Charakterisierung literarischer Figuren
Die Charakterisierung literarischer Figuren sollte dem Leser zeigen, welche Bedeutung die Figur für das Werk hat und was die Figur ihm für sein eigenes Leben zeigt. Außerdem trägt die Charakterisierung zum Verständnis des gesamten Werks bei. Dabei sollte der Leser ein möglichst genaues und umfassendes Bild der jeweiligen Figur vor Augen haben. Du solltest deine Darstellung auf Beispiele aus dem Werk stützen. (In höheren Klassen wirst du dazu Textbelege anführen.) Wenn du den über den Inhalt literarischer Werke schreibst, verwendest du das Präsens. Du solltest dich außerdem darum bemühen, sachlich und objektiv zu bleiben.
Vorbereitung und Konzept
Eine Charakterisierung lässt sich gut vorbereiten. Du kannst einiges dazu beitragen:
- Falls du den Text nicht gut genug kennst, solltest du ihn erneut gründlich lesen!
- Überlege dir nun, zu welcher Figur der Text genug Informationen bietet!
- Stelle schon vor der Klassenarbeit alle wichtigen Textstellen zusammen!
- Wenn du das Buch bei der Klassenarbeit einsetzen darfst, kannst du mit farbigen Lesezeichen arbeiten.
- Erstelle eine Liste, Tabelle oder Mindmap mit den Dingen, auf die du besonders achten willst: Allgemeines (Alter, Geschlecht, Namen, Herkunft, soziale Schicht); Äußeres; Charakter; Verhalten (Gewohnheiten, Sprache, Mimik, Gestik); Beziehungen (Familie, Freundschaften, Gegnerschaften); Bedeutung für das Werk.
Überschrift
Die Überschrift verrät deiner Leserschaft, welche Art von Aufsatz du verfasst hast und welcher Text deinem Aufsatz zugrunde liegt.
- Du solltest erwähnen, dass es sich um eine Charakterisierung handelt.
- Erwähne außerdem, welche Figur du beschreiben möchtest.
- Ergänze noch den Titel des Bandes und dessen Autor.
Figurenbeschreibung zu Oskar aus Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“
Einleitung
Die Einleitung stellt heraus, welche Figur du charakterisieren möchtest. Außerdem erfährt deine Leserschaft, wovon der Text handelt. Wichtig ist auch, welches Buch du verwendet hast.
- Nenne den Namen der Figur.
- Sage außerdem, ob es sich um eine Haupt- oder Nebenfigur
- Der Leser will außerdem wissen, aus welchem Werk die Figur stammt. Nenne den Titel des Werks.
- Wenn du weißt, welche Art von Werk es ist, solltest du die Textsorte erwähnen. In diesem Fall handelt es sich um ein Jugendbuch oder einen Roman für Kinder und Jugendliche.
- Auch die Erscheinungsdaten sind wichtig: Wo ist das Buch erschienen? Bei welchem Verlag? In welchem Jahr?
- Du solltest auch kurz angeben, wovon das Buch handelt.
Oskar ist eine der der beiden Hauptfiguren aus Andreas Steinhöfels Jugendbuch „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“. Der Roman erschien 2017 bei Carlsen in Hamburg. Er erzählt von den Abenteuern der ungleichen Freunde Oskar und Rico in Berlin.
Äußere Erscheinung
Die Beschreibung des Äußeren hilft deinen Leserinnen und Lesern, sich ein Bild der jeweiligen Figur zu machen.
- Beginne zunächst mit dem ungefähren Alter.
- Hier solltest du auch das jeweilige Geschlecht andeuten.
- Beschreibe dann das Aussehen der Figur. Dazu gehört der Körperbau.
- Wichtig sind auch prägende Besonderheiten der Kleidung.
Der etwa zehnjährige Oskar ist recht schmächtig und klein. Auffällig ist, dass er fast immer eine Kopfbedeckung trägt. Im aktuellen Band ist es eine Flügelmütze.
Charakter
Fahre fort mit dem Charakter der literarischen Figur. Oft ergibt sich der Charakter aus den Handlungen, Gedanken und Aussagen der Figur (= indirekte Charakterisierung). Manchmal werden die Figuren vom Erzähler, in Regieanweisungen oder anderen Figuren beschrieben (= direkte Charakterisierung). Frage dich also:
- Welche Charaktermerkmale stechen hervor?
- Lassen sie sich erklären?
- Auch weitere geistige Merkmale sind hier wichtig: prägende Erlebnisse, Wissen, Erfahrungen, seelische und geistige Eigenschaften.
Trotz seiner geringen Größe ist Oskar sehr selbstbewusst, manchmal geradezu rechthaberisch. Das kommt auch von seiner umfassenden Allgemeinbildung und seinem scharfen Verstand.
Verhalten
Im Zusammenhang mit Charaktermerkmalen steht oft das Verhalten der Figur. Dazu gehören Gewohnheiten, Sprache, Gestik und Mimik. Welche Gewohnheiten hat die Figur? Wie spricht und denkt sie?
- Beschreibe typische, wiederkehrende Verhaltensmuster – also das, was die Figur immer wieder tut, wodurch sie auffällt! Das können beispielsweise bestimmte Gesten oder Gesichtsausdrücke sein.
- Auch aussagekräftige einzelne Handlungen solltest du erwähnen, sofern sie etwas über die Figur verraten!
- Erläutere, was ihre Sprache ausmacht: Verwendet die Figur feste Redewendungen? Spricht sie sehr einfach oder besonders kompliziert?
- Auch die Träume, die Vorstellungen und der Denkstil der Figur können wichtig sein.
- Mit dem Verhalten hat auch die Motivation einer Figur zu tun (= ihre Beweggründe und Ziele). Will sie etwas Bestimmtes erreichen?
Deshalb ist Oskar sehr genau und verwendet gerne Fachbegriffe. Dabei ist er durchaus einfühlsam und hat ein Herz für andere Menschen. Beispielsweise versteckt er im Roman eine hochschwangere Obdachlose im Keller des Hauses. Andererseits merkt Oskar rasch, wenn jemand einen sachlichen Fehler macht und korrigiert ihn, auch, wenn er andere dadurch bloßstellt.
Beziehungen
Wichtig ist auch, wo die Figur lebt und mit wem die Figur zu tun hat.
- Zeige zunächst, wo und wie die Figur lebt. An welchem Ort wohnt sie? In was für einem Gebäude?
- Befasse dich mit der sozialen Herkunft der Figur. Vielleicht ist die Figur reich und adelig? Möglicherweise lebt sie aber auch unter schwierigen Bedingungen!
- Sollte es für deine Darstellung wichtig sein, kannst du die kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit erwähnen.
- Wenn möglich, erwähne die Herkunftsfamilie der Figur. Dazu gehören auch
- Auch Freunde und Verbündete solltest du erwähnen.
- Wichtig sind aber auch Gegner und Konkurrenten.
- Werden andere Figuren erwähnt, sollte man erklären, welche Rolle diese Figuren im Roman haben.
- Weniger wichtige Nebenpersonen erwähnt man nicht.
Gemeinsam mit seinem alleinerziehenden Vater Lars lebt Oskar in einem Mehrfamilienhaus in der Berliner Dieffenbachstraße 93. Im selben Gebäude wohnt außerdem sein einziger Freund Rico mit dessen Mutter und Stiefvater. Auch die anderen Bewohner sind gut miteinander bekannt. Weniger gut versteht sich Rico mit Soo Min, einem hochbegabten Mädchen, das Oskar im Verlauf des Romans kennenlernt. Oskar sieht sie zunächst als Konkurrentin, weil sie ebenfalls hoch begabt ist. Besonders deutlich wird Oskars Gegnerschaft zu Soo Min, als er ihre Behauptung richtigstellt, dass es in der Ostsee keine Haie gebe.
Bedeutung für das Werk
Abschließend sollte man erläutern, was die Figur dem Leser zeigt. Hat er das Buch gelesen, hat er vielleicht daraus gelernt. Er sieht Menschen vielleicht etwas anders.
- Erläutere, warum die Figur wichtig ist!
- Zeige, was diese Figur besonders ausmacht!
- Beschreibe, was der Leser gelernt haben könnte!
- Zeige, wie sich die Figur im Verlauf des Texts entwickelt!
Oskar ist als Hauptfigur besonders wichtig für den Roman. Trotz seiner merkwürdigen Angewohnheiten und seiner Empfindlichkeit wird Oskar von seinem „tiefbegabten“ Freund Rico akzeptiert. Er ist ein Beispiel dafür, dass auch Menschen mit hoher Begabung oft ihre Schwächen haben und besonderen Herausforderungen ausgesetzt sind. Im Laufe des Romans schafft er es, sich für andere zu öffnen und seine Abneigung gegen Soo Min zu überwinden.
Beispielaufsatz
Charakterisierung zu Oskar aus Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“
Oskar ist eine der der beiden Hauptfiguren aus Andreas Steinhöfels Jugendbuch „Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch“. Der Roman erschien 2017 bei Carlsen in Hamburg. Er erzählt von den Abenteuern der ungleichen Freunde Oskar und Rico in Berlin.
Der etwa zehnjährige Oskar ist recht schmächtig und klein. Auffällig ist, dass er fast immer eine Kopfbedeckung trägt. Im aktuellen Band ist es eine Flügelmütze.
Trotz seiner geringen Größe ist Oskar sehr selbstbewusst, manchmal geradezu rechthaberisch. Das kommt auch von seiner umfassenden Allgemeinbildung und seinem scharfen Verstand.
Deshalb ist Oskar sehr genau und verwendet gerne Fachbegriffe. Dabei ist er durchaus einfühlsam und hat ein Herz für andere Menschen. Beispielsweise versteckt er im Roman eine hochschwangere Obdachlose im Keller des Hauses. Andererseits merkt Oskar rasch, wenn jemand einen sachlichen Fehler macht und korrigiert ihn, auch, wenn er andere dadurch bloßstellt.
Gemeinsam mit seinem alleinerziehenden Vater Lars lebt Oskar in einem Mehrfamilienhaus in der Berliner Dieffenbachstraße 93. Im selben Gebäude wohnt außerdem sein einziger Freund Rico mit dessen Mutter und Stiefvater. Auch die anderen Bewohner sind gut miteinander bekannt. Weniger gut versteht sich Rico mit Soo Min, einem hochbegabten Mädchen, das Oskar im Verlauf des Romans kennenlernt. Oskar sieht sie zunächst als Konkurrentin, weil sie ebenfalls hoch begabt ist. Besonders deutlich wird Oskars Gegnerschaft zu Soo Min, als er ihre Behauptung richtigstellt, dass es in der Ostsee keine Haie gebe.
Oskar ist als Hauptfigur besonders wichtig für den Roman. Trotz seiner merkwürdigen Angewohnheiten und seiner Empfindlichkeit wird Oskar von seinem „tiefbegabten“ Freund Rico akzeptiert. Er ist ein Beispiel dafür, dass auch Menschen mit hoher Begabung oft ihre Schwächen haben und besonderen Herausforderungen ausgesetzt sind. Im Laufe des Romans schafft er es, sich für andere zu öffnen und seine Abneigung gegen Soo Min zu überwinden.