Albanisch-deutsche Kulturbeziehungen

1496

Arnold von Harff durchquert auf seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem auch Albanien und überliefert in seinem Reisebericht eine kurze albanisch-deutsche Wortliste.

1533

Johannes Pinicianus übersetzt Marin Barletis Historia de vita et gestis Scanderbegi Epirotarum principis als Des aller streytparsten und theuresten Fürsten und Herrn Georgen Castrioten, genannt Scanderbeg … ritterliche thaten.

1670

In Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen Der seltzame Springinsfeld werdem „zwo Kompagnien albanesische Speerreuter“ erwähnt, die Simplicissmus auf der Reise durch Dalmatien trifft.

1681

Das 11. Kapitel des 4. Buchs von Johannes Beers Die kurzweiligen Sommer-Täge handelt „von Wahrsagen und Träumen, absonderlich von dem Scanderbeg“.

1687

Bei Jacob Enderlin in Augsburg erscheint Viridarii Adriatici. Teriotrophaeum Oder deß, Um den Venetianischen Golfo, florierenden Lustgartens, schönen Lust-Hauses, beygepflantzten Lust-Waldes, anhangender großer Thier-Garten, Jn welchem zu sehen ... Dalmatien, Boßnien und Albanien.

1722

Im Verlag der Cörnerischen Erben zu Leipzig veröffentlicht David Fassmann seine an Lukian angelehnten Gespräche In Dem Reiche derer Todten … Zwischen Dem grossen Orientalischen Monarchen, Cyro, Und Dem weltberühmten, starcken und tapfern Scanderbeg, König und Hertzog von Albanien und Epiro.

1771

Im ersten Buch von Albrecht von Hallers exotistischem Roman Usong werden Skanderbegs militärische Leistungen beschrieben.

1820

Adolf Müllners Trauerspiel Die Albaneserin wird in Stuttgart gedruckt.

1828

Johann Andreas Christoph Hildebrandt veröffentlicht Fürst Scanderbeg, der Unüberwindliche, oder der furchtbare Aufstand der Albanier gegen den Sultan Amureth.

1835

In Frankfurt erscheint Joseph von Xylanders Die Sprache der Albanesen oder Schkipetaren.

1839

Adolph F. Richter und Joseph Ballmann veröffentlichen ihr Illyrisch-deutsches und deutsch-illyrisches Handwörterbuch.

1844

Ida Pfeiffer beschreibt in Reise einer Wienerin in das Heilige Land das Auftreten der Arnauten, albanischer Söldner in osmanischen Diensten.

1854

Johann Georg von Hahn veröffentlicht in Jena seine Albanesische Studien“ (3 Bde.).

1855

In Sir John Retcliffes (Herrmann Goedsches) Sebastopol bietet im Epirus-Kapitel eine Einteilung Albaniens in Stämme, bei der insbesondere die Küstennbewohner nicht gut wegkommen. Sie seien „körperliche und geistige Häßlichkeit unvortheilhaft von dem andern Volk unterschieden“.

1864

In Leipzig erscheinen Johann Georg von Hahns Griechische und albanesische Märchen.

1870

Eine der wenigen Erwähnungen der Albaner Italiens findet sich in Laura Gonzenbachs Sicilianische Märchen, wo es im Vorwort heißt: „Die Albanesen, die bis auf diesen Tag sich in Sicilien wegen ihrer Wildheit und Raubbegierde nicht des besten Rufes erfreuen, kamen lange Zeit nur in äußere Berührungen mit der sicilischen Bevölkerung.“

1874

Auf seinen Wanderjahren durch Italien gelangt Ferdinand Gregorovius auch nach San Giorgio, das er als „eine albanesische Kolonie aus der Zeit Skanderbegs“ beschreibt.

1878

Die Liga von Prizren fordert in einem Memorandum an die Vertreter der Großmächte in Berlin, dass das gesamte albanische Siedlungsgebiet als autonome Provinz unter türkischer Herrschaft bleiben solle. Otto von Bismarck weist ihr Anliegen zurück und verweigert den Albanern die Anerkennung als Nation.

1883

Der im Wiener Verlag Hartleben erschienene Illustrirte Führer durch Dalmatien : längs der Küste von Albanien bis Korfu und nach den Ionischen Inseln ist einer der ersten Reiseführer zu Albanien in deutscher Sprache.

1884

Der schlesische Indogermanist Gustav Meyer veröffentlicht als Teilband des Archivs für Litteraturgeschichte den Sammelband Albanische Märchen.

1888

Gustav Meyer veröffentlicht seine Kurzgefaßte albanesische Grammatik mit Lesestücken und Glossar.

1892

Bei Fehsenfeld erscheint Karl Mays Abenteuerroman Durchs Land der Skipetaren.

1908

Marie Amelie von Godin besucht erstmals Albanien, wo sie den albanischen Adeligen Ekrem Bey Vlora kennenlernt. Ihre lebenslange Beschäftigung mit Albanien mündet in eine Reihe von Studien und Romanen (Aus dem neuen Albanien: politische und kulturhistorische Skizzen; 1914; Befreiung. Roman aus dem modernen Albanien, 1920; Auf Apostelpfaden durch das schöne Albanien, 1936; Gjoka und die Rebellen. Geschichtlicher Roman aus dem Albanien unserer Tage, 1939; Vergessen…? Roman aus der jüngsten Geschichte Albaniens; 1963; Die drei Kolaj – Gefährliche Wege im aufständischen Albanien, 1961).

1911

Bei Hölder in Wien erscheinen Nobert Jokls Studien zur albanischen Etymologie und Wortbildung. --- In Heilbronn erscheint Ernst Jäckhs Im türkischen Kriegslager durch Albanien : Bekenntnisse zur deutsch-türkischen Freundschaft.

1912

Auf der Londoner Botschafterkonferenz im Dezember 1912 erkennt das Deutsche Reich Albanien an.

1913

Trotz großer Vorbehalte gegenüber der „Räubernation“ Albanien entsendet Wilhelm II. einen Generalkonsul nach Durrës. --- Maximilian Lambert bereist für einige Wochen Süditalien, um die dort gesprochenen albanischen Mundarten zu erforschen. --- Isolde Kurz schildert in Wandertage in Hellas zwei Begegnungen mit offenbar verarmten albanischen Auswanderern. --- Karl Ottens Die Reise durch Albanien 1912 erscheint in München. --- In der Jugend (Jg. 18, Heft 20) erscheint Karl Ettlingers Gedicht Was wird aus Albanien?

1914

Prinz Wilhelm von Wied wird als Fürst Albaniens eingesetzt. --- In seinem Gedichtband Balladen und Bilder veröffentlicht Gustav Schüler die Ballade Die Albanierin, die von einer alten Albanerin handelt, die marodierende serbische Soldaten vergiftet. --- Karl Roth veröffentlicht seine Geschichte Albaniens. --- Bei Perthes wird Spiridion Gopčevićs Geschichte von Montenegro und Albanien verlegt. --- Friedrich Wallisch veröffentlicht den Briefroman Der Adler des Skanderbeg: Albanische Briefe aus dem Frühjahr 1914. --- Im Simplicissimus (19, 1914/15, S. 150) veröffentlicht Edgar Steiger das Gedicht Der arme König von Albanien.

1915

August Leskien veröffentlicht bei Eugen Diederichs in Jena die Märchensammlung Balkanmärchen aus Albanien. --- Im Hamburger Hansa-Verlag erscheint Wilhelm Kranzlers Für Vaterland und Ehre: Als Teilnehmer am Balkenfeldzug berichtet er von der „Säuberung Albaniens“.

1921

Paul Busson lässt einen Teil der Romanhandlung von Die Wiedergeburt des Melchior Dronte (auch: Der Seelenwanderer) während des Krieges in Albanien spielen. --- Im Stuttgarter Engelhorn-Verlag erscheint Karl-August Lafferts Der Schuss auf dem Bardanjol: eine Erzählung aus Albanien.

1922

In Leipzig erscheint der Märchenband Zwischen Drin und Vojusa: Märchen aus Albanien von Maximilian Lambertz.

1925

Franz Nopcsa veröffentlicht seine Studie Albanien. Bauten, Trachten und Geräte Nordalbaniens, die in Berlin bei de Gruyter verlegt wird.

1927

Der Kulla e Sahatit (Uhrturm) in Tirana erhält ein deutsches Uhrwerk. --- In Stuttgart erscheint bei Engelhorn Herbert Louis’ Albanien. Eine Landeskunde. Vornehmlich aufgrund eigener Reisen.

1930

Marie Amelie von Godin publiziert den ersten Teil ihres deutsch-albanisches Wörterbuchs. --- In Wien erscheint Hugo Bernatziks ethnographische Studie Albanien. Das Land der Schkipetaren. --- Kurt Faber stellt im 21. Kapitel von Weltwanderers letzte Fahrten und Abenteuer (Armes Albanien) die prekäre Lage des jungen Staats dar. --- Joseph Roth nimmt in Einzug in Albanien (Kap. 19 der Feuilletom-Sammlung Panoptikum) Stellung zur Situation Albaniens. ---Bei Strecker und Schröder in Stuttgart publiziert Friedrich Markgraf seinen Reisebericht In Albaniens Bergen.

1931

Der österreichische Schriftsteller Friedrich Wallisch veröffentlicht den Reportageband Neuland Albanien. --- In der Weltbühne (27,I, 1931, Seite 326-327) erscheint Alfred Polgars Attentat in Wien, eine Glosse auf die Pressemeldungen über ein Attentat auf Achmed Zogu, den König von Albanien.

1934

In Alfons Paquets Weltreise eines Deutschen wird ein Besuch in der Korfu gegenüberliegenden Hafenstadt Valona beschrieben.

1936

Marion Gräfin Dönnhoff reist mit ihrer Schwester Yvonne von Ostpreußen nach Tirana. Die während ihres Aufenthalts entstandenen Fotografien entdeckt erst 2001 ihr Neffe Friedrich Dönnhoff wieder und veröffentlicht sie 2004 (Reisebilder: Fotografien und Texte aus vier Jahrzehnten).

1937

Der Wiener Indogermanist Norbert Jokl, einer der Begründer der Albanologie, bereist zum ersten Mal Albanien

1939

April: Italien besetzt Albanien mit der Billigung des Deutschen Reichs. --- Karl Karohl publiziert im Kirchhainer Brücke-Verlag Durch Albaniens Schluchten - Eine besinnliche Faltbootfahrt quer durch das Land der Schkipetaren und eine kurz gefaßte Geschichte des Landes. --- In Franz Werfels Die arge Legende vom gerissenen Galgenstrick tritt ein Henker albanischer Herkunft auf, „ein Skipetare aus der Gegend von Skutari“. -- - Richard Busch-Zantner, der 1927 Albanien bereits als Sienzehnjähriger bereist hatte, veröffentlicht Albanien: Neues Land im Imperium.

1943

9.9.: Die Wehrmacht besetzt Albanien, plündert sowohl die Staatskasse und fördet Bodenschätze wie Chrom, Erdöl, Magnesit und Lignit. Bei einer Vergeltungsaktion der Wehrmachten töten deutsche Soldaten in Boriva 116 Zivilisten. Auch an anderen Orten Albaniens kommt es zu Übergriffen gegen die albanische Zivilbevölkerung.

1944

14.11.: Deutsche Soldaten verminen die Strände von Durrës. --- 4.12.: Die Wehrmacht zieht sich aus Albanien zurück.

1949

In Leipzig erscheint Gjergj Fishta und das albanische Heldenepos „Lahuta e Malcís,“ Laute des Hochlandes: eine Einführung in die albanische Sagenwelt von Maximilian Lambertz.

1952

Im Erich-Röth-Verlag erscheint die Märchensammlung Die geflügelte Schwester und die Dunklen der Erde von Maximilian Lampertz.

1954

Jonny Behm (d. i. Elisabeth Joost) veröffentlicht in Stuttgart Balkan, Bakschisch und Basare – Zwei Reporterinnen auf Karl Mays Spuren.

1956

Mit der Anthologie Albanien erzählt: ein Einblick in die albanische Literatur von Maximilian Lambertz erscheint eine der ersten Überblicksdarstellungen zur albanischen Dichtung. --- Im Mitteldeutschen Verlag in Halle erscheint Herbert Ziergiebels Der letzte Schleier: Albanische Reisebilder.

1957

In Heidelberg erscheinen Hermann Franks Kriegserinnerungen unter dem Titel Landser, Karst und Skipetaren. --- Die Akademie der Wissenschaften in Berlin organisiert gemeinsam mit der Staatlichen Universität Tirana eine Volkslied-Expedition nach Albanien unter Leitung von Erich Stockmann.

1958

Maximilian Lambertz publiziert seine Studie Die Volksepik der Albaner. --- Kurt Seliger veröffentlicht das Reisebuch Albanien – Land der Adlersöhne.

1960

Im Ostberliner Kongress-Verlag erscheint Kurt Rückmanns Das Land der Skipetaren.

1961

Nachdem Albanien sich unter Enver Hoxha von der Sowjetunion löst, bricht auch die DDR ihre Beziehungen ab.

1971

Die Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft (DAFG) wird gegründet. --- Der albanische Schriftsteller und Albanologe Martin Camaj wird auf den Lehrstuhl für Albanologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen, den er bis 1990 innehat.

1974

Martin Camaj und Uta Schier-Oberdorffer veröffentlichen bei Diederichs in München den Sammelband Albanische Märchen.

1976

Josef Nyary veröffentlicht seine Reportagensammlung Durch das Land der Skipetaren.

1977

In Leipzig erscheint die Albanische Grammatik von Wilfried Fiedler.

1980

Detlef Schneider, der Chefredakteur des Organs der KPD/ML, „Roter Morgen“, veröffentlicht Im Land der roten Skipetaren..

1985

Im Leipziger Reclam-Verlag erscheint der Sammelband Die Schöne der Erde. Albanische Märchen und Sagen.

1987

Nach dem Besuch Außenminister Genschers in Tirana wird eine Botschaft eingerichtet. Die Bundesrepublik nimmt als letztes Land Europas diplomatische Beziehungen mit Albanien auf.

1990

Deutschland nimmt Botschaftsflüchtlinge und Emigranten aus Albanien auf, darunter den aus Granishta stammenden Lyriker Ferdinand Laholli.

1993

In München wird die Martin Camaj Gesellschaft e.V. gegründet.

2001

Das Staatliche Museum für Völkerkunde in München zeigt die Sonderausstellung Albanien – Reichtum und Vielfalt alter Kultur.

2006

Tirana erhält einen Soldatenfriedhof mit 56 Gräbern deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.

2007

Die Deutsche Botschaft Tirana führt erstmals Deutschland-Wochen in Albanien durch („Deutscher Oktober“). --- Die Deutsch-Albanische Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien (DIHA) wird gegründet. --- Im Rotbuch-Verlag erscheint Andreas Izquierdos Roman König von Albanien.

2010

Für seine Verdienste um die Übersetzung zahlreicher Autoren Albaniens erhält Joachim Röhm den Jusuf-Vrioni-Übersetzerpreis der Republik Albanien. Insbesondere für die Rezeption Ismail Kadares ist Röhms Übersetzungstätigkeit von großer Bedeutung. --- Die deutsch-albanische Koproduktion Der Albaner kommt in die Kinos.

2012

Für Rauchschatten (2012), einen Roman über das Leben einer Familie in Durrës zur Zeit der Diktatur, erhält Ilir Ferra den Adalbert-von-Chamisso-Preis. --- Anila Wilms veröffentlicht den in den Bergen Albaniens spielenden Kriminalroman Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens. --- Bei C. H. Beck erscheint Oliver Jens Schmitts Die Albaner: Eine Geschichte zwischen Orient und Okzident.

2014

Mit der Unterstützung Deutschlands wird Albanien EU-Beitrittskandidat.

2015

26.11.: Deutschland und Albanien unterzeichnen ein neues Kulturabkommen.

Bibliographie

  • 40 Jahre Deutsch-Albanische Freundschaftsgesellschaft. In: Albanische Hefte : Zeitschrift für Berichte, Analysen, Meinungen aus & über Albanien. Bochum : Vorstand der DAFG, Bd. 40 (2011), 3, S. 8-25
  • Arapi, Lindita Wie Albanien albanisch wurde: Rekonstruktion eines Albanienbildes. Marburg: Tectum Verl., 2005
  • de Matteis, Mario: Die Auslandsgermanistik im albanophonen Sprachraum. Oberhausen : Athena, 2012 (Albanische Universitätsstudien; 8)
  • Deutsch in Albanien. In: Albanische Hefte: Zeitschrift für Berichte, Analysen, Meinungen aus & über Albanien. - Bochum : Vorstand der DAFG, Bd. 45 (2016), 1, S. 13-25
  • Hemming, Andreas: German-speaking travel writers in interwar Albania. In: Albania: Family, Society and Culture in the 20th Century. Wien, Zürich, Berlin, Münster : LIT. (Studies on South East Europe; 9), S. 115-129
  • Maksuti, Izer: Ein kurzer geschichtlicher Überblick der deutschsprachigen Albanologie. In: Fachsprache Deutsch (DaF), Interkulturalität und Landeswissenschaft. Oberhausen: Athena, 2010, S. 37-48
  • Milo, Paskal: Zwanzig Jahre albanisch-deutsche Beziehungen (1987-2007). In: Südosteuropa-Mitteilungen. München : Südosteuropa-Ges., 2008, 48 (2008) 1, S. 60-73
  • Pistrick, Eckehard (Hg.): Deutsch-albanische Wissenschaftsbeziehungen hinter dem Eisernen Vorhang. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2016 (Albanische Forschungen; Band 39)
  • Zaugg, Franziska: „Unter Skipetaren“: Die deutsche Besatzungszeit in Albanien. In: Südosteuropa-Mitteilungen. München : Südosteuropa-Ges.. - Bd. 55 (2015), 3-4, S. 102-117
  • Peter Bartl: Die Albaner in der europäischen Geschichte, hrsg. v. Bardhyl Demiraj und Robert Elsie. London: Centre for Albanian Studies (Albanian Studies; 28)