Antarktis und Südpolarmeer in der deutschen Kultur

1717

Peter Lauremberg spekuliert in Neue und vermehrte Acerra philologica (Das andere Hundert nützlicher und lustiger Satzungen; 73) über die Terra australis, den sagenhaften Südkontinent: „Das letzte Theil des Erdkreises / ist das grosse unbekannte Südland / sonst genannt Magellanica, ferne über den Mittag hinweg nach dem Südpol gelegen. Wie diß Land beschaffen / weiß man noch nicht eigentlich / dann niemand hat können oder dörffen sich tieff hinein begeben.“

1787

Georg Forster erwähnt in Cook, der Entdecker, dass das Vordringen Cooks nach Süden von Eis und Kälte begleitet sei. Die Beobachtung spiegelt sich von da an in vielen Texten. Während etwa Gottsched noch ein warmes Südland vermutet, erwähnt Jean Paul in Blumen-, Frucht- und Dornenstücke, der Winter sei kalt „wie der düstere zugefrorne Südpol“ (III, 12).

1788

Johann Gottfried Herder zweifelt in seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit an der Existenz des Südkontinents: „Wenn er da wäre, mußte er nicht auch nach der jetzigen Beschaffenheit der Erdatmosphäre unbewohnt liegen und wie die Eisschollen und das Sandwichsland den Seehunden und Pinguins zum Erbeigentum dienen?“.

1820

Der Deutschbalte Fabian Gottlieb von Bellingshausen, Kapitän in Diensten des Zaren, sichtet als vermutlich erster Seefahrer die Antarktis.

1847

In Leipzig erscheint eine deutsche Übersetzung von A Voyage of Discovery and Research in the Southern and Antarctic Regions, During the Years 1839–43 von James Clark Ross unter dem deutschen Titel Entdeckungsreise nach dem Süd-Polar-Meere in den Jahren 1839-1843.

1873

Eduard Dallmann erforscht im Auftrag der Deutschen Polar-Schifffahrtsgesellschaft die Bismarck-Straße, den Neumayer-Kanal und den Wilhelm-Archipel.

1901

Der Polarforscher und Geologieprofessor Erich von Drygalski leitet an Bord der „Gauß“ die erste deutsche Antarktisexpedition. --- In Berlin erscheint Auf zum Südpol! von Georg von Neumayer.

1902

Kurt Hassert veröffentlicht bei Teubner in Leipzig Die Polarforschung : Geschichte der Entdeckungsreisen zum Nord- und Südpol von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart.

1904

Bei Reimer in Berlin publiziert Erich Drygalski seinen Forschungsbericht Zum Kontinent des eisigen Südens: deutsche Südpolarexpedition; Fahrten und Forschungen der „Gauß“ 1901-1903.

1905

Carsten Borchgrevink veröffentlicht Das Festland am Südpol: die Expedition zum Südpolarland in den Jahren 1898-1900. Der Band erscheint im Breslauer Verlag Schottlaender. 1911 folgt das bei Schaffstein in Köln veröffentlichte Heft Festes Land am Südpol : Erlebnisse auf der Expedition nach dem Südpolarland 1898-1900.

1909

Ernest H. Shackletons Expeditionsbeschreibung erscheint im Berliner Verlag Süsserott unter dem Titel 21 Meilen vom Südpol: Die Geschichte der britischen Südpol-Expedition 1907/09.

1911

Der Geophysiker Wilhelm Filchner leitet die Zweite Deutsche Antarktisexpedition mit dem Ziel, die Antarktis auf dem Landweg über den geographischen Südpol hinweg zu durchqueren.

1912

Sven Hedins Von Pol zu Pol wird mit dem Band Durch Amerika zum Südpol, der bei Brockhaus in Leipzig erscheint, angeschlossen. --- Gustav Götzingers Roald Amundsens Fahrt zum Südpol erscheint in Wien und Leipzig bei Hartleben .

1921

Die Expeditionsberichte des Australiers Douglas Mawsons, der 1911 bis 1914 die erste australische Antarktis-Expedition nach Adélieland führt, werden in einer zweibändigen Ausgabeunter dem Titel Leben und Tod am Südpol bei Brockhaus in Leipzig veröffentlicht.

1926

Alexandrine Haenickes Um den Südpol erscheint im Stuttgarter Verlag Steinkopf. Es handelt sich um eine zusammenfassende Aufbereitung mehrerer Reise- und Expeditionsberichte für eine breite Leserschaft.

1928

Felix Imhof verfolgt in Jakob Wassermanns in Berlin erschienenem Roman Christian Wahnschaffe (2. Bd., 5. Kap.) den Plan, mit Kohledepots in der Antarktis ein Vermögen zu machen. --- Tryggve Grans Erlebnisbericht Wo das Südlicht flammt: Scotts letzte Südpol-Expedition und was ich dabei erlebte wird in einer Übersetzung von Adrian Mohr im Berliner Wegweiser-Verlag publiziert.

1930

Ludwig Kohl-Larsen veröffentlicht bei Strecker und Schröder in Stuttgart den Band An den Toren der Antarktis. --- Rudolf Forstinger versammelt in Durch die Luft zum Nord- und Südpol verschiedene Berichte und Schilderungen über die in den Polargebieten seit 1896 ausgeführten Flüge. Die Sammlung erscheint bei Hirt in Breslau. --- Im Berliner Verlag Gefion erscheint Axel Ahlmans Der Kampf um den Nord- und Südpol.

1934

Heinrich Hubert Houben publiziert bei Ullstein in Berlin Sturm auf den Südpol: Abenteuer und Heldentum der Südpolfahrer.

1938

Der „Beauftragten für den Vierjahresplan“ Hermann Göring ordnet die Deutsche Antarktische Expedition als dritte offizielle Antarktisexpedition des Deutschen Reiches an. --- Bei Marhold in Halle wird Alfred Hoschkes Sieg und Tod am Südpol verlegt.

1939

Herbert Spengemann veröffentlicht den bei Konkordia in Bühl veröffentlichten Roman Auf Walfang in der Antarktis.

1939

Otto Kraul veröffentlicht bei Herbig in Berlin den Memoirenband Käpt’n Kraul erzählt: 10 Jahre Walfänger unter argentinischer, russischer u. deutscher Flagge in der Arktis und Antarktis. --- Carl Röver befasst sich in Deutscher Walfang in der Antarktis, erschienen im Oldenburg und Berlin bei Stalling, mit der wirtschaftlichen Ausbeutung der Wahlvorkommen in den subantarktischen Gewässern.

1941

Ernst Herrmann publiziert im Berliner Safari-Verlag Deutsche Forscher im Südpolarmeer: Bericht von der Deutschen Antarktischen Expedition 1938 – 1939.

1948

Im Freudenstädter Schwarzwald-Verlag wird Jean-Baptiste Charcots Rund um den Südpol: die Expedition der „Pourquoi-Pas?“ von 1908-1910 veröffehtlicht.

1953

Fritz Meisnitzers Wettlauf im südlichen Eis: Amundsens und Scotts Kampf um den Südpol erscheint bei Ensslin & Laiblin in Reutlingen. Den tragischen Wettlauf der Polarforscher beschreibt auch Christian Jostmanns Das Eis und der Tod: Scott, Amundsen und das Drama am Südpol, erschienen 2011 in München bei C.H. Beck. Scotts Schicksal steht dagegen in Christian Buchschachermaiers Roman Scott im Vordergrund, erschienen 1994 im Grazer Verlag Styria.

1957

Das Hörspiel Das grüne Zelt von Wolfgang Weyrauch beschreibt in Form von Monologen Scotts die letzten Tage des Antarktisforschers.

1960

Jurij Safronovs Der Südpol schmilzt: ein Roman aus dem Jahre 2107 erscheint im Ostberliner Verlagn Kultur u. Fortschritt in einer Übersetzung Willi Bergers.

1962

 Arno Schmidt übersetzt den Antarktis-Roman Der weiße Süden von Hammond Innes. Der Band erscheint bei Günther in Stuttgart.

1966

Hermann Heinz Wille veröffentlicht im Leipziger Urania-Verlag Lockende Pole: der Kampf um den Nord- und Südpol.

1971

Mit Götzen gegen Thule. Ein Roman voller Wirklichkeit beginnt der rechtsradikale Autor Wilhelm Landig seine Romanreihe über den vermeintlichen Rückzugsort der SS in der Antarktis. Die Schwabenland-Theorie greift auch Heinz Schön in Mythos Neu-Schwabenland: für Hitler am Südpol; die deutsche Antarktisexpedition 1938/39 auf. --- Hans Niemann veröffentlicht bei Brockhaus in Leipzig den Reisebericht Zum Kältepol der Erde.

1972

Im Baden-Badener Signal-Verlag erscheint Kurt Lütgens von Kurt Schmischke illustrierter Band Nebel vor Foyn: Menschen im Bannkreis der Antarktis. --- Peter Briggs’ Antarktisches Tagebuch erscheint in Stuttgart und Wien bei Müller in einer Übersetzung Hedi Hänselers.

1973

Im Berliner Verlag Neues Leben erscheint Alexander Krögers „wissenschaftlich-phantastischer Roman“ Antarktis 2020.

1977

Christoph Mangold veröffentlicht bei Lenos in Basel den Roman Rückkehr aus der Antarktis.

1979

Deutschland tritt dem Antarktis-Vertrag bei. --- Die erste Antarktis-Expedition der Bundesrepublik (GANOVEX I) zielt auf die Erschließung möglicher Ressourcen der Antarktis. Zahlreiche weitere Expeditionen in die Antarktis folgen.

1980

Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) zur Erforschung der Polarregionen wird gegründet. Es richtet im selben Jahr die Georg-von-Neumayer-Station als erste Überwinterungsstation der Bundesrepublik Deutschland in der Antarktis ein. Die erste Station von bisher drei Einrichtungen dieser Art lag auf dem Ekström-Schelfeis an der Atka-Bucht.

1983

In Michael Schultes Roman Sabine Hubers Glück und Elend begegnet die Protagonistin am Südpol dem Antarktisforscher Robert Scott.

1984

Heide Wilts veröffentlicht Weit im Norden liegt Kap Hoorn: mit der Seegeljacht Freydis in die Antarktis.

1987

Die Deutsche Demokratische Republik veranlasst die erste Antarktisexpedition der DDR.

1990

12.2.: Reinhold Messner und Arved Fuchs kehren von ihrer Durchquerung des gesamten Kontinent über den Südpol in 92 Tagen zu Fuß zurück.

1998

Elke Heidenreichs Am Südpol, denkt man, ist es heiß, erschienen bei Hanser in München, schildert Pinguine humoristisch als Opernliebhaber.

1999

Gerd Josephs veröffentlicht Das Eis des Südens: eine Reise nach Feuerland, Patagonien und in die Antarktis. Der Reisebericht erscheint bei Haag und Herchen in Frankfurt am Main.

2001

Der Maler Gerhard Rießbeck schließt sich als Expeditionsmaler einer Antarktisexpedition ins Weddellmeer an. In 77 Gemälden zeigt er die Antarktis und die in ihr wirkenden Wissenschaftler.

2007

Alexander Horst Tusche veröffentlicht Ziel Antarktis: Expeditionsgast auf einem russischen Forschungseisbrecher. Der Reisebericht erscheint bei Engelsdorfer in Leipzig.

2011

In Ilja Trojanows bei Hanser erschienenem Roman EisTau versucht der Glaziologe Zeno als Reiseführer auf einem Kreuzfahrtschiff vergeblich, den mitreisenden Touristen die Wunder der Antarktis zu erklären.

2012

Mirko Bonné thematisiert in seinem bei Schöffling & Co. erschienen Roman Der eiskalte Himmel Shackletons Antarktisexpedition.

2016

Das Hörspiel In darkness let me dwell – Lieder aus der Finsternis des Duos Merzouga (Janko Hanushevsky, Eva Pöpplein) wird erstmals ausgestrahlt. --- Hans Christoph Buchs lässt die Handlung seines in Frankfurt bei der DVA erschienenen Romans Elf Arten, das Eis zu brechen auf dem Eisbrecher Almirante Irizar in der Antarktis beginnen.

2017

In ihrem Roman Wasser atmen erzählt Elisabeth Klar von einer Bioakustikerin, die auf einer Forschungsstation in der Antarktis lebt. --- In dem Jugendroman White Zone - letzte Chance von Katja Brandis, erschienen in bei Beltz & Gelberg in Weinheim müssen sich straffällige Jugendliche in der Antarktis bewähren.

Kontext