune zu nehmen, was ihm gerade behagt. Krull schildert eingehend den Ablauf des Diebstahls als befriedigendes Kunststück, das ihm, dem „Gunstkind“ des Schicksals, so leicht gemacht wird. Immer wieder bestiehlt er den Delikatessenladen, allerdings so, dass seine Handgriffe niemals auffallen. 

Erstes Buch, achtes Kapitel: Krull wird von Genovefa verführt

Eine Leseranrede unterbricht den Erzählvorgang: Krull verwahrt sich gegen den Vorwurf der Unmoral, um zu einem „Bekenntnis“ überzuleiten (S. 52). Er deutet an, das Erlebnis erkläre sein immenses Bedürfnis nach Lusterfüllung: In dessen Mittelpunkt steht immer wieder die weibliche Brust. Kaum verhüllt berichtet er vom Beischlaf mit seinem Kindermädchen Genovefa. Der Name ist nicht zufällig gewählt: Genoveva von Brabant wird als Heilige oft mit ihrem Säugling dargestellt. Aus diesem erotischen Erlebnis als Sechzehnjähriger gewinnt er die Überzeugung, er sei ein vollendeter Liebhaber. Allerdings sei er nie zum haltlosen Lüstling geworden, was Krull auf seine Selbstdisziplin zurückführt. 

Erstes Buch, neuntes Kapitel: Der Konkurs und Selbstmord des Vaters

Krull wendet sich nun dem Untergang seiner Familie zu und eröffnet die Handlung mit dem Verlöbnis seiner Schwester Olympia mit dem „Secondeleutnant Übel“, an dem ihm vor allem der Namenswechsel fasziniert, den eine Heirat mit sich brächte. Allerdings kommt es nicht dazu. Der Konkurs des Vaters verhindert eine Ehe und treibt Olympia auf die Operettenbühne. Trotz des Bankrotts hält Engelbert Krull, zunehmend verzweifelt, das Gesellschaftsleben aufrecht. Das Ansehen der Familie nimmt jedoch beträchtlichen Schaden. Krull, der offenbar kurz vor seinem Abschluss durchgefallen ist, bricht nun die Schule ab. Fünf Monate nach der Konkurserklärung wird die Villa geräumt: Der bewegliche Besitz ist gepfändet, und so beweint der erschütterte Krull den Leichnam des Vaters, der sich erschossen hat.

Zweites Buch, erstes Kapitel: Krull reflektiert sein Erzählen

Der Erzähler eröffnet das zweite Buch mit rhetorischen Zweifeln am Interesse des Publikums, um sie sogleich mit Anekdoten aus seiner Vergangenheit zu zerstreuen. Krulls erwähnt insbesondere seine erste Verhaftung in Belgien. Zuletzt betont Krull die Vorzüge seiner dem Anschein nach autobiographisch wahren Darstellung gegenüber schriftstellerischer Fiktion.

Zweites Buch, zweites Kapitel: Krulls Begegnung mit dem Geistlichen Rat Chateau

Krull greift nun den Faden der Erzählung auf: Vom Selbstmord des Vaters gehen Reflexionen zum Leben als „höchte[s] der Güter“ (S. 65): Er verwirft diese Auffassung und betont, das Leben sei eine „schwere und strenge Aufgabe“ (ebd.). Dabei erhebt er sich über den Katholizismus seiner Mutter und seiner Schwester, ehe er seine Begegnung mit dem Geistlichen Rat Chateau schildert, der die Beisetzung des Vaters begleiten soll. Dieser ist aus Kalkül bereit, Krulls hanebüchene Erzählung vom Unfall des Vaters zu übernehmen. Er lobt überdies Krulls angenehme Stimme. Die Beerdigung ist spärlich besucht. Krull schiebt nun eine längere Reflexion über die Sinnlichkeit katholischer Glaubenspraxis ein, ehe er sein prekäres Leben aus mittlerweile Neunzehnjähriger im „Städtchen“ schildert. Dabei kommt er auf seine körperlichen Vorzüge zu sprechen, die er durch genealogische Forschung nicht erklären kann und deswegen – wie den Klang seiner Stimme – sich selbst zuschreibt. 

Zweites Buch, drittes Kapitel: Krulls Familie löst sich auf

Weil die Familie die leergeräumte Villa bis Neujahr verlassen haben muss, versammelt Schimmelpreester die Krulls zu einer Besprechung, bei der er Zukunftspläne vorgibt. Der Mutter wird empfohlen, in einer Großstadt eine Pension zu eröffnen. Olympia stellt er eine Operettenkarriere in Aussicht, für die er auf seinen alten Freund Sally Meerschaum in Köln verweist. Krull selbst soll die Kellnerlaufbahn einschlagen. Dafür habe er sich Isaak Stürzli für ihn eingesetzt, dem Direktor des Hotels Saint James and Albany in Paris, den er aus seinen Pariser Tagen noch kenne. Allerdings, so wendet Krull ein, müsse er noch seinen Militärdienst absolvieren. Vorerst jedoch wird er mit seiner Mutter ohne Bedauern nach Frankfurt ziehen. Stürzli versichert er brieflich, er werde das Problem seiner Dienstpflicht gewiss bald lösen. Zuletzt verabschiedet er sich von Schimmelpreester, den er nach eigenem Bekunden „nur noch einmal“ (S. 77) wiedergesehen habe.

Zweites Buch, viertes Kapitel: Die Pension der Mutter in Frankfurt

In Frankfurt gelingt es der Mutter, sich nach längerer Suche in einer Hinterhofwohnung einzumieten. Krull ist bei der Einrichtung der „Pension Loreley“ behilflich und vertritt die Mutter bei Verhandlungen mit dem Hauswirt. Schimmelpreester sendet ein Blechschild, das die Pension ausweist. Krull schildert nun einige Gäste der Pension, einen jungen Techniker und ein Musikerpaar. Hier streut er Gedanken über die Frage ein, wie man Bildung erwerbe – Krull vertritt die Ansicht, Bildung sei angeboren und bilde sich auch und gerade dann aus, wenn man (wie er) Müßiggang betreibe. In seiner Freizeit flaniert Krull in den belebten Straßen Frankfurts herum und genießt die Fülle des Großstadtlebens. Ausführlich schildert der Erzähler die luxuriösen Verlockungen in den Schaufenstern der Geschäfte und betont, wie prägend dieses bewundernde Schauen gewesen sei. Auf dem offenen Balkon „der Bel-Étage des großen Hotels Frankfurter Hof“ (S. 85) erblickt er ein südländisches Zwilllingspaar, das ihm in seiner „Zweiheit“ besonders verführerisch vorkommt (S. 87). Gegen den naheliegenden Vorwurf der „Schlaffheit“, er schlage haltlos seine Zeit tot (ebd.), verwahrt er sich. Theatergästen sei er beim Heranrufen von Droschken behilflich gewesen. Im Kontakt mit der besseren Gesellschaft hat er den Eindruck, der Blick sei das entscheidende Mittel der Verständigung und des Lebensgenusses, weswegen er das Auge, den „kostbaren Gallert“ (S. 89) besonders hervorhebt. Glück finde man jedenfalls nicht dort, wo das Wort herrscht.

Zweites Buch, fünftes Kapitel: Die Musterung

Der Erzähler widersteht nun der Versuchung, dem Erzählgang vorzugreifen: Die Musterung steht an. Akribisch bereitet sich Krull auf den entscheidenden Tag vor, kauft sich gar eine „Druckschrift klinischen Charakters“ (s. 91). Im März wird Krull gemustert. Zwei Monate später, im Mai, steht die Aushebung an, die ihn mit einer gewissen „Bangigkeit“ erfüllt (S. 93). Er betritt die trostlose Halle und reiht sich unter die Wartenden ein, die sich derselben erniedrigenden Prozedur unterwerfen müssen. Krull sucht sich derweil beim Blick aus dem Fenster zu sammeln. Anschließend entkleidet er sich und tritt voller Stolz auf seinen nackten Körper in den Wartestand. Zunächst jedoch wird der vor ihm Wartende abgeurteilt, ehe Krull selbst unter den bewundernden Blicken des Gremiums vortritt und zunächst für einen „Einjährigen“ (S. 98) gehalten wird. Ohne Umschweife erklärt sich Krull diensttauglich und wird dafür scharf gerügt. Der Erzähler charakterisiert den untersuchenden Oberstabsarzt, den Krull im Verlauf der Untersuchung mit Schmeicheleien umgarnt. Zunächst fällt dem Mediziner Krulls eigentümliches Schulterzucken auf. Auch bei der Schullaufbahn gibt es Ungereimtheiten: Vordergründig beschämt gesteht Krull ein, er habe krankheitshalber nicht anwesend sein können. In einem längeren Anamnesegespräch entspinnt sich ein wechselseitiger Prozess: Krull greift geschickt die Äußerungen des Arztes auf, um sie in seiner Simulation zu verwenden: seine Migräne, den Alkoholismus des Vaters, dessen Selbstmord. Mit einem selbst herbeigeführten Anfall beendet Krull die Untersuchung: „Ausgemustert“ (S. 109). Krull leide, resümiert der Oberstabsarzt, an „epileptoiden Zufällen“ (S. 110) und legt eine ebenso falsche wie wortreiche Diagnose vor. Der Oberstabsarzt, dem Krull glaubhaft seine Enttäuschung vorspielt, gibt ihm zu verstehen, er habe ein guter Soldat werden können, ein Urteil, dem Krull als Erzähler rückblickend nur beipflichten kann. Allerdings, so schließt Krull, hätte ihn eine militärische Laufbahn um ein wichtiges Gut gebracht: um seine Freiheit.

Zweites Buch, sechstes Kapitel: Krulls Beziehung zu Rosza

Felix Krull erklärt seine selbstgewählte Bindungslosigkeit damit, er müsse seine „Spannkräfte“ erhalten (S. 113). Noch befindet er sich in der Frankfurter Halbwelt, wo er zwar durchaus seine Wirkung auf Frauen feststellt, sich aber vor allem interessierter Männer erwehren muss. Obgleich er sie abweist, könne er sie durchaus verstehen – „nichts Menschliches“, gibt er zu, sei ihm „fremd“ (S. 115). Vor allem aber macht er die Bekanntschaft einiger Prostituierter, deren Lockruf („Komm mit!“) ihn an den Schrei des Käuzchens erinnert. Er beobachtet das Treiben im Rotlichtviertel, ist sich aber der Gefahr bewusst, die von den Zuhältern der Damen und den „Sittenbehörden“ (S. 118) ausgeht. Eines Winterabends trifft er in einem Kaffeehaus Rosza, eine exotisch wirkende Kurtisane, sie ihn dazu auffordert, ihr zu folgen. Während der anschließenden Kutschfahrt eröffnet ihm Rosza, die nur gebrochen Deutsch spricht, sie werden ihn die Liebeskunst einführen. In ihrem Etablissement unterrichtet sie den lernwilligen Krull, der so auch ihre Lebensgeschichte erfährt (S. 123). Während der folgenden Monate tritt er an die Stelle ihres Zuhälters, verwahrt sich jedoch gegen diese Benennung. Keineswegs führe der erotische Umgang mit Rosza bei ihm zur Schwächung seiner Spannkraft, wirft Krull ein, er stärke ihn. Der Neologismus „Benervung“ drücke diesen Umstand aus (S. 125).

Zweites Buch, siebtes Kapitel: Fahrt nach Paris – Krull wird Liftboy

Im Herbst, an „Michaeli“ (29.9.), verlässt er Frankfurt und tritt eine längere Zugfahrt nach Paris an; den Kontakt zu anderen Passagieren scheut er, lediglich Kindern gegenüber gibt er sich leutselig. Der Grenzübertritt naht, und der Erzähler wirft einige Überlegungen zum Verhältnis der Franzosen zu ihrer Sprache ein. Am Zoll gewinnt er durch seine Französischkenntnisse und eine geheuchelte Liebe zu Frankreich den Zöllner für sich und darf passieren. Noch während der Kontrolle bringt er in einem unbeobachteten Moment das „Saffiankästchen“ (S. 130) einer anderen Reisenden an sich – im Hotel wird er Madame Houpflé wiedertreffen. Schließlich rollt der Zug in die Gleise des Nordbahnhofs ein. Aus Sparsamkeit und Zurückhaltung legt er den weiteren Weg zu Fuß zurück und stellt Betrachtungen über die Armut in Paris an. Als er schließlich doch einen Omnibus besteigt, gewinnt er weitere Eindrücke des Pariser Lebens. Endlich erreicht er das Hotel „Saint James and Albany“, das er ausführlich schildert. Der abweisende Concierge verweist ihn an die Rezeption, wo es ihm wenig besser geht. Auch hier ist der Empfang recht verhalten. Nach einigem Warten muss sich dafür schelten lassen, nicht den Dienstboteneingang benutzt zu haben. Dennoch wird er aufgenommen und lässt sich von Bob, dem englischen Zimmerjungen, mit dem Aufzug zu seiner Schlafstelle bringen. Der Schlafsaal ist eng, spärlich möbliert und schwach ausgeleuchtet. Krull fügt sich in die Verhältnisse. Er setzt sich nieder, um das gestohlene Kästchen zu öffnen. Es enthält wertvollen Schmuck. Allerdings wird er, was er erst jetzt bemerkt, von einem jungen Kroaten namens Stanko beobachtet. Dieser hat bemerkt, dass es sich wohl um Diebesgut handelt und fordert einen Anteil. Andernfalls könne er Krull bei der Hotelleitung melden. Nun treffen fluchend die anderen Angestellten ein. Krull bezieht sein Bett, um kurz darauf den „süßen und gründlichen Schlaf der Jugend“ zu schlafen (S. 143).

Zweites Buch, achtes Kapitel: Krull wird Armand – Stanko

Vom Schrillen des Weckers erwacht Krull. Er nimmt engere Beziehungen zu dem bettlägerigen Stanko auf und kümmert sich um ihn, mit dem Hintergedanken, einem Diebstahl des Schmucks zuvorzukommen. Stanko ist nach wie vor an einer Gewinnbeteiligung interessiert, falls Krull den Schmuck verkaufen wolle. Die beiden verhandeln, bis Stanko ihm die Adresse eines Uhrmachers und Hehlers in der Rue de l’Échelle au Ciel nennt; er droht ihm erneut, Krull zu „verpfeifen“ (S. 149). Krull muss zunächst erneut warten und raucht geschenkte Zigarren, ehe er zu Generaldirektor Isaak Stürzli, den man wegen seines Körperbaus und einer Warze auf der Nase „Rhinozeros“ nenne. Im Aufzug, auf dem Weg zum Büro des Hoteldirektors, ermahnt Krull die Hotelangestellten zur Verträglichkeit: „Die Schwachen sollten einander nicht Verachtung erzeigen“ (S. 151). Stürzli empfängt ihn mit sichtbarer „Beklemmung“, die Krull auf seine persönliche Wirkung zurückführt. Der Direktor äußert zunächst Zweifel, ob Krull für das Hotelgewerbe überhaupt geeignet sei; Zweifel, die Krull zu zerstreuen hofft. Auf Stürzlis Frage, ob er Französisch könne, fängt er sogleich an, fließend auf Französisch zu parlieren. Er habe, so gibt Krull dem Leser zu bedenken, eine „Begabung für allerlei Zungen der Völker“ (S. 155). Diese Begabung stellt er sogleich unter Beweis. Nicht nur, dass Krull auch das Englische beherrscht, er kann selbst Italienisch. Da er zudem kein Sozialist ist, scheint Krull als Liftboy akzeptabel, auch aufgrund seiner Wirkung. Er heißt fürderhin „Armand“ (S. 157) und wird eingestellt. Nachdem er eine Livrée erhalten hat, kann er sich am Nachmittag zurückziehen und den besagten Hehler aufsuchen. Im Aufzug trifft er unverhofft die Besitzerin des gestohlenen Kästchens wieder. Sie fasziniert ihn. Nach einem Austausch von Grobheiten mit dem scheidenden Liftboy holt sich Krull das Kästchen und macht sich auf den Weg. Durch die Straßen von Paris schlendernd erreicht er schließlich das Geschäft des Uhrmachers Pierre Jean-Piere, seines Hehlers. In langwierigen Verhandlungen mit dem gierigen Jean-Pierre erlöst er mit 4400 Francs etwas weniger als das Erwartete. Dennoch kann er sich neu einkleiden, üppig zu Abend essen und Zeit in einem Café am Boulevard des Italiens verbringen. Krull überlegt, mit welcher Summer er Stanko nach seiner Rückkehr ins Hotel abfinden soll. Zum Zeitvertreib besucht er ein Panoptikum und ein „Variété-Theater“ (S. 173). Stanko zeigt sich nach Krulls Rückkehr durchaus erfreut und gibt Krull einen Tausender zurück, als dieser ihn auszahlt.

Zweites Buch, neuntes Kapitel: Krull schläft mit Madame Houpflé

Die Arbeitsbedingungen im Hotel sind Krull zufolge alles andere als paradiesisch. Immerhin kann er als Liftboy an den mitfahrenden Damen seine Galanterie erproben. Während des Diensts trifft er die bewunderte Dame wieder. Sie heißt Madame Houpflé und stammt aus Straßburg (S. 176). Offenbar macht der charmante Hotelangestellte Eindruck: Madame Houpflé lobt seine „angenehm[e] Stimme“ (S. 177). Krull erhält die Erlaubnis, sie aufs Zimmer zu führen, ihr beim Ablegen und Entkleiden zu helfen: „Du entkleidest mich, kühner Knecht?“ (S. 178). Der allzu lange Aufenthalt, den Madame Houpflé mit einem Kuss besiegelt, führt zu einer Stockung des Aufzugsverkehrs und einer Verabredung auf elf Uhr abends. Nach dem „Diner“ (S. 180) erwartet sie Krull in ihrem luxuriösen Zimmer und räkelt sich verführerisch auf dem Bett. Während sie ihn demütigt, erregt sie ihn. Hastig entkleidet Madame Houpflé ihren Liebhaber. Beide erleben einen rauschhaften Verkehr, bei dem sie von ihm beherrscht werden will. Sie sei Schriftstellerin, ihr Pseudonym sei Diane Philibert; Krull soll sie duzen. Sie eröffnet Krull außerdem, ihr Mann, den sie sexuell als unfähig empfindet, sei ein vermögender Toilettenschüsselfabrikant. Das Gefälle zwischen ihr und Krull scheint Madame Houpflé zu erregen. Sich selbst wähnt sie herausragend intelligent, an ihm betont sie seine körperlichen Vorzüge, besonders seine „Hermes-Beine“ (S. 185). Berauscht von seiner Jugend und seinen Bildungsmängeln feiert sie ihn in Alexandrinern als ihren Hermes, worauf sie erneut miteinander schlafen. Die offenbar masochistisch orientierte Houpflé fordert ihn auf, sie mit Hosenträgern zu schlagen, was er ablehnt. Er gesteht ihr daraufhin den Diebstahl am Zoll, was sie veranlasst, sich von ihm bestehlen zu lassen. Mit reicher Beute verlässt er Madame Houpflés Zimmer und die Bestohlene bleibt befriedigt zurück.

Drittes Buch, erstes Kapitel: Im Cirkus Stoudebecker

Einleitend betont Krull den besonderen Eindruck, den ihm Madame Houpflé gemacht hat, wenn er auch öfter noch Ähnliches erlebt habe. Das gestohlene und erlöste Geld legt er bei der Crédit Lyonnais an. Keineswegs beabsichtigt Krull dabei, seine Hotelkarriere fortzusetzen. Vorläufig jedoch begnügt er sich mit seiner Rolle als Liftboy und den Trinkgeldern, die man ihm zusteckt. Mit Stanko verbringt er Zeit in „Cafés und Zerstreuungslokalen“ (S. 184); der Erzähler gibt angesichts der Bewohner von Paris zu bedenken, dass die moderne Zeit keine Standesgrenzen mehr erkennen lasse. Zu den Zerstreuungen Krulls gehört ein Besuch im Cirkus Stoudebecker am Square St.-Jacques. Ausführlich beschreibt der Erzähler die Artisten und verweilt besonders bei den Clowns, die er als „Zwitter aus Mensch und närrischer Kunst“ anspricht (S. 198). Bedeutsam für Krull ist jedoch vor allem die androgyne Trapezkünstlerin Andromache, die ihn mit ihrer konzentrierten Strenge und ihrer Hingabe an die Kunst fasziniert. Auch der Auftritt des Impressarios Stoudebeckers selbst erscheint ihm bemerkenswert, ohne dass er sich vom Eindruck Andromaches lösen kann, die ihm „zwischen Tier und Engel“ zu stehen scheint (S. 201). Dieselbe Konzentriertheit wie bei Andromache findet Krull beim Löwenbändiger Mustafa. Im Gegensatz zur Menge, deren bloßer Genuss der Aufführung ihm vulgär erscheint, bewahrt Krull eine innere Distanz zum Geschehen, ebenso, wie er Abstand zu Stanko hält. Die Entfernung von Stanko führt letztlich auch dazu, dass er sich dessen Plan eines gemeinsamen Einbruchs verweigert und das Verhältnis löst.

Drittes Buch, zweites Kapitel: Lord Kilmarnock und Eleanor Twentyman

 Krull muss befürchten, als Liftjunge zu versauern; eine Berufung zum Kellner kommt ihm daher sehr gelegen. Vom Oberkellner Machatschek wird er in seine neue Tätigkeit als „Abkratzer“ eingeführt (S. 207). Krull ist bereit, alles für seine neue Rolle als Kellner Notwendige selbst zu beschaffen, darunter einen dunkelblauen Fack. Bald wird er aus seiner subalternen Position in den Saaldienst beordert und darf nun im prächtigen Speisesaal des Hotels die Gäste bedienen. Sein Anleiter, Héctor, sieht ihn aufgrund seines natürlichen Charmes schon bald zu Höherem berufen. Krull wächst immer mehr in seine Kellnerrolle hinein, die ihn allerdings bei zunehmender Belastung ermüdet. Er bewahrt jedoch Haltung und erwirbt besonders beim Servieren eine traumwandlerische Sicherheit. Auch hier muss er, wie zuvor als Liftboy, die weitere Annäherung jener verhindern, die sich von ihm besonders angezogen fühlen. Dazu gehören die junge Eleanor Twentyman und der alternde schottische Lord Nectan Kilmarnock. Eleanor Kilmarnock ist die hübsche Tochter eines reichen Unternehmers aus dem mittelenglischen Birmingham und sucht Krulls Nähe und Aufmerksamkeit. Er weist sie jedoch ab, wobei er ihr Standesgrenzen und Vermögensverhältnisse vor Augen hält. Ebenfalls fasziniert von Krull ist Lord Kilmarnock, der ein Schloss bei Aberdeen besitzt. (Der Adlige spiegelt die Züge Thomas Manns und dessen Verliebtheit in den Kellner Franz Westermeier.) Obgleich Krull bemüht ist, den verliebten Lord auf Abstand zu halten, unterbreitet ihm Kilmarnock das Angebot, als Leibdiener in seine Dienste zu treten – sogar die Adoption stellt er ihm in Aussicht. Krull bittet sich daraufhin Bedenkzeit aus. Am selben Tag, als ihn Eleanor Twentyman vergeblich um einen Kuss angeht, teil er dem Lord mit, er müsse dessen großzügiges Angebot mit Bedauern ausschlagen.

Drittes Buch, drittes Kapitel: Begegnung mit dem Marquis de Venosta

Der Erzähler empfängt den Leser mit einer Reflexion über die „Vertauschbarkeit“ aller Teilnehmer im gesellschaftlichen Leben (S. 231). Im Hotel speist gelegentlich ein junger Mann aus hochadliger Familie, der Marquis Louis de Venosta, Sohn eines luxemburgischen Kammerherrn. Der Marquis studiert Kunst und hat sich mit der Studienwahl das Missvergnügen seiner Eltern zugezogen; auch seine Beziehung zu der Bühnenkünstlerin Zaza erscheint ihnen wenig standesgemäß. Im Geplänkel mit dem umgänglichen Marquis entsteht die Idee eines gesellschaftlichen Rollenwechsels, den Krull insgeheim bereits probt. Unweit des Hotels unterhält Krull ein Zimmer, wo er seine Privatgarderobe aufbewahrt, um als Mitglied der guten Gesellschaft ausgehen zu können.

Drittes Buch, viertes Kapitel: Krull und Venosta vereinbaren den Rollentausch

Eines Abends plant Krull den Besuch der komischen Oper „Faust“ von Gounod. Auf der Dachterrasse des Grand-Hôtels des Ambassadeurs trifft er den Marquis wieder, der ihn bald trotz seiner Verkleidung wiedererkennt. Die beiden kommen beim Wein ins Gespräch, und der Marquis zeigt einiges Interesse an Krulls Lebensweise. Es stellt sich heraus, dass Venostas Eltern ihren Sohn von seiner Leidenschaft zu Zaza befreien wollen, wozu sie ihn auf eine Weltreise schicken. Im Verlauf des Gesprächs entwickelt sich nun der Vorschlag, Krull möge an die Stelle des Marquis treten und die Reise unter falschem Namen an seiner Statt antreten. Nach einigem Zögern willigt Krull ein und erkundigt sich nach der Reiseroute. Auch Venostas Unterschrift erlernt er und lässt sich in dessen Handschrift und häusliche Verhältnisse einführen. Damit ist das Vorhaben besiegelt: Während der Vater die Reise des falschen Marquis finanziert, erhält der echte Marquis Krulls Identität und Bankkonto.

Drittes Buch, fünftes Kapitel: Fahrt nach Lissabon und Gespräch mit Professor Kuckuck

Trotz seiner blendenden Aussichten versieht Krull ebenso bescheiden und charmant wie bisher seine Kellnerdienste. Nach einigen Tagen empfängt der Marquis Krull in seiner Privatwohnung und überreicht ihm wie besprochen den „Zirkularkreditbrief“ des Vaters (S. 264) und – nebst anderen wertvollen Besitztürmern – seinen Siegelring. Es stellt sich heraus, dass Krull auch den Zeichenstil des Marquis täuschend echt imitieren kann. Nachdem der Rollentausch vollzogen ist, verabschiedet sich der Marquis herzlich von Krull. Dieser macht sich alsbald mit dem Zug auf die Reise. Während der Fahrt taucht er in seine gefälschten Erinnerungen ein, die er sich zusammenreimt aus den lückenhaften Kenntnissen der Verhältnisse des Marquis. Krull genießt die Fahrt im Luxuswaggon und nimmt auch die Ehrerbietung des Schaffners gerne hin. Schließlich begibt er sich ins „Waggon-Restaurant“ (S. 268), um etwas zu sich zu nehmen. Im Speisewagen trifft er einen älteren Herrn, dessen „Sternenaugen“ (S. 269) ihm auffallen. Sie kommen ins Gespräch und der ältere Herr empfiehlt ihm wärmstens einen längeren Aufenthalt in Lissabon, dessen Kulturgeschichte er vor ihm ausbreitet. Besonders den botanischen Garten mit seinen vorsintflutlichen Baumfarnen legt er ihm ans Herz, wobei er sich als Professor Kuckuck zu erkennen gibt, „Paläontologe und Direktor des Naturhistorischen Museums in Lissabon“ (S. 273). Ganz wie Krull und wie der Marquis zur Hälfte ist er gebürtiger Deutscher; auch eine Tochter habe er, Zouzou heiße sie. Kuckuck lässt den vermeintlichen Markgrafen nun einen tiefen Blick in die Erdgeschichte werden und erläutert ihm unter anderem die Entwicklungsgeschichte des Pferdes. In Krull findet er einen wissbegierigen und aufmerksamen Zuhörer, auch, als er auf die Flüchtigkeit allen Lebens zu sprechen kommt. Als Grundidee der Evolution benennt er in Übereinstimmung mit der Wissenschaft seiner Zeit die Entwicklung der Mehrzelligkeit. Beim Gespräch über Dinosaurier vergleicht Krull die Riesenechsen mit dem Gott Hermes; Kuckuck greift die Anregung auf und entwickelt dazu einen gelehrten Vortrag über dessen mythologische Bedeutung. Krull erkundigt sich nun nach der Abstammung des Menschen vom Affen, worauf Kuckuck die Verwandtschaftsverhältnisse näher ausführt. Dabei kommt er auf die Lehre der „drei Urzeugungen“ (S. 281) zu sprechen. Davon leitet Kuckuck existenzphilosophische Überlegungen ab, bei denen er das Verhältnis von Sein und Nichts in den Vordergrund stellt. Gespiegelt sieht er dieses System im Kosmos, dessen astrophysikalische Gestalt er ihm eingehend schildert. Vom Kosmischen ausgehend setzt er nun Materie, Pflanze, Tier und Mensch ins Verhältnis: Alle Stufen der Evolution seien in den bestehenden Formen noch vorhanden; die Übergänge der Entwicklungsstufen seien außerdem fließend. Erregt folgt Krull den Ausführungen des Professors und bezieht sie auf sein Kindheitserlebnis der „großen Freude“ (S. 286). Was den Menschen zum Menschen mache, so führt Kuckuck weiter aus, sei dessen „Wissen von Anfang und Ende“ (S. 286 f.): Es verbinde den Menschen mit dem Sein in „Allsympathie“ (S. 287). Damit beendet Kuckuck seinen Vortrag, um Krull überschwänglich eine gute Nacht zu wünschen.

Drittes Buch, sechstes Kapitel: Begegnung mit den Kuckucks

Krull findet wegen des Ratterns des Zuges keinen Schlaf; als er doch zur Ruhe kommt, verarbeitet er die Worte Kuckucks und seine jüngsten Erlebnisse in einem Traum. Als er in Lissabon angelangt ist, findet sich rasch ein Droschkenkutscher, der ihn zum Savoy Palace fährt. Dort wird der falsche Marquis, der sich zunehmend mit dem echten identifiziert, standesgemäß empfangen. Auch die Hotelsuite, die Krull nun bezieht, ist von erlesener Ausstattung. Krull richtet sich dort ein und stellt Überlegungen an, ob er Professor Kuckuck einen Besuch abstatten soll – auch wegen Zouzou. Also hebt Krull etwas Geld ab, schickt eine Depesche an Venostas Eltern und lässt sich beim luxemburgischen Gesandten melden, Herr von Hüon. Bei einem Polizisten erkundigt er sich im Anschluss nach dem Wohnsitz des Professors. Bei seinem Gang durch die Gassen Lissabons kommt er der Stadtbevölkerung Lissabons näher und zeigt sich verschiedentlich auch mildtätig gegen Bedürftige. In einem Café wird er auf eine portugiesische Familie aufmerksam: Vor allem die Tochter lenkt seine Blicke auf sich – wie eine zweite Zaza kommt sie ihm vor. Ihr Reiz liegt für ihn nicht zuletzt darin, dass sie androgyn wirkt, geradezu „jungenhaft“ (S. 290). Ebenso lange wie bei der Tochter verweilt Krulls Blick bei der Mutter, ehe er die Familie anspricht und sich auch bei ihnen nach dem geeigneten Verkehrsmittel hinauf zu Professor Kuckuck erkundigt. Der Herr in der Runde gibt ihm bereitwillig Auskunft. Es handelt sich um Miguel Hurtado, den wissenschaftlichen Mitarbeiter des Professors. Bald wird deutlich, dass Krull es mit niemand anderem als der Gattin und der Tochter des Gelehrten handelt. Das Mädchen flirtet ungeniert mit dem vorgeblichen Marquis und hebt dabei seine makellosen Zähne hervor. Auch Miguel Hurtado und dessen Tätigkeit als Dermoplastiker lernt er näher kennen. Krull verabredet sich mit Hurtado im Museum, wo auch der Professor anzutreffen sei. Als er zudem den Wunsch ausspricht, den botanischen Garten zu besichtigen, lädt ich Madame Kuckuck zum Essen ein. Bei der Verabschiedung nennt er Zouzou versehentlich Zaza, wofür er sich verwünscht.

Drittes Buch, siebtes Kapitel: Krulls Besuch im Naturhistorischen Museum

Als Krull das Naturhistorische Museum aufsucht, schlägt ihn zunächst der Anblick eines präparierten weißen Hirsches in seinen Bann; Hurtado, der ihn erwartet hat, führt Krull nach kurzem Gespräch zum Professor. Beim gemeinsamen Gang durch das Museum betrachtet er zunächst ein Diorama mit urtümlichen Meerestieren, kommt an einem Ichthyosaurus und einem großen Sauropoden vorbei. Er folgt der Evolutionsgeschichte bis ins Untergeschoss, wo ihn mit einer Gruppe von Neandertalern und einem modernen Menschen die Frühgeschichte des Menschen erwartet. Nach Krulls Gang durch die Natur- und Kulturgeschichte wird er zum Essen erwartet, wo ihm Mutter und Tochter als reizendes „Doppelbild“ erscheinen (S. 312).

Drittes Buch, achtes Kapitel: Im Botanischen Garten und im Haus der Kuckucks

Nach der Ankunft in der Villa der Kuckucks begegnet ihm zunächst die Herrin des Hauses, die ihn fasziniert und gleichzeitig einschüchtert. Noch stärker zieht jedoch zunächst deren Tochter an, die widerborstige Zouzou, die gerade vom Tennisspiel nach Hause kommt. Nach dem Tischgespräch, das auch das argentinische Reiseziel Krulls und die Geschwister Meyer Novaro berührt, fährt die Gesellschaft hinunter in die Stadt, wo sich Professor Kuckuck aus dienstlichen Gründen von ihnen verabschiedet. Die verbliebenen vier begeben sich auf einen Spaziergang durch den botanischen Garten Lissabons. Krull, der immer wieder mit Zouzou zurückbleibt, lenkt das Gespräch auf die Liebe und erwähnt, dass er das Mädchen gezeichnet habe. Sie fordert die Herausgabe der Zeichnungen, er wendet jedoch ein, dass es dafür keine schickliche Gelegenheit gebe. Zuletzt verabredet sich Krull mit Zouzou zu einer Partie Tennis, obgleich er selbst noch keine Erfahrungen auf dem Tennisplatz vorweisen kann.

Drittes Buch, neuntes Kapitel: Der Empfang beim portugiesischen König - Tennis

In einem umfangreichen Brief an die Eltern des Marquis in Luxembourg, der das Kapitel eröffnet, gesteht Krull, die Weiterreise mit der „Cap Arcona“ verschoben zu haben und verweist auf den hohen Bildungswert des Aufenthalts in Lissabon. Außerdem führt er an, er sei beim Luxemburger Gesandten, dem bereits erwähnten Herrn von Hüon, zu einer Herrengesellschaft eingeladen gewesen. Dort gewinnt er durch seinen Charme und seinen Humor die Sympathie des etwa gleichaltrigen Prinzen Rumäniens, Joan Ferdinand. Es verwundert nicht, dass der beeindruckte Gesandte ihn nun auch beim König Portugals, Dom Carlos I., einführen möchte und dazu eine Audienz arrangiert. Einige Tage darauf wird er nun tatsächlich ins königliche Schloss geladen, wo der jugendliche „Adonis“ (S. 343) das Interesse des sorgenumwölkten Monarchen erregt. Krull umgarnt den König mit geistreichen, äußerst devoten Komplimenten zu Land und Leuten, ist aber vor allem mit Schmeicheleien zu den Landschaftsgemälden Seiner Majestät erfolgreich. Ferner verurteilt Krull, im Grunde ja selbst ein Bürgerlicher, die republikanischen Umtriebe im zeitgenössischen Portugal und bekennt sich zur ständisch gegliederten Gesellschaft. Das angeregte Gespräch streift nun die Jagd und gibt Krull die Gelegenheit, die Luxemburger Anekdoten zu den Hunden Fripon und Minime zum besten zu geben. Dom Carlos amüsiert sich wahrhaft königlich, und so verläuft die Audienz für Krull äußerst erfolgreich, sodass ihm der Monarch den „Portugiesischen Orden vom Roten Löwen zweiter Klasse“ verleiht (S. 353). Krull schließt den Brief an die Eltern und widmet sich nun der Schilderung des Tennisspiels mit Zouzou. Als blutiger Anfänger gewinnt Krull das Publikum weniger durch sportliche Expertise als durch Humor und unvermutete Bravourstücke. In der Spielpause drängt Zouzou erneut auf die Herausgabe der von Krull herausgegeben Zeichnungen, dieser bittet sich jedoch eine diskrete Situation zur Übergabe aus. Seine weiteren Avancen scheint sie jedoch unbeeindruckt zurückzuweisen, was sich in den folgenden Tagen nicht ändert. Krull erhält nun einen Brief von der Mutter des Marquis von Schloss Monrefuge, die sich bei aller Verwunderung über die plötzlich aufscheinenden Talente ihres Sohnes erleichtert und angenehm berührt zeigt.

Drittes Buch, zehntes Kapitel: Annäherung an Zouzou

Nachdem Krull durch seine ersten Erfolge gesellschaftlich interessant geworden ist, wird er zu weiteren Gesellschaften geladen. An Zouzou kommt er wegen der gesellschaftlichen Konventionen nicht weiter heran. Bei Tisch jedoch macht er dem „Doppelbild“ von Mutter und Tochter unverhohlen Avancen, worüber der entrückte Professor in seiner „Siriusferne“ (S. 368) hinwegsieht. Das Zwiegespräch mit Zouzou lenkt er zum Gegenstand der Liebe, die Zouzou mit scharfen Worten verurteilt, was wiederum Krull zu einer Verteidigungsrede reizt. Ihrer Verachtung des bloßen Scheins setzt er sein Bekenntnis zur schönen Oberfläche und des sinnlichen Genusses entgegen. Bei einem Ausflug ins Kloster von Belem kommen sie sich im Kreuzgang schließlich doch etwas näher. Krull vergleicht zunächst Mutter und Tochter, natürlich zum Vorteil der letzteren. Er führt aus, dass in der Liebe die „Absonderung“ (S. 376) des Menschen aufgehoben werde und vor allem im Blickkontakt Distanz in Vertraulichkeit umschlage. Insbesondere das Erlebnis eines Kusses beseitige alle Fremdheit, bis die Formel „Ich liebe dich“ zur Befreiung führe. Nachdem Krull auf die Bedeutung der Liebe für das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Menschen eingegangen ist, reicht sie ihm ihre Hand – und verabredet sich mit ihm in einer Laube, bei der „Oleanderbank“ (S. 381) auf dem Anwesen der Kuckucks.

Drittes Buch, elftes Kapitel: Krull küsst Zouzou und schläft mit Madame Kuckuck

Krull sieht dem anberaumten Treffen, bei dem er die Aktbilder vorweisen soll, bange entgegen. Zwischenzeitlich besucht er erneut das Naturkundemuseum und stattet auch Professor Kuckuck einen kurzen Besuch ab. Dieser lädt ihn zu einem Stierkampf ein. Am fraglichen Tag im September fährt er zur Arena, nachdem er unterwegs die Kuckucks und Dom Miguel hat einsteigen lassen. Der Erzähler schildert nun einen Stierkampf, den Krull fasziniert verfolgt, ehe der Torero, ein gewisser Ribeiro, dem ermatteten Stier mit seiner Espada den Todesstoß versetzt. Dabei gleiten Krulls Blicke immer wieder zur „Senhora“ hinüber, zu Maria Pia Kuckuck und ihrem wogenden Busen. Nach dem Frühstück, das sie am folgenden Tag einnehmen, kehrt Krull wie verabredet zurück und sucht die Laube auf, wo Zouzou ihn bereits ungeduldig erwartet. Krull zeigt ihr die Aktbilder, woraufhin sie errötet, die Bilder zerreißt und sich an seine Brust wirft. Als es schließlich zum Kuss kommt, steht die Mutter vor ihnen. Madame Kuckuck schickt die Tochter auf ihr Zimmer und bedeutet Krull, ihr zu folgen. In einem Hinterzimmer gibt nun auch sie sich dem jungen Besucher hin: „Holé! Heho! Ahé!“ (S. 399).

Bibliographie

Lektürehilfen

  • Eisenbeis, Manfred: Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Stuttgart: Reclam, 2011 (Reclams Universal-Bibliothek; 15394. Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler)
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  • Waldherr, Franz: Thomas Mann, Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Paderborn: Schöningh, 2007 (Einfach deutsch. Unterrichtsmodell)
  • Wittor, Wolfgang: Thomas Mann - Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 2021

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Ausgaben

Deutschsprachige Ausgaben

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  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Der Memoiren erster Teil. In: Stockholmer Gesamtausgabe der Werke von Thomas Mann. Frankfurt am Main: Fischer, 1954
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Der Memoiren erster Teil; Roman. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl., 2014
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: der Memoiren erster Teil. Frankfurt am Main: Fischer, 1999. (Sonderausg.)
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Der Memoiren erster Teil. Großdr. Ausg. Hameln: Niemeyer, 1996
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Memoiren. In: Ders.: Gesammelte Werke. Frankfurt am Main: Fischer, 1985
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. In: Ders.: Romane und Erzählungen, Bd. 8. Berlin: Aufbau-Verl., 1975
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Stuttgart: Deutscher Bücherbund, 1965
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Der Memoiren erster Teil. Leipzig: Reclam, 1961
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Roman. Lizenz-Ausg. d. Verl. S. Fischer, Frankfurt. Gütersloh: Bertelsmann Lesering, 1958
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Amsterdam: Querido-Verl., 1937 (erneut: 1948)
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Buch der Kindheit. Stuttgart: Dt. Verl.-Anst., 1924
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Buch der Kindheit. Wien: Rikola Verl., 1922

Fremdsprachige Ausgaben

  • Mann, Thomas: Confesiones del estafador Félix Krull. Primera edición. Übers. v. Isabel García Adánez. - Barcelona: Debolsillo, 2020
  • Mann, Thomas: Ispovesti varalice Feliksa Krula. Belgrad: Kosmos izdavaštvo, 2019
  • Mann, Thomas: As confissoes de Felix Krull. Sao Paulo: Hemus, s.d.
  • Mann, Thomas: Confissoes do impostor Felix Krull. Rio de Janeiro: Nova Fronteira, 2000
  • Mann, Thomas: Les confessions du chevalier d’industrie Felix Krull. Paris: Michel, 1991 (Bibliothèque Albin Michel; 49)
  • Mann, Thomas: Confessions of Felix Krull, confidence man: memoirs. London: Minerva, 1997
  • Mann, Thomas: Mar̆turisirile escrocului Felix Krull: Prima parte a memoriilor. Übers. v. Corneliu Papadopol. Bucureşti: RAO, 2003
  • Mann, Thomas: As confissões de Félix Krull: cavalheiro de indústria. Lisboa: Relógio d'Água, 2003
  • Mann, Thomas: Oi exomologḗseis tou apateṓna Felix Krull [gr. Οι εξομολογήσεις του απατεώνα Φέλιξ Κρούλ / Τόμας Μάν. Μετάφραση από τα γερμανικά Τούλα Σιετή]. Athen: Odysséas, 2004
  • Mann, Thomas: Confessions de Fèlix Krull, lladre i farsant: primera part de les memòries. Übers. v. Jordi Llovet. Barcelona: Proa, 2003
  • Mann, Thomas: Dolandırıcı Felix Krull'un itirafları: Anılar; birinci kısım. Istanbul: Can Sanat Yay., 2014
  • Mann, Thomas: Spovid’ aferysta Feliksa Krulja. Kiew: Vydavnyctvo Župans`koho, 2011
  • Mann, Thomas: Egy szélhámos vallomásai: a visszaemlékezések első része. Budapest: Új magyar Könyvkiadó, 1956
  • Mann, Thomas: Priznanija avantjurista Feliksa Krulja: pervaja čast vospominanij. Moskau: Izd. Inostrann. Literatury, 1956
  • Mann, Thomas: Wyznania hochsztaplera Feliksa Krulla. Warschau: Państwowy Instytut Wydawniczy, 1957
  • Mann, Thomas: Da pian zi Ke lu er zi bai. Übers. Yi, Junyu. Shanghai: Shang hai yi wen chu ban she, 1988

Medien

  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. 13 Audio-CDs, Regie: Feuerstein, Torsten; Interpret: Aljinovic, Boris. Ungekürzte Lesung. Berlin: Argon Hörbuch, 2007
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Audio-CD: In: Die große Originalton-Edition, Bd. 2. München: Der Hörverlag, 2015
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Hörspiel. Audio-CD. Regie: Stricker, Sven. Interpreten: Mit Barnaby Metschurat; Friederike Kempter; Peter Fricke et al. München: Der Hörverl., 2009
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: [Auszug]: Thomas Mann liest die Musterungsszene aus seinem Roman. Schallplatte. Ariola-Eurodisc, 1970
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: der Memoiren erster Teil. Audio-CD. Ungekürzt. Berlin: Deutsche Grammophon, 2001
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Gespräch zwischen Krull und Professor Kuckuck. Schallplatte. Hamburg: Dt. Grammophon Ges., 1959
  • Mann, Thomas: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull: Musterungsszene. Berlin: VEB Deutsche Schallplatten, Eterna, 1958