Störungen der Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Hyperkinese
Hinweis: Diese Merkmalsliste soll lediglich das Erkennen einer Aufmerksamkeitsstörung bzw. Hyperkinese erleichtern, eine Diagnose kann nur der Arzt stellen.
Eine Aufmerksamkeits- oder Hyperaktivitätsstörung erkennen
- hat eine ungelenke, eckige, kaum lesbare Schrift
- macht oft Flüchtigkeitsfehler
- füllt Arbeitsblätter teilweise oder gar nicht aus
- beschmiert und bekritzelt Blätter, schreibt über den Rand hinaus, hinterlässt Radierschäden und Tintenflecken
- Fängt das Heft beidseitig an, reißt Seiten heraus oder lässt sie leer
- ist bei Alltagstätigkeiten oft vergesslich, lässt Dinge liegen
- reagiert unmittelbar auf äußere Reize
- ruft heraus und redet häufig dazwischen, kann nicht warten, bis er dran ist
- redet exzessiv, neigt zu Abschweifungen und Beiträgen abseits vom Thema
- ist permanent in Bewegung, steht am Platz oder geht unaufgefordert im Klassenzimmer herum
- zappelt mit Händen oder Füßen, rutscht auf dem Stuhl herum
- hört häufig nicht zu, nimmt aber einen Teil der Informationen dennoch auf
- kann seine Grob- und Feinmotorik nicht steuern, wirkt fahrig, ungelenk
- gerät häufig in Streit mit den Klassenkameraden
- ist ein Außenseiter in der Klasse, wird selten in Gruppen aufgenommen
- kann gespeichertes Wissen oft nur später abrufen oder zu einem unpassenden Zeitpunkt
- hat oft verkrampfte oder verschwitzte Hände
- kann keine Kreise zeichnen oder Zeichnungen ausmalen
- hat Mühe, seine Kraft richtig zu dosieren
- hat eine geringe Ausdauer bei Aufgaben, die dauernde Konzentration erfordern
- kann sich besonders bei den Hausaufgaben kaum motivieren, hat Mühe, sie zu erledigen und braucht extrem lange
- wirkt jünger, hat kaum altersgleiche Freunde
- früh feststellbares Suchtverhalten (Süßigkeiten etc.), ist leicht verführbar
- kann nicht mit Geld umgehen
- betreibt Hobbies mit hoher Intensität, lehnt andere Tätigkeiten brüsk ab
Umgehen mit hyperaktiven Schülern
- Ich nehme eine diagnostizierte Störungen der Aufmerksamkeit oder eine ärztlich festgestellte Hyperaktivität ernst und tue sie nicht als Modephänomen ab.
- Der Schüler bewegt sich in seiner Freizeit in der Natur (Wandern, Segeln, Rudern, Klettern, Bauen).
- Der Schüler bearbeitet im Unterricht nur jeweils eine Aufgabe, Nebentätigkeiten stelle ich ab.
- Der Schüler hat in meinem Unterricht Gelegenheit, sich zu bewegen.
- Ich habe eine zugewandte, freundliche, wertschätzende Haltung zum Schüler eingenommen und pflege den Kontakt.
- Komplexe Aufgaben sind in einfache Einzelschritte zerlegt, deren Bearbeitung ich überwache.
- Ich halte durchgängig Kontakt zu den Eltern, führe Gespräche und nehme ihre Situation wahr.
- Ich versuche, dem Schüler Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
- Der Schüler erhält regelmäßig die Möglichkeit, mit den Händen zu arbeiten.
- Ich überprüfe, ob der Schüler seine Hausaufgaben vollständig notiert hat und bestehe auf ihrer sorgfältigen Erledigung.
- Ich zeige dem Schüler regelmäßig, welche Fortschritte er in Bezug auf frühere Leistungen gemacht hat, erspare ihm Vergleiche mit der Bezugsgruppe.
- Ich helfe dem Schüler, sich in die Klasse zu integrieren (z. B. durch kooperativen Unterricht oder Lernpaten).
- Der Schüler ist in einer kooperativen, funktionierenden Klasse untergebracht, das Aufeinandertreffen mehrerer Kinder mit ähnlichen Symptomen wird vermieden.
- Ich weise den Schüler freundlich auf Regelverstöße hin und ahnde sie konsequent.
- Der Schüler befindet sich in kinderärztlicher Betreuung und erhält die erforderliche Medikation, falls
- der Leidensdruck hoch ist,
- das Kind sich oder andere gefährdet,
- die Kriterien für eine entsprechende Diagnose erfüllt sind,
- das Kind stark beeinträchtigt ist,
- andere Therapieformen erfolglos waren,
- die Gefahr einer Misshandlung besteht,
- eine Gefahr für die weitere Entwicklung besteht.[1]
- Der Schüler sitzt in der Nähe des Lehrers frontal zur Tafel und wird häufig angesprochen.
- Ich sage dem Schüler direkt und besonders klar, was er wie zu tun hat.
- Ich habe dem Schüler ein verantwortlich zu führendes Klassenamt übertragen, das mit einer von ihm besonders missachteten Regel zusammenhängt.
- Die Abläufe im Unterricht wiederholen sich regelmäßig, ermöglichen Routine, sind ritualisiert.
- Ich lobe den Schüler für seine persönlichen Stärken.
- Der Schüler kann Auszeiten außerhalb der Klasse nehmen, insbesondere, um sich zu bewegen.
- Mein Schulleiter kennt den Schüler und kann entsprechende Fördermaßnahmen in die Wege leiten.
- Ich habe dem Schüler Techniken der Selbstkontrolle vermittelt.
- Der Schüler hat die Möglichkeit, in seiner Freizeit geeignete Sportarten auszuüben (asiatische Kampfsportarten, Bogenschießen, Angeln, Reiten).
- Der Schüler erhält ein Aufmerksamkeits- und Konzentrationstraining, z. B. das Marburger Konzentrationstraining (MKT).
- Ich gebe dem Schüler nach einem Vorfall Gelegenheit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Literatur
- Menzel, Dirk / Wiater, Werner (Hgg.): Verhaltensauffällige Schüler. Symptome, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt, 2009, insbesondere die Beiträge S. 161 (Skrodzi) und S. 176 (Schaupp)
- Castello, Armin: Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten in Schule und Kita. Klinische Psychologie für die pädagogische Praxis. Stuttgart: Kohlhammer, 2013, bes. S. 158 (Gebhardt)
- Rausch, Adly: Problembelastete Schülerinnen und Schüler. Begriffe – Umfeld – Handlungsmäglichkeiten. Bad Heilbrunn; Klinkhardt, 2006, S. 53 ff.
Internet
- Zentrales ADHS-Netz: Tipps für den Schulalltag, unter: http://www.zentrales-adhs-netz.de/fuer-paedagogen/hilfreiche-konzepte/tipps-fuer-den-schulalltag.html (abgerufen: 08.09.2016)
- CHADD (Children and Adults with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder / http://www.chadd.org/About-CHADD/Mission-and-History.aspx#sthash.HKLwdnN6.dpuf): 50 Tipps für den klugen Umgang mit ADS im Klassenzimmer (dt. Fassung durch Juvimus e. V.): sn.schule.de/~huelsse/data/0611_ADS-50_Tipps-fuers-Klassenzimmer.pdf
[1] Skrodzki 2009, in: Menzel / Wiater 2009, S. 168