Musiker und Theologe: Christian Palmer

Christian Palmer

 200729_Palmer_Winnenden Christian David Friedrich Palmer wurde am 27.1.1811 in Winnenden geboren. Sein Vater ist der Mädchenschullehrer Johann David Palmer, seine Mutter Friederike Palmer, geborene Friesinger. Die Palmers stammen ursprünglich aus Hebsack, wo sie als Weinbauern nachgewiesen sind (Hofmann, 1975). Die Familie ist fromm, der Vater gehört der Herrnhuter Brüdergemeine an. Palmers Mutter, die Tochter eines Waiblinger Knabenschullehrers, vermittelt ihm als die Liebe zur Musik. Von 1824 bis 1828 besucht der junge Palmer das evangelische Seminars Schöntal, ehe er sich in Tübingen am Evangelischen Stift einschreibt. Dort studiert er bis zu seiner ersten Dienstprüfung 1832 evangelische Theologie. 1829 gründet der musikbegeisterte Palmer gemeinsam mit Friedrich Silcher, mit dem er musiziert, die „Akademische Liedertafel“. Sein Vikariat durchläuft Palmer in Bissingen und Plieningen, 1836 besteht er seine zweite Dienstprüfung und wird Repetent am Tübinger Stift. Am 30.1.1839 wird Palmer Helfer in Marbach am Neckar, am 25.4.1839 heiratet er seine Klavierschülerin Wilhelmine Bossert. In Marbach entfaltet er eine rege Publikationstätigkeit, die Rezensionen zu Musikwerken ebenso umfasst wie theologische Abhandlungen und Schriften zur Erziehung.

Im selben Jahr wird er Diakon in Tübingen. 1843 ist Palmer Mitglied der Choralbuch-Kommission. 1845 erhält er einen Lehrauftrag an der theologischen Fakultät, bis er 1852 einen Lehrstuhl für Praktische Theologie besetzt und als Dekan das Predigtinstitut für die jungen Theologen leitet. Zugleich wirkt er als Frühprediger. 1853 erlangt Palmer einen theologischen Doktorgrad und wird in die Lesebuch-Kommission aufgenommen. 1857 leitet er für ein Jahr als Rektor die Geschicke der Universität. 1868 beauftragt ihn der württembergische König Karl, zu Ehren Herzog Christophs eine Gedächtnisschrift zu verfassen. Das achtzigseitige Bändchen findet offenkundig Anklang und wird in den Schulen des Königreichs Württemberg verteilt. 1869 entsendet die Universität Palmer in die Landessynode. Im Jahr darauf wird er als Vertreter Tübingens in den Landtag gewählt, legt aber schon 1872 sein Mandat nieder. Von 1870 bis 1872 ist Palmer zudem Mitherausgeber der Jahrbücher für deutsche Theologie. Am 29.5.1875 stirbt Christian Palmer in Tübingen an Typhus.

Bezug zu Winnenden

Palmer wird als gebürtiger Winnender mit einer Palmerstraße geehrt, die auf der Höhe des Bahnhofs aus der Schwaikheimer Straße hervorgeht und in die Ringstraße mündet. In Winnenden besuchte Palmer die Lateinschule, hier bereitete der zweite Stadtpfarrer Friedrich Jakob Heim ihn auf das Landexamen vor, hier machte er seine ersten Schritte in die Musik und lernte mit fünf Jahren das Klavierspielen (Schott, 1887). Auch während des Studiums kehrt er immer wieder nach Winnenden zurück, spielt in der vorlesungsfreien Zeit die Orgel in der Schlosskirche. In Hertmannsweiler hält Palmer seine erste Predigt (Hofmann, 1975). Bezug zu Winnenden hat auch Palmers Bengel-Biographie von 1864.

Bibliographie

Zu Palmer

  • Schott, Theodor: Palmer, Christian David Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25. Leipzig: Duncker & Humblot, 1887, S. 104–110
  • Anselm, Helmut: Religionspädagogik im System spekulativer Theologie. Untersuchungen zum Werk Christian Palmers als Beitrag zur religionspädagogischen Theoriebildung der Gegenwart. München: Kaiser 1982 (= Münchener Monographien zur historischen und systematischen Theologie, Bd. 8).
  • Jetter, Werner: Zur Erinnerung an die Anfänge der Evangelischen Predigeranstalt und den Professor für Praktische Theologie Dr. Christian David Friedrich (von) Palmer (1811-1875). In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Band 90 (1990), S. 208–226
  • Goy, Reiner: Kirchenlehre oder Pädagogik. Eine Studie zur katholischen Pädagogik G. M. Durschs und zur evangelischen Pädagogik Chr. Palmers. Dissertation, Univ. Gießen 1996.
  • Dober, Hans Martin: Christian Palmer. Ein praktischer Theologe im Zeitalter der bürgerlichen Denk- und Lebensform. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Band 103 (2003), S. 197–213
  • Günther, Georg: „Ein zweiter Orpheus“. Christian Palmer. Diaconus und Komponist in Marbach am Neckar (1839-1843). Marbach am Neckar: Schillerverein, 2003 (Schöndrucke, Band 7)
  • Drehsen, Volker et al. (Hrsg.): Christian Palmer und die Praktische Theologie Jena: Garamond, 2013. (Interdisziplinäre Studien zur Praktischen Theologie, Bd. 1)

Werke Palmers

  • Palmer, Christian: Revision des neuen Gesangbuchs-Entwurfes für die evangelische Kirche Würtembergs. Stuttgart, 1840
  • Palmer, Christian: Evangelische Homiletik. Stuttgart: Steinkopf, 1842
  • Palmer, Christian: Der Gemeinde Marbach zum Andenken. Tübingen, 1843
  • Palmer, Christian: Evangelische Katechetik. Stuttgart: Steinkopf, 1844
  • Palmer, Christian: Evangelische Casual-Reden. Stuttgart: Liesching, 1843-1846
  • Palmer, Christian: Rede am Grabe der drei zu Tübingen ermordeten Personen: Jakob Kober, Luise Kober, Heinrike Kober. Tübingen, 1850
  • Palmer, Christian: Evangelische Pädagogik. Stuttgart: Steinkopf, 1853, 2 Bde.
  • Palmer, Christian: Ein Jahrgang evangelischer Predigten. Stuttgart: Liesching, 1857
  • Palmer, Christian: Meinen Freunden zur Erinnerung an meine Mutter Friederike Palmer: Geboren in Waiblingen 12. Dezember 1781, gestorben in Tübingen 28. August 1859. Tübingen: Fues, 1859
  • Palmer, Christian: Evangelische Pastoraltheologie. Stuttgart: Steinkopf, 1860
  • Palmer, Christian: Protestantisches Kirchenrecht mit spezieller Einführung in die württembergischen Kirchen- und Schulgesetze. Tübingen, 1863
  • Palmer, Christian: Johann Albrecht Bengel: Leben und Auswahl seiner Schriften. [S.l.], [1864]
  • Palmer, Christian: Evangelische Hymnologie. Stuttgart: Steinkopf, 1865
  • Palmer, Christian: Die Moral des Christenthums. Stuttgart: Liesching, 1864
  • Palmer, Christian (i. A. Karls I. von Württemberg): Herzog Christoph: Erinnerungs-Gabe bestimmt für den 28. Dezember 1868. Stuttgart: Hallberger, 1868
  • Palmer, Christian: Ueber Aberglauben und Aufklärung. Stuttgart: Steinkopf, 1870
  • Palmer, Christian: Geistliches und Weltliches für gebildete christliche Leser. Tübingen: Laupp, 1873
  • Palmer, Christian: Predigten aus neuerer Zeit. Tübingen: Laupp, 1874
  • Palmer, Christian: Die Gemeinschaften und Sekten Wuerttembergs. Tübingen: Laupp, 1877