Aserbaidschan

1683

17.12.: Der deutsche Forschungsreisende Engelbert Kaempfer besucht Schemacha, die Hauptstadt des damals noch unter persischer Herrschaft stehenden Region Schirwan. Ein Besuch im heutigen Baku schließt sich an.

1811

Heinrich Friedrich von Diez veröffentlicht in Berlin die Denkwürdigkeiten von Asien in Künsten und Wissenschaften, in denen er sich auch mit dem heutigen Aserbaidschan befasst.

1818

Als erste deutsche Kolonie im heutigen Aserbaidschan wird Alt Katharinenfeld gegründet (bis 1819). --- Im selben Jahr wird das nach Anna Pawlowna benannte Annenfeld gegründet (heute: Şəmkir).

1819

194 überwiegend württembergische Familien aus Reutlingen, Betzingen und Altbach gründen Helenendorf, das heutige Göygöl.

1826

Die deutsche Siedlung Annenfeld wird von den Persern verwüstet und niedergebrannt.

1836

Annenfeld wird wieder aufgebaut.

1842

In Helenendorf wird die erste Schule gegründet.

1843

Friedrich von Bodenstedt trifft in Tiflis den Dichter Mirzə Şəfi Vazeh (1794–1852), der ihn in die Sprachen der Kaukasusregion einführt und ihn zu dem Band Die Lieder des Mirza Schaffy (1851) anregt.

1857

In Helenenfeld wird die erste evangelisch-lutherische Kirche errichtet.

1864

Den Brüder Carl und Werner von Siemens kaufen das Kupferbergwerk in Kedabeg .

1870

1870 gründet der deutsche Kolonist Christopher Vohrer eine Aktiengesellschaft zur Produktion von Wein und anderen Spirituosen in Helenendorf.

1873

Robert Nobel reist nach Aserbaidschan. Mit seinen Brüdern Ludwig und Alfred gründet er die Produktionsgesellschaft Gebrüder Nobel zur Ölförderung.

1885

Die Lutherkirche in Gändscha wird gebaut.

1888

Georgsfeld wird gegründet.

1889

Der deutschstämmige Ingenieur Nikolaus von der Nonne wird Bürgermeister der Stadt Baku (bis 1902).

1892

Hugo Erdmann publiziert in der Gebauer-Schwetschke’schen Buchdruckerei in Halle die Monographie Das kaukasische Erdöl.

1899

Baku erhält eine lutheranische Kirche.

1902

Alexejewka wird gegründet.

1906

Die deutschen Kolonien Grünfeld (Həsənsu) sowie Eichenfeld werden gegründet.

1909

In Annenfeld wird eine Lutherische Kirche errichtet.

1912

Traubenfeld wird von deutschen Siedlern gegründet.

1914

Jelisawetinka wird als deutsche Siedlung begründet.

1916

Kilisli Muallim Rıfats erste Ausgabe des Dede Korkut unter dem Titel Kitāb-i Dede Qorqūt ʾalā lisān-i ṭāʿif-i Oghūzān basiert der Berliner Kopie des aserbaidschanischen Nationalepos, ebenso die transkribierte Ausgabe von Orhan Şaik Gökyay (1938).

1917

Die deutschen Kolonisten zum Transkaukasischen schließen sich zum Deutschen Nationalrat mit Sitz in Tiflis zusammen.

1919

Das „Gesetz über die Bildung des Aserbaidschanischen Parlaments“ sieht einen garantierten Sitz für Kaukasiendeutsche vor, den Lorenz Jacob Kuhn einnimmt. --- 19.6.: In Baku wird das hundertjährige Jubiläum der Ankunft deutscher Siedler begangen.

1920

Der 1905 in Baku geborene spätere Schriftsteller Lew Abramowitsch Nussimbaum lässt sich in Berlin nieder, wo er später als Essad Bey publiziert. 1929 erscheint Öl und Blut im Orient, 1930 Zwölf Geheimnisse im Kaukasus und 1931 Der Kaukasus. Seine Berge, Völker und Geschichte.

1920

Die Deutschen in Aserbaidschan verlieren nach dem Einmarsch der Roten Armee neben ihrem Besitz auch ihre Rechte und Privilegien. Deutsche Kollektive werden sanktioniert, das Deutsche als Unterrichtssprache abgeschafft.

1924

Als erste deutschsprachige kommunistische Zeitung erscheint in Baku Bauer und Arbeiter.

1928

In Helenendorf wird ein volkskundliches Museum eingerichtet.

1930

Hilal Munschi veröffentlicht in Berlin Die Republik Aserbaidschan: Eine geschichtliche und politische Skizze.

1932

Die deutschsprachige kommunistische Zeitung Lenins Weg wird gegründet. Sie ist das Presseorgan des Zentralkomitees der Aserbaidschanischen SSR und richtet sich vor allem an die dort ansässigen Kaukasiendeutschen.

1935

600 Deutsche werden aus Aserbaidschan nach Karelien deportiert.

1938

Bei Kurtulusch in Berlin erscheint Mehmed Emin Resulzades Das Problem Aserbaidschan.

1941

8.10.: Das Staatlichen Verteidigungskomitee der Sowjetunion erlässt die Verordnung „Über die Aussiedlung der Deutschen, die das Gebiet der Georgischen, Armenischen und Aserbaidschanischen Sowjetrepubliken bewohnen“. Insgesamt 45.000 Kaukasiendeutsche werden deportiert. --- In Berlin wird das Aserbaidschanische Nationalkomitee gegründet.

1942

9.8.: Die 5. SS-Panzer Division „Wiking“ nimmt im Rahmen der Operation „Fall Bau“ Maikop ein, Grosny und Baku können jedoch nicht erobert werden. --- Aus früheren Kriegsgefangenen und Freiwilligen wird eine „Aserbaidschanische Legion“ gebildet.

1943

Deutsche Truppen räumen den Kaukasus.

1944

In Berlin erscheint ein Taschenwörterbuch Aserbaidschanisch – Deutsch und Deutsch-Aserbaidschanisch.

1975

H. Achmed Schmiede veröffentlicht im Berliner Verlag Volk und Welt die Märchensammlung Die versteinerte Stadt: Aserbaidshanische Märchen.

1979

Von den 20.000 Kaukasiendeutschen leben nur noch knapp 1000 Menschen in der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

1984

Mainz und Baku gehen eine Partnerschaft ein.

1988

In Weinheim erscheint das von Burchard Brentjes mitbetreute Überblickswerk Die Kunst Aserbaidshans vom 4. bis zum 18. Jahrhundert.

1989

Bei Dağyeli in Frankfurt am Main erscheint Anars Roman Der sechste Stock eines fünfstöckigen Hauses in einer Übersetzung von Gökalp Bayramlı.

1987

Ludwigshafen begründet eine Städtepartnerschaft mit Sumqayıt in Aserbaidschan.

1992

12.1.: Die BRD erkennt die Unabhängigkeit Aserbaidschans an. --- 2.9.: Aserbaidschan richtet eine Botschaft in Berlin-Grunewald ein. --- 22.9.: Die deutsche Botschaft in Baku wird eröffnet. Günther Dahlhoff wird erster Botschafter der BRD in Baku.

1993

Ahmed Omid Yazdanis Geteiltes Aserbaidschan: Blick auf ein bedrohtes Volk erscheint im Berliner Verlag Das Arabische Buch.

1995

22.12.: Außenminister Klaus Kinkel besucht Baku. --- Deutschland und Aserbaidschan schließen ein Abkommen über die Zusammenarbeit in Finanzfragen, ein Luftfrachtabkommen und ein Abkommen über den Kulturaustausch.

1996

1.-4.7.: Der Staatspräsident Aserbaidschans, Heydər Əliyev, trifft während seines ersten Staatsbesuchs in Deutschland auf Bundeskanzler Helmut Kohl.

1997

In Baku bildet sich der „Deutsch-aserbaidschanische Kulturverein Kapellhaus“. --- Das Deutsch-Aserbaidschanische Forum e. V. (DAF), ein Lobbyverband mit Sitz in Berlin, wird gegründet. --- Uli. Rothfuss veröffentlicht bei Erpf in Bern den literarischen Reiseführer Aserbaidschan: Land der Feuer.

1998

An der Fremdsprachenuniversität in Baku wird ein deutscher Lesesaal eingerichtet. --- Im Berliner Verlag Mietag erscheint eine zweisprachige Ausgabe ausgewählter Gedichte Muḥammad Ḥusain Šahriyārs. Esmail Mietag übersetzt auch weitere wichtige Aserik-Werke, etwa das Hop hop nameh von Ali Akbar Sabir und Gedichte von Mirsa Ali Mödschüs. --- Sabine Hanke veröffentlicht bei Lang in Frankfurt am Main Aserbaidschans Weg zur Marktwirtschaft: Fünf Jahre Wirtschaftstransformation seit der Unabhängigkeit. --- Nemat Rahmati und Korkut Buğday veröffentlichen bei Harrassowitz in Wiesbaden ihr Aserbaidschanisch-Lehrbuch.

1999

Der Deutsch-Aserbaidschanische Wirtschaftsförderverein (DAWF) wird gegründet. --- Der lutheranische Pastor Günther Oborski wird ausgewiesen.

2003

1.4.: In Essen wird der Der Aserbaidschanische Kulturverein Aydil gegründet.

2004

İlham Əliyev trifft beim Staatsbesuch in Deutschland auf Bundeskanzler Gerhard Schröder. Neben Kooperationsverträgen wird ein Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet. Bis 2016 besucht der aserbaidschanische Präsident siebenmal die BRD.

2006

Ingo Petz veröffentlicht bei Droemer Knaur in München Kuckucksuhren in Baku : Reise in ein Land, das es wirklich gibt.

2007

In Helenendorf stirbt der letzte Nachfahre der ersten deutschen Kolonisten, Viktor Klein. Sein Wohnhaus wird zum Museum. --- Vüqan Aslanovs Erzählband Auf den Baumwollfeldern erscheint im Berliner Wostok-Verlag.

2008

Aserbaidschan wirbt mit der Veranstaltung eines Kulturjahres um deutsche Touristen. --- 13.6.-20.7.: Im Residenzschloss Dresden ist in der Ausstellung „Steps of Time“ zeitgenössische Kunst aus Aserbaidschan zu sehen. --- 27.08.-16.11.: Das Ethnologische Museum Berlin zeigt die Ausstellung „Aserbaidschan - Land des Feuers: Geschichte und Kultur im Kaukasus“. --- Nuridä Atäşi veröffentlicht bei Matthes & Seitz in Berlin die Anthologie Falter & Flamme: Ein Jahrtausend aserbaidschanische Liebeslyrik. --- Berti Vogs wid Bundestrainer in Aserbaidschan.

2009

Das Sprachlernzentrum in Baku wird eröffnet. --- Johannes Rau veröffentlicht bei Köster in Berlin Berg-Karabach in der Geschichte Aserbaidschans und die Aggression Armeniens gegen Aserbaidschan: Geschichtliche Studien und Betrachtungen. Von au stammt auch die 2011 erschienene Studie Islam und Demokratie : der erste Versuch: die Aserbaidschanische Demokratische Republik (1918 - 1920). --- In Berlin wird die „Gesellschaft zur Förderung der deutsch-aserbaidschanischen Beziehungen“ gegründet.

2010

Der Deutsch-Aserbaidschanische Kultur-Verein e.V. Sachsen-Anhalt (DAKV) wird gegründet. Die Vereinigung aserbaidschanischer Studierender und Wissenschaftler in der Bundesrepublik Deutschland (VASW) e.V. wird in Berlin gegründet.

2011

Der von Ell & Nikki vorgetragene aserbaidschanische Beitrag Running Scared gewinnt den in Düsseldorf stattfindenden Eurovision Song Contest 2011. --- Die aserbaidschanische Haydar-Aliyev-Stiftung fördert den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.--- 30.5.: Das Chodschali-Mahnmahl in Berlin wird emthüllt.

2012

Die Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) enthüllt in dem Bericht How Azerbaijan silenced the Council of Europe die Verstrickung deutscher Abgeodneter in die sogenannte Aserbaidschan-Connection. --- Die Deutsch-Aserbaidschanische Auslandshandelskammer (AHK Aserbaidschan) wird gegründet.

2013

28.1.: Die aserbaidschanische Aktivistin Razieh Gholami-Shabani stirbt in Köln. ---Der CDU-Politiker Otto Hauser versucht durch einen Anruf bei Oberbürgermeister Jürgen Zieger die Verleihung des Theodor-Haecker-Preises der Stadt Esslingen am Neckar an die Menschenrechtsaktivistin Leyla Yunus im Jahr 2013 zu verhindern. --- Die Deutsch-Aserbaidschanische Gesellschaft für Kulturaustausch e.V. in Bochum wird gegründet. --- Bei Harrassowitz in Wiesbaden erscheint Angelika Landmanns Aserbaidschanische Kurzgrammatik.

2015

An der Slawischen Universität in Baku wird ein Germanistikinstitut eingerichtet. ---Im Hamburger Osburg-Verlsg erscheint Äkräm Äylislis Roman Steinträume: Ein Requiem.

2016

Der aserbaidschanische Stürmer Dimitrij Nazarov wird von Erzegebirge Aue unter Vertrag genommen.

2017

Geldzahlungen aus Aserbaidschan an den deutschen CSU-Europarat-Abgeordneten Eduard Lintner werden öffentlich gemacht. Auch die CDU-Abgeordnete Karin Strenz beteiligt sich am Lobbying für Aserbaidschan.

2018

25.8.: Angela Merkel besucht Aserbaidschan.

2021

22.3.: Die Journalisten Felix Dachsel und Robert Hofmann vom Magazon „Vice“ berichten über Verwicklungen der CDU-Abgeordneten Axel Fischer, Mark Hauptmann, Thomas Bareiß und Olav Gutting in die Aserbaidschan-Affäre. Auch Nikolas Löbel und Joachim Pfeiffer werden belastet.

Bibliographie

  • Mohl, Ulrich: Schwäbischer Pioniergeist im Kaukasus: Die russlanddeutsche Kolonie Helenendorf. In: Schwäbische Heimat. Heft 2002/3, ISSN 0342-7595
  • Ibragimov, Nazim: Heimat in der Fremde: Der deutsche Einfluss auf die Entwicklung Aserbaidschans. Mainz: Rheinland-Pfälzischen Gesellschaft für Ostbeziehungen e.V., 1997
  • Grewlich-Suchet, Jacqueline: Wine and Wagons: Helenendorf: Azerbaijan’s First German Settlement. In: Azerbaijan International, Sommer 2004 (12.2) S. 70–75
  • Auch, Eva-Maria: Öl und Wein am Kaukasus: Deutsche Forschungsreisende, Kolonisten und Unternehmer im vorrevolutionären Aserbaidschan. Wiesbaden Reichert, 2001
  • Nosiadek, Michael Josef; Peuckmann, Heinrich: Baku und das Wembley-Tor: Das Verhältnis im Fußball zwischen Aserbaidschan und Deutschland. Münster: Aschendorff-Verlag, 2009
  • Abdullayev, Çingiz: Aserbaidschan - Deutschland: Alte und moderne Beziehungen. Leipzig: Selbstverlag, 2011
  • Dornfeldt, Matthias: Deutschland und Aserbaidschan: Die Geschichte der amtlichen Beziehungen. Berlin: be.bra wissenschaft verlag, 2021