Affodill

Asphodelus

Asphodeliodeae (Affodillgewächse)

 Frühlingsfresko aus Thera (Santorin), Archäologisches Nationalmuseum, Athen

I - Trivialnamen:

Junkerlilie, Affodill, Afholzerwurz, Aphrodillenwurz, Colder, Gelwurz, Golde, Goldgilgen, Goldhilgen, Goldkruyt, Goldwurz, Golteck, Königsscepter, Peitschenstock, Wickol, Wijswurtz, Witlock

II - Etymologie:

von gr. ἀσφόδελος (Affodil)

III - Weitere Sprachen:

E: asphodel --- F: asphodèle --- PORT: abrótea --- POLN: złotogłów --- SIZ: garufu --- TÜRK: Çiriş, Çiriş otu --- KAT: porrassa, gamón --- KURD: gûlik --- SARD: cardilloni --- VIET: Chi Lan nhật quang'

IV - Sprache:

Im Korsischen gibt es - gemäß Mila Tuanis (2011) - einige Sprichwörter mit Bezug zum Asfodill, etwa "Er hat die Beine wie Asphodelenstengel (dünne Beine); oder: "Ein gutes Jahr reich an Asphodelen kündigt ein gutes Jahr von Esskastanien an", aber auch: "Er erkennt die Asphodelen nicht mehr (das sagt man zu einem ausgewanderten Korsen, der seine Ursprünge vergessen hat)" und den Begriff "Asphodelen-Feuer (entspricht einem Strohfeuer)".

V - Literatur:

Theokritos: Idyllen: XXVI: „Ino, Autonoe und die apfelgewangte Agaue / Führten, sie selber zu drei, ins Gebirg' drei bacchische Züge, / Und von buschiger Eich' abpflückend die wuchernden Blätter, / Grünenden Epheu zugleich und Asphodelos tief an der Erde.“ --- Oscar Linke: Pallas Lunatica (Gedicht): „Ich kenne dich, o Antlitz, edelbleich, / Wer riß dich aufwärts aus dem Schattenreich, / Wo du seit Jahren schliefest wonnestill, / Die blasse Stirn umkränzt von Asphodill?“ (IV) --- Richard Dehmel: Masken (Gedicht): „Seerosen trägst du im wolkenschwarzen Haargeflechte und bleichen Asphodelos und Skabiosen“ (III, 1-3) --- Theodor Däubler: Päan und Dithyrambos, III (Sonettenzyklus): „Amphion singt: ‚Wir loben deine Reise: / Sei frisch bei uns - ein Kind, der Toten Richter, / Asphódelos‘ so müder Duft dir Speise!‘“ --- Heinrich Kämpchen: Zola (Gedicht): „Und beide wandeln, / Abseits den andern, / Auf Sammetwiesen / Von Asphodelos“ (III, 6-7) --- Adolph Friedrich von Schack: Aus Sicilien (Gedicht): „Schlummer, komm und entführe still / Uns in die duftenden Weiten, / Wo durch die Wiesen von Asphodill / Selige Schatten gleiten!“ --- Elizabeth Barrett Browning: Sonnets from the Portuguese (Gedichtzyklus, 1850): Sonnet XXVII: „As one who stands in dewless asphodel, / Looks backward on the tedious time he had / In the upper life” --- William Carlos Williams: Asphodel, That Greeny Flower (Gedicht) --- Allen Ginsberg: An Asphodel (Gedicht) --- Stefan George: Feld vor Rom (Gedicht): „Noch einmal halt an diesem hügel still / Pflückend die schattenlilie asphodill.“ (IV, 3-4) --- Friedrich Schiller: Der ungeheure Orion (Epigramm): „Auf der Asphodelos-Wiese verfolgt er die drängenden Tiere, / Die in den Literaturbriefen er lebend gewürgt.“ --- Charles Marie Rene Leconte de Lisle: L’Asphodèle (Gedicht) --- Victor Hugo: Booz endormi (Gedichtzyklus): „Booz ne savait point qu’une femme était là, / Et Ruth ne savait point ce que Dieu voulait d’elle. / Un frais parfum sortait des touffes d’asphodèle ; / Les souffles de la nuit flottaient sur Galgala.” --- Gottfried Benn: Henri Matisse: Asphodèles (Gedicht)

VII - Bildende Künste:

Berühmte Darstellungen des Asfodills finden sich auf dem sogenannten Frühlingsfresko aus den Anlagen des bronzezeitlichen Akrotiri (Thera, Mitte d. 16. Jh. v. u. Z.), das sich heute im Archäologischen Nationalmuseum Athen befindet.

VIII - Darstellende Künste und Musik:

Nach der Todesblume benannt hat sich eine britische Black-Metal-Band aus Hertfordshire, die 1998 gegründet wurde, The Meads of Asphodel. --- Das 1992 in San Francisco gegründete Label Asphodel Records trägt ebenfalls den Namen der Pflanze (2011).

IX - Audiovisuelle Medien:

X - Verwendung:

In Affodilblätter wird der italienische Burrata-Käse eingeschlagen; in Apulien werden die Knospen in Essig und Öl eingelegt. Auf Sardinien werden aus den Stengeln Körbe geflochten. In der Camargue wurden Affodillknollen zur Herstellung von Zucker und Spiritus genutzt. In der Antike (ebenso in Japan) häufig als Grabbepflanzung, da nach Homer die Helden auf den Asphodeloswiesen der Elysäischen Felder (ἀσφόδελος λειμών; Hom. Od. xi. 539, 573; xxiv. 13) wandeln. Auf Korsika werden die Blütenstände in Olivenöl getaucht und zu Allerheiligen als Fackeln verwendet. Der Stengel diente ferner zur Entzündung des Johannisfeuers. Die Wurzel kann gegessen werden, galt aber vor allem als Speise der Toten. Auf Korsika wird sie in der Schnapsbrennerei verwendet. In Libyen wurden die Laubhütten der Nomaden mit Asfodillstämmen gestützt, auf Korsika wurden aus den Blättern Sättel und Kissen hergestellt, das trockene Laub diente als Tierfutter. Im elisabethanischen England wurde Affodill als Haarfärbemittel verwendet.

XI - Verbreitete Unterarten:

Drei Arten werden oder wurden im Mittelmeerraum wirtschaftlich genutzt: Asphodelus ramosus, A. fistulosus und A. ramus. Auf Asphodelus spezialisiert ist die Sandbienenart Andrena sardoa.

XII - Lektüre:

  • Hanks, Gordon R.: Narcissus and Daffodil: The Genus Narcissus. London: Taylor and Francis, 2002
  • Reece, Steve: Homer’s Asphodel Meadow. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies 47 (4, 2007), S. 389–400

XIII - Links:

Kontext