Deutsch-bolivianische Beziehungen

1538

Der gebürtige Nürnberger Bartolomé Flores nimmt an einer Expedition von Pedro de Candía und Diego de Rojas in den Gran Chaco teil.

1755

Der aus Schwaben stammende Jesuit Julian Knogler gründet im Rahmen der Guarani-Mission die Station Santa Ana de Velasco.

1820

Der Deutsche Otto Philipp Braun kämpft als Brigadegeneral Simón Bolívars in Bolivien.

1825

Die Hansestadt Hamburg erkennt Bolivien an.

1865

Der nach Bolivien ausgewanderte Geologe Ernst O. Rück erstellt den Guía General de Bolivia und wird um ersten Direktor der Nationalbibliothek in Sucre ernannt, der Bibliotéca y Archivo Nacional de Bolivia.

1871

La Paz erhält einen deutschen Honorarkonsul.

1874

Bolivien entsendet einen diplomatischen Vertreter an den Hof von Wilhelm Friedrich IV. in Berlin.

1881

In La Paz wird der Deutsche Club (Club Alemán) gegründet.

1892

Moritz Alphons Stübels Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Perú erscheint bei Hiersemann in Leipzig.

1902

Das Deutsche Reich richtet eine Botschaft in Bolivien ein.

1903

Henry Hoek besteigt als erster Alpinist die Cerro Cordoba. In den Folgejahren gelingen ihm Erstbesteigungen weiterer Gipfel der bolivianischen Alpen.

1906

Max Josef von Vacano und Heinrich Mattis veröffentlichen bei in Reimer in Berlin Bolivien in Wort und Bild: Aus seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vacano veröffentlicht zudem 1912 im Berliner Verlag Reimer Aus dem Erbe der Inkas - Bolivien: Eine geographisch-ethnographische Studie.

1908

Bolivien und das Deutsche Reich schließen einen Handels- und Freundschaftsvertrag. --- Der deutsche Geologe Rudolf Hauthal bereist Bolivien.

1911

Der preußische Generalmajor Hans Kundt wird mit der Reorganisation des bolivianischen Heeres nach preußischem Vorbild betraut. 1923 wird er zum Kriegsminister ernannt und wirbt zusätzlich Ernst Röhm an.

1913

Das bolivianische Heer erwirbt von Telefunken vier mobile Übertragungsstationen für die Chaco-Region. Bei Babst in Hamburg erscheint Guillermo Sanjinés’ Das heutige Bolivien und seine Zukunft.

1916

Reinhard Roehle veröffentlicht im Stuttgarter Union-Verlag Über Anden und Meer ins deutsche Heer : ernste und heitere Abenteuer deutscher Reservisten auf ihrer Fahrt von Bolivien in die Heimat.

1917

13.4.: Auf Druck der Alliierten bricht Bolivien seine Beziehungen zum Deutschen Kaiserreich ab. 58 deutsche Unternehmer werden als Kriegsfeinde auf einer Schwarzen Liste vermerkt.

1923

10.05.: In La Paz wird die Deutsche Schule als Realschule gegründet. Seit 1942 firmiert die Schule als Colegio Alemán „Mariscal Braun“. --- Im Leipziger Xenien-Verlag erscheint Paul Flemings Aus dem Märchenland Bolivien.

1925

20.1.: In Cachuela Esperanza kommt Eugen Gomringer zur Welt, einer der Hauptvertreter der konkreten Poesie in Deutschland.

1926

Bei Strecker und Schröder in Stuttgart erscheint Rudolf Diensts Im dunkelsten Bolivien: Anden-, Pampa- und Urwaldfahrten.

1927

Dienst, Rudolf veröffentlicht im Verlag von Strecker & Schröder in Stuttgart Die Wildnis ruft: Die seltsamen Schicksale des Lord Greybroke in Bolivien. --- In Leipzig erscheinen Erich Arendts Streifzüge durch Bolivien.

1928

Der deutsche Autor und Architekt Edmund Kiss erforscht die Ruinenstädte auf der Insel Marajo und am Titicacasee, die Ruinenstätte Pumapunku sowie die Sternwarte Kalasaya.

1929

Zisterzienser aus Thyrnau in Niederbayern gründen das Filialkloster Apolo in Bolivien.

1930

Friedrich Ahlfeld entdeckt in der Chocaya-Mine im bolivianischen Departamento Potosí das Mineral Ramdohrit.

1931

3.1.: Papst Pius XI. beruft Berthold Bühl zum ersten Apostolischen Vikar des ein Jahr zuvor errichteten Apostolischen Vikariats Chiquitos.

1933

Der deutsche Ornithologe und Ethnologe Emil-Heinrich Snethlage forscht im bolivianisch-brasilianischen Grenzgebiet.

1935

31.3.: Der deutsche Augustiner-Eremit Clemens Fuhl stirbt in La Paz. --- 28.11.: In Santa Cruz wird der Deutsche Schulverein gegründet. Die Deutsche Schule wird im folgenden Jahr eingerichtet.

1937

Otfrid von Hansteins Erzählung Die Farm im Gran Chaco wird im Reutlinger Verlag Enßlin & Laiblin gedruckt. Bei Duphorn in Hamburg erscheint Alma Schwartzkopff-Plambecks Dr. Aimaru: Roman aus Bolivien. --- Der deutsche KPD-Politiker Paul Baender wird aus der Tschechoslowakei ausgewiesen und lebt bis 1947 im bolivianischen Exil, wo Baender Vizepräsident des Komitees der Freien Deutschen in Bolivien ist.

1938

Rudolf Horkheimer muss nach Bolivien emigrieren, wo er eine Kurzwellenstation mit dem Rufzeichen CP6XF betreibt.

1939

Der deutsche Maler Kurt Bialostotzky emigriert nach Bolivien.

1940

4.11.: Der deutsche Luftfahrtpionier Georg Jüterbock stürzt in Rincón del Tigre ab.

1941

Als Hilfsverein für in Not geratene Deutsche wird das Deutsche Kulturzentrum (Centro Cultural Alemán) gegründet.

1943

Aufgrund des Krieges wird die Deutsche Schule in Santa Cruz geschlossen.

1950

Der 1939 nach Bolivien emigrierte Werner Guttentag gründet den Verlag „Los Amigos del Libro“.

1952

La Paz und Bonn begründen eine Städtepartnerschaft. --- Die 24. Frobenius-Expedition untersucht Kulturen Boliviens. --- Hans Helfritz veröffentlicht im Berliner Safari-Verlag den Reisebericht Im Land der weissen Cordillere: Auf Inkapfaden und Urwaldflüssen durch Bolivien. --- Eduard Bösl wird als Missionar nach Bolivien in das Apostolische Vikariat Ñuflo de Chávez entsandt und wirkt als Missionar unter den Sirionos und Ayoreos, Chiquitanos und Guarayos. --- Karin Hahn-Hissink forscht gemeinsam mit Albert Hahn im bolivianischen Tiefland zu den Chama, Chimané und Tacana.

1954

Bolivien erhält ein Goethe-Institut. --- Bei Ehrenwirth in München erscheint Milli Baus Heilige Berge - grüne Hölle: Eine Frau reist in Bolivien.

1955

Die deutsch-bolivianische Handelskammer wird gegründet. --- Die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters in Apolo gründen auf Initiative der Abtei Seligenthal bei Landshut Das Colegio Ave Maria, ein privates, gemischtes, katholisches Gymnasium in La Paz. --- Der bolivianische Autor und Anwalt Wálter Guevara Arze erhält das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

1956

Bolivien und die BRD nehmen diplomatische Beziehungen auf.

1959

Bolivien schließt mit der Bundesregierung ein offizielles Friedens- und Freundschaftsabkommen.

1960

Hans Dietrich Disselhoff veröffentlicht bei Brockhaus in Wiesbaden Die Kinder der Erdgöttin : Reisen und Ausgrabungen in Bolivien.

1961

29.8.: Deutschland und Bolivien unterzeichnen ein Kulturabkommen, das 1976 um ein Schulabkommen ergänzt wird.

1962

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nimmt ihre Tätigkeit in Bolivien auf.

1967

Bei J. Pfeiffer in München erscheint die Dokumentation Ohren für Pachamama des deutschen Kaplans Leo Schwarz über seine Arbeit in Bolivien.

1968

Gudrun Pausewang veröffentlicht Bolivianische Hochzeit. Auch

Das Tor zum Garten der Zambranos spielt in Bolivien. --- Che Guevaras Bolivianisches Tagebuch erscheint in deutscher Übersetzung bei Trikont in München.

1971

1.4.: Die deutschstämmige Untergrundkämpferin Monika Ertl ermordet im bolivianischen Generalkonsulat in Hamburg den Konsul Roberto Quintanilla Pereira. Christian Baudissins Dokumentarfilm Gesucht: Monika Ertl (1988) befasst sich mit dem Leben der Untergrundkämpferin.

1973

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nimmt erste diplomatische Beziehungen mit Bolivien auf.

1974

Im Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart wird die Ausstellung Bolivianische Maler gezeigt.

1975

10.7.- 31.8.: Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg sind im Rahmen der Ausstellung Südamerikanische Impressionen Wandteppiche aus Bolivien zu sehen.

1978

Der aus Rosenheim stammende Pater Sebastian Obermaier wird Pfarrer der Pfarre Cuerpo de Cristo im bolivianischen El Alto. --- Das SAGO-Informationszentrum Bolivien e.V. in Berlin gibt die Zeitschrift Bolivia heraus (2010 eingestellt).

1982

Bei Lamuv in Bornheim erscheint unter dem Titel Teufelsmetall: Roman aus Bolivien der Roman Metal de diablo von Augusto Céspedes.

1983

Der SS-Mann und Gestapochef von Lyon, Klaus Barbie, wird in Bolivien verhaftet und an Frankreich ausgeliefert. Mit der Jagd nach Barbie befasst sich unter anderem der deutsch-französische Film La Traque mit Franka Potente als Beate Klarsfeld.

1984

14.11.-bis 31.3.1985: Das Hamburgische Museum für Völkerkunde zeigt die Ausstellung Was geht uns ihre Armut an? Indianerschicksale im Hochland von Bolivien.

1985

Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) richtet ihr erstes Büro in Bolivien ein.

1986

2.-26.7.: Das Institut für Auslandsbeziehungen Bonn zeigt in seiner Galerie Kunst aus Bolivien.

1987

Bolivien wird prioritäres Kooperationsland deutscher Entwicklungszusammenarbeit. --- Der aus Bern stammende Pädagoge und Autor Stefan Gurtner lässt sich in Bolivien nieder, wo er die Kinder- und Jugendwohngemeinschaft „Tres Soles“ gründet.

1988

Gert Hofmann thematisiert in seinem bei Hanser in München erschienenen Roman Vor der Regenzeit die Flucht von NS-Verbrechern nach Südamerika.

1990

Die Republik Bolivien und die Bundesrepublik Deutschland schließen ein bilaterales Abkommen zur Förderung und zum Schutz von Investitionen.

1993

Deutschland und Bolivien unterzeichnen ein Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung.

1994

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA gewinnt die deutsche Mannschaft das Eröffnungsspiel gegen Bolivien mit 1:0.

1995

Die GIZ eröffnet ein Büro in La Paz. --- Der Roman Kokaspur von Hans-Martin Große-Oetringhaus, erschienen bei Hammer in Wuppertal, spielt zum Teil in Bolivien. --- 29.7.: Der aus Ellwangen stammende Carlos Stetter wird Bischof von San Ignacio de Velasco

1998

Der bolivianische Bürgerrechtler Waldo Albarracín Sánchez erhält von der deutschen Sektion von Amnesty International den Menschenrechtspreis von Amnesty International.

2000

VAMOS JUNTOS Freundeskreis Deutschland – Bolivien e.V. mit Sitz in Bocholt wird gegründet.

2001

In seinem im Panico Alpinverlag in Köngen erschienen Erlebnisbericht Wohin einer kommt, wenn er geht schildert Robert Tauch seine Bergsteiger-Erfahrungen in Bolivien. --- Bei Unrast in Münster erscheint El Señor Balboa von Jaime Sáenz in deutscher Übersetzung.

2003

Walter Kliers Roman Hotel Bayer. Eine Geschichte aus dem zwanzigsten Jahrhundert, erschienen im Haymon-Verlag in Innsbruck, spielt in Bolivien.

2005

Diethard Wendt veröffentlicht bei Iatros in Nierstein am Rhein den Bolivien-Reisebericht Santa Cruz: Notizen aus einem ganz anderen Land.

2007

Muruchí Pomas Biografie von Evo Morales erscheint bei Militzke in Leipzig.

2008

Andreas Pichlers Dokumentarfilm Der Pfad des Kriegers befasst sich mit dem Leben des marxistischen Guerilleros Michael Nothdurfter in Bolivien.

2010

14.4.- 20.6.: Im Rahmen der 50 Jahre bestehenden Bolivienpartnerschaft der Diözese Trier ist im Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum die Ausstellung Arte Bolivia: Kunst aus Bolivien zu sehen. --- Die deutsche Rundfunkjournalistin Judith Grümmer produziert für den Deutschlandfunk Ein Schluck Chicha für die Pachamama. Bolivianische Dorfgeschichten. Für WDR5 folgen Der Präsident ist weit. Leben in einem bolivianischen Andental und Fluchtpunkt Sucre. Eva de Vilar über ihre Emigration nach Bolivien.

2012

Bolivien ist erstmals mit einem eigenen Stand auf der Frankfurter Buchmesse vertreten.

2015

Der bolivianische Präsident Evo Morales besucht Berlin und Hamburg. --- Das Zielland der Sternsinger-Aktion der katholischen Kirche in Deutschland ist Bolivien. --- 15.8.: Das thüringische Unternehmen K-UTEC AG Salt Technologies erhält im Beisein von Präsident Evo Morales den Auftrag für die Planung der großen industriellen Förderanlage am Salar de Uyuni. --- Werner Herzog dreht in den Salztonebenen Salar de Uyuni im Süden Boliviens den Thriller Salt and Fire.

2016

3.8.: Der deutsche Pater Sebastian Obermaier wird posthum für seine Arbeit in El Alto durch das bolivianische Abgeordnetenhaus Cámara de Senadores zum Ehrensenator ernannt.

2017

Vertreter der BRD und Boliviens treffen sich zu außenpolitischen Konsultationen in La Paz.

Literatur

  • Bieber, León Enrique: Jüdisches Leben in Bolivien: Die Einwanderungswelle 1938 – 1940. Berlin: Metropol-Verl., 2012 (Reihe Dokumente, Texte, Materialien; 84)
  • Busse, Diethelm: Die Deutsche Schule Sucre, Bolivien und ihr Beitrag zur Bildungszusammenarbeit in einem Entwicklungsland 1957-1977. Oldenburg: Univ., 1991
  • Gurtner, Stefan: Das Leben des jüdischen Verlegers Werner Guttentag zwischen Deutschland und Bolivien. Lich: Edition AV, 2018
  • Kübler, Fritz: Deutsche in Bolivien. Stuttgart: Strecker und Schröder Verlag, 1936 (Schriften des Deutschen Ausland-Instituts; Neue Reihe, Band 4)
  • Maennling, Claudia: „Auf nach Amerika!“: Deutsche Einwanderung nach Bolivien. La Paz: Grupo La Papelera, 2015
  • Sánchez Salazar, Gustavo; Reimann, Elisabeth: Barbie in Bolivien. Köln: Pahl-Rugenstein, 1987 (Kleine Bibliothek; 469: Politik und Zeitgeschichte)
  • Schäfer, Jürgen: Deutsche Militärhilfe an Südamerika: Militär- und Rüstungsinteressen in Argentinien, Bolivien und Chile vor 1914. Düsseldorf: Bertelsmann-Univ.-Verl., 1974 (Studien zur modernen Geschichte; 12)
  • Strecker, Matthias: Johannes Lein: Un fotografo Alemán en Bolivia (1939 - 1967): A German Photographer in Bolivia: Ein deutscher Fotograf in Bolivien. La Paz: Lara Bisch, 2008
  • Ströbele-Gregor, Juliana: Transnationale Spurensuche in den Anden : von geflüchteten Juden, „Altdeutschen“ und Nazis in Bolivien. Berlin: Metropol, 2018
  • Vogt, Hans Dieter: Die Deutschen Schulen in Bolivien: Arbeit und Funktion deutscher Auslandsschulen in einem Entwicklungsland: Ein Beitrag zur Auslandsschulforschung. Oldenburg: 1978 (Univ. Diss.)
  • Weischer, Heinz: Schwanengesang einer deutschen Auslandsschule? oder Jahresbericht 1974 der DS (Deutschen Schule) Oruro Bolivien. Oruro: DS, 1974